Firmenjubiläum Firmenjubiläum: Kohle, Öl und Holz bei Kaufmanns
zabitz/MZ. - Der Satz, den Klaus-Jürgen Kaufmann gleich am Anfang des Gesprächs sagt, trifft - in Stein gemeißelt - vermutlich auf alle Familienbetriebe zu: "Bei uns wird jeder gebraucht", sagt Kaufmann, der - nach Willi und Lothar Kaufmann - in der dritten Generation das Brennstoff- und Mineralölunternehmen am Rand von Zabitz führt. Erfolgreich, darf man hinzusetzen, zumal dann, wenn man in diesen Tagen das 80-jährige Bestehen der Firma gefeiert hat.
Ein Tag der offenen Tür bietet dann auch Gelegenheit, zurückzublicken. Bei Kaufmanns ist dies in besonderer Weise geschehen, mittels eines Filmstreifens, der zwar keine lebenden Bilder zeigt, sondern eine Vielzahl von Fotografien zu einer Dia-Show vereinigt hat - aber lebendig ist das Geschehen allemal, zeigt es doch, wie groß die Entwicklung ist, die sich allein in den letzten 20 Jahren auf dem Firmengelände abgespielt hat.
Dabei war das Kaufmannsche Geschäft lange Zeit alles andere als spezialisiert. Großvater Willi hat 1932 als Landhändler begonnen. Eine Art Tante-Emma-Laden für den agrarischen Sektor baute der Altvordere auf, mit Futtermitteln, Kalk, Dünger und Kolonialwaren. Und mit Kohlen.
Die aber damals noch ein Produkt unter vielen waren. Der Schwenk zum Brennstoffhändler vollzog sich erst nach dem Zweiten Weltkrieg. Willi Kaufmann arbeitete erst selbstständig, dann als Kommissionär für den VEB Brennstoffhandel. Was bedeutete, dass man lediglich ein gewisses Kontingent für die Kundschaft zur Verfügung hatte. "Das waren", sagt Klaus-Jürgen Kaufmann, "7 000 bis 8 000 Tonnen Kohle im Jahr." Arbeit für zwei Fahrzeuge und zwei Männer. "Wir hätten", so Kaufmann, "mehr geschafft". Was man auch immer wieder mal unter Beweis stellte: Zum Beispiel, wenn sonntags ein Anruf vom Kohlehandel kam, dass Koks übrig war, dann setzte man sich eben mal fix ins Auto und fuhr nach Bitterfeld, um die kostbare Ware einzusacken. Und das ganz buchstäblich: In den 60-er Jahren mussten die Kohlen per Hand in der Fabrik eingeladen und beim Kunden auf die gleiche Weise wieder entladen werden - zumindest so lange, bis man die Anhänger als Zahnstangenkipper umrüstete.
Trotz aller Widrigkeiten entwickelte sich die Firma gut. Der Fuhrpark wurde größer. Als Lothar Kaufmann 1971 den Posten auf der Brücke übernahm, wuchs die Flotte auf zwei W50, einen S4000 und diverse Anhänger an, die auch in Eigenregie repariert und lackiert wurden. Gut möglich, dass daher der Berufswunsch von Klaus-Jürgen Kaufmann herrührte. Der heutige Chef nämlich arbeitete anfangs nicht im Unternehmen, sondern lernte Kfz-Schlosser und studierte anschließend Maschinenbau und Kfz-Technik, war in der PGH "Gute Fahrt" Technischer Leiter. "Ich war in der PGH mit Lust und Liebe", erinnert sich Klaus-Jürgen Kaufmann, "aber irgendwann war klar, dass es der Vater nicht mehr allein schafft."
1986 kehrte der "verlorene Sohn" zurück in den väterlichen Betrieb. Der nach der Wende wieder zum reinen Privatunternehmen wurde. Für die Kaufmänner und ihre Frauen eine ganz neue Erfahrung. Eine ganz neue Verantwortung auch fürs Geschäft. Hatte man zu DDR-Zeiten auch mal keinen Sprit mehr fürs Fahrzeug bekommen, musste man mit Dieselmarken rechnen und genau überlegen, wo man noch hinfuhr, hieß es nun, selbst den richtigen Weg, die richtigen Partner zu finden. "Wir haben uns beim Heizöl an keinen Großhändler mehr gebunden", sagt Klaus-Jürgen Kaufmann, "das war durchaus nicht von Nachteil für uns". Allerdings: Bei den Holzpellets, dem jüngsten Kind in der Kaufmannschen Produktpalette, arbeitet man mit einem Großhändler zusammen - der Qualität wegen und der Quantität. Man habe einen Partner gefunden, der das liefert, was benötigt wird und keine Pflichtabnahmen fordert.
Die Pellets waren auch der Auslöser für den Bau des Bio-Energie-Centers. Dafür wurde ein seit fast 20 Jahren leerstehender Rinder- stall in Zabitz zu einem modernen Umschlagplatz für biogene Brennstoffe umgebaut - größtenteils in Eigenregie.
Und mit Unterstützung aus dem Leader-Programm der EU, das die wirtschaftliche Basis im ländlichen Raum stärken helfen soll. "Das Projekt dafür haben wir in 14 Tagen aus dem Boden gestampft", erinnert sich Klaus-Jürgen Kaufmann. Im ersten Jahr habe er noch Bauchschmerzen gehabt angesichts der Investitionen in Grund und Boden und in das Gebäude. "Aber jetzt denke ich, es war die richtige Entscheidung zur richtigen Zeit." Und auch das ist ein Wort, das zu 80 erfolgreichen Jahren passt.