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Flugplatz Flugplatz: Schnäppchen am Flugplatz

Von wladimir kleschtschow 28.06.2012, 17:59

köthen/MZ. - Große kyrillische Lettern in weißer Farbe rufen auf, die Beschlüsse des letzten KPdSU-Parteitages zu verwirklichen. Die Losung wurde einst von Sowjetsoldaten des Militärflugplatzes Köthen an eine Wand aufgemalt. Die Ölfarbe trotzt ganz gut den Witterungseinflüssen - im Gegensatz zu manchem Gebäude, das nach dem Abzug der Sowjetarmee verlassen und ungenutzt steht.

Jetzt, da die neue Bundesstraße B6n entsteht, die ganz nah am Gelände vorbeiführt, wird in Köthen auch mit mehr Touristen gerechnet. Der ehemalige Fliegerhorst mit seinen Bauten, der 1937 vom nationalsozialistischen Regime in Deutschland errichtet wurde und wegen seiner militärhistorischen sowie architektonischen Wertes unter Denkmalschutz steht, könnte für sie eine interessante Sehenswürdigkeit sein. Ruinen und stellenweise viel Unkraut vermiesen jedoch das Bild. Kann das Gelände attraktiver gemacht werden?

Die Stadt Köthen kann da nicht viel tun, da sie nicht die Eigentümerin der Flächen ist. Nach Angaben der Bundesanstalt für Immobilienaufgaben übernahm der Bund 1991 das Gelände von der Sowjetarmee. "Das war eine Fläche von 261 Hektar", hieß es bei der Bundesanstalt. "Davon haben wir eine Menge verkauft - an Unternehmen, Privatleute. Nur 30 Hektar auf dem Flugplatz sind noch zu haben." Der letzte Käufer sei das Land Sachsen-Anhalt gewesen. Es erwarb eine Fläche von elf Hektar für den Bau der B6n.

Vor allem bei Privatpersonen gibt die Bundesanstalt keine Auskunft über die Identität der Käufer. Bekannt sind dagegen institutionelle Erwerber, die wesentlich dazu beitrugen, dass bestimmte Flächen, Kasernen und Wohnhäuser saniert und gepflegt werden. Beispiele dafür sind die Landkreisverwaltung oder das ehemalige Finanzamt, für das Gebäude saniert wurden, die heute ebenfalls zur Kreisverwaltung gehörten. Ein Projektierungsbüro hat seinen Sitz am Flugplatz, dem Flugverein gehört die Landebahn und die dazugehörigen Bauten. Große Flächen werden vom Landwirtschaftsunternehmen Wimex und von Solarenergetikern bewirtschaftet.

"Wer eine übrig gebliebene Immobilie kaufen will, kann sich an uns wenden", hieß es bei der Bundesanstalt für Immobilienaufgaben weiter. Ungepflegte Flächen und unsanierte Gebäude, die auf dem Flugplatz zu sehen sind, seien aber nicht unbedingt alle noch zu haben. Manche Investoren kaufen Flächen im Areal und lassen sie liegen. Die Gründe dafür sind unterschiedlich. Jemand hat kein Geld, um aus dem Grundstück etwas zu machen, andere hoffen vielleicht, das Grundstück später mit Gewinn verkaufen zu können.

Dass nicht jede dieser Hoffnungen in Erfüllung geht, zeigt die Versteigerung von zwei Immobilien beim Internetauktionator Diia, die derzeit noch bis zum 12. Juni läuft. Angeboten werden ein ehemaliges Haus der Offiziere und eine ehemalige Kaserne auf dem Flugplatz Köthen. Beide Gebäude sind schon einmal versteigert worden - 2009 für jeweils 2 000 bzw. 1 500 Euro. Ob es der damalige Käufer ist, der die Gebäude nun wieder loswerden will, ist nicht ersichtlich. Auf alle Fälle ist seitdem an den Häusern nichts geschehen.

Ob sich das nach der nächsten Versteigerung ändert, bleibt nur zu hoffen. Das Mindestgebot liegt nun bei 1 500 bzw. 1 000 Euro. Eine Rettung für die ehrwürdigen Gebäude? Geboten hat bisher niemand.