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Es gibt keine Wunderpillen

Von STEFANIE GREINER 14.05.2010, 17:00

KÖTHEN/MZ. - Kaum machen sich die ersten Anzeichen von Kopfschmerzen bemerkbar, greifen viele zur Tablette. Die Wunderpille verspricht schließlich schnelle Linderung. Christoph Laurentius kann bei so etwas nur mit dem Kopf schütteln. Als homöopathischer Arzt verlässt er sich auf alternative Methoden.

In Berlin hat Christoph Laurentius eine Privatpraxis. Seit vergangenem Jahr ist er auch in Köthen tätig. Der homöopathische Arzt übernahm die Praxis von Dr. Martha Schütte im Hahnemann-Haus. Immer wieder muss er feststellen, dass sich in den Köpfen der Bürger die Meinung festgesetzt hat, jedes Wehwehchen müsse sofort medikamentös behandelt werden.

In Laienveranstaltungen will Christoph Laurentius dazu anregen, diese Annahme kritisch zu hinterfragen. Der homöopathische Arzt hält Vorträge, um der Bevölkerung grundlegende Methoden der Alternativmedizin näher zu bringen. Eine Veranstaltung dieser Art fand kürzlich im Rahmen des Homöopathie-Kongresses statt.

Ewige Gesundheit

"Gesundheit ist unser teuerstes Gut", begann Christoph Laurentius seine Ausführungen am Donnerstagabend. 24 Interessierte hatten sich im Dachgeschoss der Europäischen Bibliothek für Homöopathie eingefunden. "Die ewige Gesundheit - das ist doch das, was wir alle wollen", machte der Referent deutlich.

In der Werbung werde versprochen, dass sämtliche Beschwerden mit Tabletten geheilt werden können. Die vermeintlichen Wundermittel seien jedoch direkt den "Laboren Hollywoods" entsprungen. Stets gelte die Devise: "Hauptsache das Ziel wird erreicht. Koste es, was es wolle."

Gesundheit hat ihren Preis. Dabei ist noch nicht einmal richtig klar, was das Wort überhaupt bedeutet. "Gesundheit und Krankheit sind relative Begriffe", sagt Laurentius. Die Beurteilung, ob ein Mensch gesund oder krank sei, hänge von verschiedenen Faktoren ab. "Insofern ist Gesundheit immer am Individuum auszurichten."

Eine falsche Definition von Krankheit habe ihren Ursprung in der Kindheit. Nicht selten meinen Eltern, jeden Infekt und jede Verletzung sofort behandeln zu müssen. "Diese Fürsorge ist meist falsch", betonte Christoph Laurentius. In vielen Fällen seien statt Tabletten und Salben tröstende Worte angebracht. Andernfalls passiere nämlich Folgendes: "Kinder lernen, dass jede Abweichung von der Norm mit einem Medikament behandelbar ist." Krankheiten und Verletzungen seien für ihre Entwicklung enorm wichtig.

Alternative Methoden gelten auch für Erwachsene. "Was machen Sie bei einem grippalen Infekt?", wollte Christoph Laurentius vom Publikum wissen. Die Antworten reichten vom heißen Fußbad über Lindenblütentee bis zum warmen Bier. "Wenn man krank ist, sollte man das machen, was der Körper fordert", machte der Arzt deutlich. In erster Linie bedeute dies, viel zu schlafen.

Bei Husten schwören die Anwesenden auf Thymian-Tee, Brustwickel, Zwiebelsaft und Kamillendampfbad. Kopfschmerzen lindern sie mit einem kalten Lappen, Massagen und ausreichend Flüssigkeit. "Häufig kommt man mit einfachen Mitteln zurecht", erklärte Christoph Laurentius. Selbstheilung sei ein wichtiger Prozess.

Ein Phänomen kann sich der homöopathische Arzt nicht erklären: In anderen Bereichen des Lebens suchen Menschen selbst nach Lösungen für Ungereimtheiten. Wer ruft schon einen Klempner, wenn der Wasserhahn defekt ist? Erst einmal wird versucht, das Problem selbst zu beheben. Bei Krankheiten ist das anders. "Warum traut man sich hier keine Kompetenzen zu?", wundert er sich.

Dauerhafte Heilung als Ziel

In schwierigen Fällen solle jedoch ein Fachmann zu Rate gezogen werden. "Des Arztes höchster und einziger Beruf ist, kranke Menschen gesund zu machen, was man Heilen nennt", zitierte Christoph Laurentius den Begründer der Homöopathie, Samuel Hahnemann. Ziel der Alternativmedizin sei es, Patienten dauerhaft gesund zu machen und Symptome nicht einfach zu unterdrücken. Auf ausführliche Gespräche werde deshalb großer Wert gelegt.

"Wie hoch ist Ihre Erfolgsquote?", wollte Besucherin Hilde Knichel wissen. Eine genaue Antwort konnte Christoph Laurentius nicht geben. Der Erfolg einer Behandlung hänge von Art und Dauer der Erkrankung ab. "Kann man Krebs homöopathisch heilen?", fragte Max von Trott zu Solz. Auf diesem Gebiet fehlt Christoph Laurentius noch die nötige Erfahrung. Er bezweifelt aber nicht, dass Krebs mit homöopathischen Mitteln geheilt werden kann.

Hilde Knichel hat die einstündige Veranstaltung gefallen. Die studierte Pharmazeutin aus Worms interessiert sich für alternative Medizin. Tabletten und andere Wundermittel hätten schließlich einen großen Nachteil: "Nebenwirkungen sind oft gravierend."