Essen für Bedürftige Essen für Bedürftige: Darum benötigt die Köthener Tafel keine Fördermittel

Köthen - Dass der Sozialausschuss des Kreistages Anhalt-Bitterfeld gerade zu Fördermitteln für die Tafeln berät, darüber ist Ronald Kurek genau informiert. Der Verantwortliche für das Sozialkaufhaus und die Tafel in der Friedrich-Ebert-Straße 29 kann sofort begründen, warum die Köthener Tafel bei der Beratung nicht auftaucht. „Wir haben keine Fördermittel beantragt. Das Geld sollen die bekommen, die es dringend brauchen.“ Die Betreiber der Tafeln in Bitterfeld und Zerbst zum Beispiel. Diese hatten auch Geld beim Landkreis beantragt.
In Köthen ist das laut Kurek nicht nötig. Er und seine Kollegen im Sozialkaufhaus und bei der Tafel sind bei der Köthener Beschäftigungs- und Arbeitsförderungsgesellschaft (Köbeg) angestellt, die beide Einrichtungen betreibt. Als GmbH könne die Köbeg die Aufwendungen des Betriebs abfedern. Denn über das kommunale Jobcenter bekomme die Einrichtung Ein-Euro-Jobber vermittelt, informiert der Verantwortliche. Acht Mitarbeiter betreuen die Tafel, 16 arbeiten in einem Zwei-Schicht-System im Sozialkaufhaus. Sieben weitere Mitarbeiter kümmern sich um die Reinigung und Aufarbeitung von Möbeln und Elektronik. Kurek ist zufrieden mit dieser Lösung - und mit seinen Mitarbeitern.
Diese arbeiten in kleinen Teams - und sind viel unterwegs. Denn die Waren und Lebensmittel müssen erst einmal in die Friedrich-Ebert-Straße kommen. Mit Transporter und Lieferwagen sind die Mitarbeiter auf Tour. Möbel und Elektronik holen sie bei Spendern vor Ort ab. Kleidung oder Geschirr bringen Spender auch vorbei. Und das reichlich. „Teilweise haben wir Probleme, die Möbel wieder loszuwerden“, berichtet Kurek. Deshalb achten die Mitarbeiter auf die Qualität der Ware, so der Verantwortliche. Er weiß, dass die Bedürftigen von dem wenigen Geld, das sie haben, „etwas Vernünftiges“ anschaffen wollen.
Das Essen holen die Mitarbeiter der Tafel bei Supermärkten in Köthen, Dessau, Aken, Gröbzig und Löbejün ab. Danach geht es aber nicht gleich an die Bedürftigen. „Wir brauchen Zeit, die Waren vorzubereiten und zu sortieren“, erklärt Kurek. Die Mitarbeiter packen Schalen für jeden Bedürftigen.
Bei der Ausgabe des Essens - wochentags je eine Stunde - gehe es geordnet zu, wie der Verantwortliche der Tafel betont. „Bei uns wird eine Liste geführt und kontrolliert, wer schon etwas bekommen hat“. So werde sichergestellt, dass jeder Bedürftige nur einmal pro Woche Essen bei der Tafel holt. Außerdem können die Mitarbeiter so auch die Essgewohnheiten ihrer Gäste berücksichtigen. „Bei Allergikern oder Diabetikern packen sie das Essen entsprechend zusammen“, schildert Kurek. Auch die Essgewohnheiten der Flüchtlinge, die in den letzten Monaten in größerer Zahl kommen, können berücksichtigt werden.
Schwierigkeiten mit Bedürftigen gibt es laut Kurek keine. Obwohl täglich bis zu 50 Bedürftige zur Tafel kommen und bis zu 330 pro Monat im Sozialkaufhaus einkaufen. „Wir haben einen guten Kontakt zu unseren Gästen. Sie sind sehr dankbar für das Angebot“, weiß er zu berichten. Das zeigt sich auch beim Besuch der MZ. Die Regale sind gut gefüllt, die Mitarbeiter an der Ausgabe verteilen das Essen nach der Liste. Die Stimmung ist ruhig und freundlich. Es scheint zu stimmen, war Kurek sagt: Fördermittel vom Landkreis brauchen sie hier offenbar nicht so dringend. (mz)