Fokus auf Infrastruktur Fokus auf Infrastruktur: Wie Werdershausen bei "Unser Dorf hat Zukunft" punkten will

Werdershausen - Das Wetter passt, nur der Ortsbürgermeister scheint nicht wirklich zufrieden zu sein. Bei strahlendem Sonnenschein präsentiert sich Werdershausen am Dienstag der Bewertungskommission des Landkreises Anhalt-Bitterfeld im Wettbewerb „Unser Dorf hat Zukunft“.
Gemeinsam mit vier anderen Ortschaften im Landkreis und als eine von dreien davon aus der Stadt Südliches Anhalt nimmt das kleine Dorf an der Fuhne an dieser Ausgabe des Wettbewerbes teil. Für die Begehung stehen dem 223-Seelen-Ort, ebenso wie allen anderen Teilnehmern auch, zwei Stunden zur Verfügung.
Ortsbürgermeister Thorsten Breitschuh begrüßt die siebenköpfige Bewertungskommission des Landkreises am Dorfgemeinschaftshaus in der Mitte des Ortes. Anders als in anderen teilnehmenden Orten dauert der Rundgang durch den kleinen Ort nicht lange - höchstens eine halbe Stunde, kündigt der Bürgermeister an.
„Es dauerte 20 Jahre, um so ein kleines Dorf ans Abwasser anzuschließen“
Wenige Schritte weiter folgt bereits der erste Stopp. „Hier stehen wir in der Mitte unseres größten Bauprojekts“, erklärt Breitschuh und meint die L146, die Werdershausen mit Gröbzig und Cattau verbindet. Straße und Fußweg wurden in den vergangenen Jahren bis 2019 grundhaft erneuert.
„Es dauerte 20 Jahre, um so ein kleines Dorf ans Abwasser anzuschließen“, sagt er und berichtet von einem besonderen Arbeitseinsatz, bei dem im Jahr 2018 „das ganze Dorf in 2.500 Arbeitsstunden“ angepackt habe, um die Straße auf Vordermann zu bringen. Worauf man stolz sein könne, so der Bürgermeister und fügt an: „Damit sind wir auch hier in mitteleuropäischen Standards angelangt.“
Vorbei geht es an der Festwiese, wo am Hang bergauf und bergab Fußball gespielt werden kann. Am Friedhof angekommen weist Breitschuh auf ein paar traurige, weil vertrocknete und knorrige Nadelbäume hinter den Gräberreihen. „Hier sieht man unser Dilemma. Wir befinden uns im Regenschatten des Harzes“, erklärt der Bürgermeister und zieht ein harsches Fazit.
Leerstand gäbe es keinen, im Gegenteil
„Das Thema heimische Nadelbäume hat sich bei uns erledigt.“ Nach mehreren Sommern seien die Böden so vertrocknet, dass viele Bäume schlicht nicht mehr zu retten seien.
Dafür, so Breitschuh weiter, seien „Straßen und Infrastruktur in einem guten Zustand“ und auch für die Zukunft vorbereitet, beispielsweise für Elektromobilität. Dank der Baumaßnahmen in den vergangenen Jahren könne man sich beim Ausbau „ein, zwei Jahre“ erstmal ein wenig Ruhe gönnen. Leerstand gäbe es keinen, im Gegenteil: Derzeit sind zwei Grundstücke für den Neubau von Häusern vorgesehen, was gut passe.
„Wenn wir alle zwei Jahre ein neues Haus kriegen, ist das in Ordnung. Schneller muss es nicht gehen.“ Weiter geht die Runde, vorbei an mehreren Koppeln. „Bei uns hat sich das komischerweise in Richtung Pferdedorf entwickelt“, erzählt Breitschuh und berichtet von vielen Einwohnern, die selber Pferde halten, gegenwärtig sind 14 der Tiere im Ort untergebracht.
Der Wettbewerb richtet sich an Dorfgemeinschaften bis 3.000 Einwohner, die sich für ein attraktives Leben im Ort einsetzen. Dafür nimmt eine Jury die teilnehmenden Orte in zweistündigen Ortsbegehungen unter die Lupe, ihre Bewertung erfolgt anhand eines Bewertungsbogens.
Dieser umfasst die Präsentation, Entwicklungskonzept, soziale und kulturelle Aktivitäten der Dorfgemeinschaft, den Zustand der Baugestaltung sowie die Gestaltung der Grünflächen. Der Gewinner dieser Runde wird im nächsten Jahr am Landeswettbewerb teilnehmen.
Einige Aussagen des Ortsbürgermeisters sorgen bei der Jury für Kopfschütteln
Nicht lange nach ihrem Beginn ist die Runde bereits vorbei, wieder im Dorfgemeinschaftshaus angekommen gibt es neben Kaffee, Kuchen, selbst gemachtem Speckkuchen zusätzliche Informationen zu Geschichte und Zukunft des Fuhneörtchens. Und die Gelegenheit zum Austausch untereinander.
Auch einige interessierte Bürger sind dabei. Der Werdershausener Volker Schwenke, seines Zeichens ehemaliger Chefkarnevalist, ist froh über den Wettbewerb. Und wenn sein Ort bei dieser Runde nicht gewinne, sei das auch nicht schlimm, dafür klappe es dann vielleicht beim nächsten Mal. „Es kann noch besser werden“, sagt er. Dem Bürgermeister, der sich seiner Meinung nach viel für den Ort einbringe, spricht er ein Lob aus: „Der macht das schon.“
Breitschuh wiederum klagt während des Rundgangs auffallend viel, was nicht bei allen Jurymitgliedern auf grenzenloses Verständnis stößt, dafür auf vereinzeltes Kopfschütteln. Er klagt über den Landkreis, über die Stadt Gröbzig in der Vergangenheit ebenso wie über die Stadt Südliches Anhalt. Die „Mehrheitsverhältnisse im Stadtrat waren immer so, dass man als Ortsteil nie Geld bekommt“, macht er deutlich. (mz)
