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Eine Spritze zu Ostern Eine Spritze zu Ostern: Helfer halten Köthener Impfzentrum zum Wochenende am Laufen

Von Sylke Hermann 06.04.2021, 09:02
Zum Team des Impfzentrums in Köthen gehört über Ostern auch die Ärztin Ulrike Keller. Sie impft am Sonntag unter anderem die 88-jährige Ingrid Lange.
Zum Team des Impfzentrums in Köthen gehört über Ostern auch die Ärztin Ulrike Keller. Sie impft am Sonntag unter anderem die 88-jährige Ingrid Lange. Christian Ratzel

Köthen - Tobias Schwalenberg, 36 und beruflich eigentlich mit Wasserrecht vertraut, hat an diesem Ostersonntag das Sagen im Köthener Impfzentrum. Der Landkreis-Mitarbeiter ist bester Stimmung: „Die Sonne scheint, die Technik funktioniert, die Impfärzte arbeiten sehr zügig.“ Alles sei bestens.

Er sitzt etwas abseits vom Geschehen in einem kleinen, spartanisch eingerichteten Büro im Obergeschoss des Hauses. Vor ihm ein Rechner. Auf dem Tisch sein Telefon. Und dann liegt da noch eine Menge Papier.

Excel-Tabellen mit all den Personen, die bis zum Nachmittag geimpft werden sollen. „Wir haben heute knapp 150 Termine vergeben“, informiert er und deutet an, dass da im Laufe des Tages noch einiges an Bewegung zu erwarten sei. „Das ist ein sehr dynamischer Prozess.“

Dienst am Feiertag gehört für alle mit dazu

Für ihn wie für jeden einzelnen Helfer ist dieser Feiertagsdienst im Impfzentrum nahe des Halleschen Turms in Köthen nichts, was überhaupt erwähnenswert wäre.

Sie machen hier ihren Job. Angefangen bei den Impfärztinnen bis hin zu den ehrenamtlichen Helfern vom DRK und den Maltesern, die Daten aufnehmen und abgleichen, den Geimpften im Ruheraum ein Wasser reichen, ihnen den Weg zeigen oder Spritzen aufziehen.
Hierfür ist an diesem Sonntag Maik Rudat zuständig.

Der Notfallsanitäter weiß um die Verantwortung, denn „jeder Hersteller hat seine genauen Vorschriften“. Die hängen zur Sicherheit auch nochmal an der Wand, sodass der 43-Jährige bei Bedarf nachsehen könnte. Doch er weiß auch: „Das ist kein Hexenwerk.“ Doch die Ampullen mit dem Impfstoff von Biontech und Astrazeneca sind wertvoll.

„Es ist unsere einzige Chance, diese Pandemie zu bekämpfen“

Die 31-jährige Ulrike Keller arbeitet in Radebeul als Ärztin in einem Krankenhaus und hat sich freiwillig zum Impfen in Köthen gemeldet. Erstens weil die Unterstützung hier gebraucht werde und zweitens könne sie so Ostern bei ihrer Familie sein. Auch wenn wenig Freizeit bleiben dürfte.

Ihre Mutter, Dagmar Zake, ist nämlich auch ziemlich eingespannt. Die Allgemeinärztin aus Aken verabreicht nur ein paar Meter entfernt die Impfdosen gegen Covid-19. Hier im Impfzentrum gemeinsam mit ihrer Tochter zu arbeiten, sei „eine neue Erfahrung“, gesteht sie. Doch beide stehen gern hier - auch, um aufzuklären.

„Ich denke, jeder der geimpft ist, wird nicht mehr krank. Es ist unsere einzige Chance, diese Pandemie zu bekämpfen“, betont Dagmar Zake, die auch an diesem Ostersonntag wieder viele Worte braucht, um „die große Verunsicherung“ gegenüber Astrazeneca auszuräumen, zumindest versucht sie es. Immer wieder gäbe es Impfwillige, die aufstehen und gehen, wenn sie hören, welchen Impfstoff sie lauf Verordnung bekommen sollen. Manchmal überzeugen auch Dagmar Zakes Worte nicht: „Wir wissen, dass Astrazeneca gut wirkt. Die Leute müssen keine Angst haben.“

An diesem Ostersonntag muss keiner auf seinen Impftermin warten

Angst hätte Ingrid Lange höchstens, sich mit Corona zu infizieren. Sie ist 88 und hat jetzt ihre erste Spritze bekommen. Sie zählt zu einer Hand voll Personen dieser Altersgruppe, die bisher in Köthen nicht gegen das Virus geschützt sind.

Ihren Termin habe sie sich telefonisch unter der 116117 geholt und ist begeistert, wie schnell und routiniert die Personen hier geimpft werden. „Ich hab’s mir schlimmer vorgestellt“, sagt sie, weil sonst so viele Menschen draußen vor der Tür gewartet hätten.
Ersehnte Impfung

An diesem Ostersonntag muss keiner warten. Auch Karl Jahns nicht. Er ist 83 und hat wie auch Ingrid Lange geduldig die 116117 gewählt, um endlich geimpft zu werden. Den ersten Termin, der ihm von der Stadt vorgeschlagen wurde, habe er nicht wahrnehmen können, weil er zu dem Zeitpunkt in Behandlung gewesen sei.

Zum Nachmittag kann Tobias Schwalenberg kurzfristig sogar noch einige Feuerwehrkameraden zum Impfzentrum bestellen

Karl Jahns ist an Leukämie erkrankt. Jetzt fühle er sich „ziemlich schlapp“, was aber nicht mit der Impfung zu tun habe, ist er überzeugt.

Ein Bier hätte er jetzt gern, verkündet er fröhlich und sorgt für heitere Stimmung im Wartebereich. Als er auf die Impfverweigerer zu sprechen kommt, wird er wieder ernst. Auch für die Proteste habe er kein Verständnis. „Diese Leute sind verantwortungslos“, sagt Karl Jahns und findet es „absolut notwendig“, dass jetzt auch in Köthen geimpft wird.

Zum Nachmittag kann Tobias Schwalenberg kurzfristig sogar noch einige Feuerwehrkameraden zum Impfzentrum bestellen. Ein paar Impfdosen sind übrig. Und keine einzige soll verfallen. Und dann hat auch er irgendwann Feierabend und Zeit für die Familie. Aber erst müssen die Daten übermittelt - und die Lagerbestände gecheckt werden. Denn auch am Ostermontag sind in Köthen viele Menschen geimpft worden. (mz)