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Ein grauer "Unglücksrabe" Ein grauer "Unglücksrabe": Feuerwehr hat Reiher aus Dorfteich in Reppichau befreit

Von Stefanie Greiner 16.08.2018, 12:10
Martina Tetz kümmert sich fürsorglich um ihren Patienten. Die Tierärztin hofft, dass der Graureiher bald anfängt, allein zu fressen.
Martina Tetz kümmert sich fürsorglich um ihren Patienten. Die Tierärztin hofft, dass der Graureiher bald anfängt, allein zu fressen. Heiko Rebsch

Reppichau - Erschöpft liegt der Graureiher in einer Ecke der Voliere. Martina Tetz macht sich Sorgen um ihren Patienten. „Er muss anfangen zu fressen“, sagt die Tierärztin aus Reppichau. „Sonst sieht es schlecht aus.“

Ein Bürger hatte den Reiher am Sonntag entdeckt. Er steckte - einige Meter vom Ufer entfernt - im Schlamm des Dorfteiches fest. Der Vogel hatte vermutlich auf Ästen gesessen, die im Wasser liegen, und war abgerutscht. Die Kameraden der Freiwilligen Feuerwehr Reppichau rückten aus, um ihn aus seiner misslichen Lage zu befreien.

Der Rettungseinsatz gestaltete sich jedoch schwieriger als gedacht. Im Dorfteich fehlt allerhand Wasser, hinzu kommt eine dicke Schlammschicht. Beides führte dazu, dass die Helfer nur schleppend vorankamen. Ein echter Kraftakt für Ortswehrleiter Mario Carius und seine Kameraden.

Das linke Bein des „Unglücksraben“ war lädiert

Trotz seiner ausweglosen Situation erwies sich der Reiher als wehrhaft. Er schnappte nach seinen Rettern. Sie legten ihm eine Decke über, um Verletzungen zu vermeiden. Die Kameraden befreiten den Vogel, hievten ihn vorsichtig ins Boot und brachten ihn an Land. Der Weg dorthin war erneut ein Kraftakt.

Das linke Bein des „Unglücksraben“ war lädiert. Das erkannten die Helfer sofort. Sie riefen die Tierärztin, wenige Minuten später war Martina Tetz zur Stelle. Sie betreibt die Kleintierpraxis „Bunter Hof“ in Reppichau und hatte gerade einen Hausbesuch in der Nähe. Die Tierärztin nahm den Reiher mit. Sein linker Unterschenkel war gebrochen. „Wir haben nachts noch operiert“, sagt sie. Was gar nicht so einfach war. Denn Vögel haben spröde Knochen, die leicht splittern.

Fische in seinem Napf rührt der Graureiher derzeit nicht an

Die Operation hat der Graureiher gut überstanden. Martina Tetz ist dennoch besorgt. Denn die Reflexe in seinem Bein scheinen nicht zu funktionieren. Und die Fische in seinem Napf rührt er auch nicht an. „Er kann seine Jagdposition nicht einnehmen“, sagt die Tierärztin. Dafür müsste er stehen können. Doch das kann er im Moment nicht. Sie muss den Reiher füttern. Mit mäßigem Erfolg: Einige Fische würgt der Vogel wieder aus.

Einen Graureiher als Patienten hatte Martina Tetz noch nicht. Sie behandelt für gewöhnlich Hunde, Katzen und Nager. Ab und zu landen Wildtiere in ihrer Praxis. Ein Waschbär oder auch Greif- und Singvögel. Wie lange der Reiher bei ihr bleibt, kann die Tierärztin nicht abschätzen. Sie hofft zunächst einmal, dass er durchkommt. (mz)

Graureiher (auch Fischreiher genannt) leben in Eurasien sowie in einigen Gebieten Süd- und Ostafrikas. Sie gehören in Mitteleuropa zu verbreiteten Brutvögeln. Ihre Nester bauen die Vögel meist in Gehölzgruppen in Gewässernähe.

Die weiße Stirn sowie der grau-weiße Hals und der aschgraue Rücken mit weißen Bändern machen den Graureiher unverwechselbar. Ein ausgewachsener Vogel ist rund 90 Zentimeter groß, er wiegt zwischen einem und drei Kilogramm.

In flachen Gewässern, auf Äckern und Wiesen sucht der Graureiher nach Nahrung. Er ernährt sich vor allem von Fisch, frisst aber auch Amphibien, Insekten, Jungvögel, Kleinsäuger und Reptilien. Sein Jagdverhalten ist markant: Er beugt sich langsam vor und stößt dann blitzschnell zu. Eine sogenannte Ansitzjagd.

In der Luft bewegt er sich mit langsamen Flügelschlägen. Sein Kopf ist bis auf die Schultern zurückgezogen, der Hals s-förmig gekrümmt. (Quelle: Nabu)