Eltern laufen Sturm Eltern laufen Sturm: Leiterin der Grundschule Aken steht hart in der Kritik

Aken - Ihre persönlichen Erfahrungen, betont Jenny Peter, sind nicht schlecht. Im Gegenteil. Sie habe „einen sehr guten Draht zu unserer Direktorin“, sagt sie. Doch sie weiß auch, dass es „sehr häufig Beschwerden gibt“. Beschwerden, die Schulleiterin betreffend. Die Vorsitzende des Elternrates in der Klasse ihrer Tochter schätzt ein, dass die Situation „immer schlimmer wird“. Jenny Peter spricht von „einer sehr angespannten Atmosphäre“.
Die Schulleiterin sagt dazu erst einmal nichts. Andrea Hanke-Lemm, die 2016 nach Aken an die einzige Grundschule der Stadt kommt, schweigt. Sie streicht kurzfristig Gesprächstermine, ignoriert mehrfach Rückrufbitten, die die MZ im Sekretariat der Schule hinterlässt, versichert per Kurznachrichten wiederholt, sich zu melden und für ein Telefonat zur Verfügung zu stehen.
Freitagabend heißt es dann - wieder in Form einer SMS: Die Situation an der Schule sei mit dem Schulamt besprochen. Und: Es werde ein falsches Bild vermittelt, womit die Leiterin auf die Aussagen von Eltern anspielen dürfte. Ihre Sicht auf die Situation an der Grundschule „Werner Nolopp“ bleibt jedoch unausgesprochen.
Lehrer seien gestresst - und das wirke sich auf die Kinder aus
In den vergangenen Tagen erreichen die MZ mehrere Hinweise zu diesem Thema. Eine junge Frau ruft in der Redaktion an, schildert Umstände und hinterlässt für Rückfragen Namen und Telefonnummer. Am Tag darauf wird sie nach eigener Aussage in die Schule zitiert - und soll sich gegenüber der Leitung erklären. Ob sie sich an die MZ gewandt habe, will man wissen.
Sie sieht jedoch keine Notwendigkeit, sich für ihr Tun zu rechtfertigen, erklärt sie später gegenüber der MZ. Sie berichtet unter anderem von mehreren Lehrern, konkret nennt sie die Zahl sieben, die die Schule mittlerweile verlassen haben. Lehrer seien gestresst - und das wirke sich auf die Kinder aus, ist sie überzeugt und wünscht sich nichts sehnlicher, als das „die Kinder hier vernünftig lernen können“.
Ein mittlerweile ausgeschiedenes Mitglied des Schulelternrates behauptet: Die Lehrer hätten die Lust am Unterrichten verloren. Und: Die Schulleiterin sei „überhaupt nicht kritikfähig“, fühle sich oft „persönlich angegriffen“, wenn Dinge angesprochen werden. Die Zusammenarbeit von Lehrern und Leitung beschreibt sie als „schwierig“. Hinzu käme, dass Lehrer krank seien, weil sie mit der Schulleitung nicht zurecht kämen. Ein großes Problem sieht sie auch in der Kommunikation: „Beziehen sie uns ein, reden sie mit uns“, habe sie mehrfach von der Schulleitung erbeten.
„Wenn Eltern etwas Kritisches gesagt haben, wurden sie mundtot gemacht“
Ines Trappiel kann das gut nachvollziehen, könnte diese Aussage normalerweise mit Gelassenheit verfolgen. Ihr Sohn besucht mittlerweile das Ludwigsgymnasium in Köthen und ist jetzt in die sechste Klasse gekommen. Dennoch kann sie die Zeit an der Grundschule nicht einfach vergessen. „Ich hatte das Gefühl, dass die Lehrer in zwei verschiedene Kategorien eingeteilt wurden: Diejenigen, die nichts sagen und diejenigen, die sich auch mal widersetzen“.
Weiter schildert sie im Gespräch mit der MZ: „Wenn Eltern etwas Kritisches gesagt haben, wurden sie mundtot gemacht.“ Am schlimmsten findet Ines Trappiel, die sich damals im Elternrat der Klasse ihres Sohnes engagiert, „dass die Kinder das zu spüren bekommen und Spießruten laufen“. Aus dem Grund, erklärt sie jetzt, habe sie damals nichts gesagt.
Dass sie von der Zeugnisausgabe nach der vierten Klasse ihres Sohnes ausgeschlossen werden soll, sitzt bis heute tief. Sie kann nur vermuten, woran das gelegen hat: Weil sie den Mund aufgemacht habe, sagt sie. Dass es am Gymnasium in Köthen anders laufe, dass hier eine vernünftige Atmosphäre herrsche, sich Schule offenbar besser organisieren lasse, empfindet sie als angenehm. Ihr Sohn auch.
Die Eltern fordern ein vernünftiges Miteinander mit Respekt und auf Augenhöhe
Ines Trappiel würde sich für die Zukunft der Akener Grundschule wünschen, „dass man sachlich Kritik üben kann, damit sich die Lehrer auf ihre Arbeit konzentrieren können - im Sinne der Kinder“.
„Wir müssen etwas ändern“, weiß Jenny Peter. Absprachen müssten sich verbessern. Die Eltern würden oft zu spät von Vorkommnissen erfahren, wenn Lehrer länger krank sind, sich der Stundenplan ändert, Unterricht ausfällt oder Klassen zusammengelegt werden. Zu Beginn dieses Schuljahres betrifft das die dritten Klassen: Aus drei werden zwei. Die Schulleitung informiert allerdings - und erklärt das in einem Brief an die Eltern, der der MZ vorliegt, mit „schulorganisatorischen Gründen“.
„Die Schule“, sagt Jenny Peter, „steht in einem schlechten Licht.“ Deshalb wolle man „versuchen, etwas Ruhe reinzubringen“. Was sie sich wünschen würde? „Dass die Schulleitung in Zukunft mit dem gesamten Schulelternrat offen und ehrlich kommuniziert, Umstände erklärt, um Mutmaßungen zu vermeiden. Wir wollen keine Köpfe rollen sehen, sondern ein vernünftiges Miteinander mit Respekt und auf Augenhöhe“, sagt sie der MZ. (mz)
Im Landesschulamt ist offenbar bekannt, dass es an der Grundschule in Aken Probleme gibt. Detailliert werden diese nicht beschrieben; vieles sei Sache der Personalabteilung, heißt es gegenüber der MZ. Allerdings versichert Thomas Redlich, Referatsleiter Grund- und Förderschulen, hätten die Lehrer die Chance, „alle möglichen Unterstützungsmaßnahmen in Anspruch zu nehmen“.
Vom Betriebsarzt über Coachings und Mediation bis hin zu Mitarbeitergesprächen. Das Amt arbeitet hier mit einem Dienstleister zusammen, dessen Beschäftigte auch schon an der Grundschule „Werner Nolopp“ waren. Aktuell werden mit jedem einzelnen Lehrer persönliche Gespräche geführt, die im August abgeschlossen sein sollen. Warum es an der Schule keinen Personalrat gibt, der die Interessen der Lehrer vertritt, weiß man hier nicht.
Grundsätzlich sei die Schule im Hinblick auf ihre Krankheitsfälle „nicht sonderlich auffällig“, so der Referatsleiter. Es gäbe „viele vergleichbare Fälle“. Man könne nicht „ein Loch stopfen und woanders eins aufreißen“. In Magdeburg ist man der Überzeugung, dass Aken für das neue Schuljahr personell „gut aufgestellt ist“. Ungeachtet dessen würden Bewerbungsgespräche laufen. Auch für eine neue pädagogische Mitarbeiterin.