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Doppelt schwere Zeiten Doppelt schwere Zeiten: Geflügelzüchter in Anhalt-Bitterfeld haben mit Corona und Stallpflicht zu kämpfen

Von Stefanie Greiner 01.02.2021, 13:32
Seine Hühner muss Marcel Dittrich seit Dezember einsperren. In einigen Ortschaften des Landkreises - so auch in Bobbau - gilt Stallpflicht.
Seine Hühner muss Marcel Dittrich seit Dezember einsperren. In einigen Ortschaften des Landkreises - so auch in Bobbau - gilt Stallpflicht. André Kehrer

Bobbau - Marcel Dittrich ist irritiert. Corona hier, Corona da. Alle reden nur noch von einem Thema. Doch was ist eigentlich mit der Vogelgrippe? Der Vorsitzende des Kreisverbandes der Geflügelzüchter in Anhalt-Bitterfeld erinnert daran, dass der Landkreis im Dezember eine Stallpflicht angeordnet hat. „Müssen die Tiere eigentlich noch drin bleiben oder können die wieder rausgelassen werden“, fragt sich der Bobbauer.

Die Stallpflicht gilt nach wie vor. Das macht der Landkreis auf MZ-Nachfrage deutlich. Das bedeutet: Geflügelhalter müssen ihre Tiere in geschlossenen Ställen oder Volieren halten. In diese dürfen weder Wildvögel, die die Vogelgrippe einschleppen könnten, noch deren Kot gelangen. Dafür müssen Halter sorgen. Die Stallpflicht betrifft viele Ortschaften in Anhalt-Bitterfeld - nicht alle. Eine Regelung, die Marcel Dittrich nicht versteht.

Von der Stallpflicht für Geflügel befreit sind Ortschaften, die außerhalb der Wildvogelareale liegen. Also außerhalb beliebter Rastplätze an Seen und Flüssen. Das teilte der Landkreis im Dezember mit.

Die Stallpflicht setzt den Tieren stark zu

„Die Tiere werden rammdösig“, sagt der Kreisvorsitzende aus Bobbau. „Die brauchen ihre Freiheit.“ Er selbst hat große Volieren für seine rebhuhnhalsigen Italiener, mittelgroße und kräftige Hühner. Und damit wenigstens etwas Auslauf in Stallpflicht-Zeiten. Diese Möglichkeit aber hätten nicht alle Züchter, weiß er. Marcel Dittrich ist erleichtert, dass Geflügelzüchter zusammenhalten. Gerade in diesen Zeiten. „Sie helfen sich untereinander und sprechen ab, wo Tiere untergebracht werden können.“

Trotzdem. Die Stallpflicht setzt den Vereinen zu. Und das in einer Zeit, in der es die Züchter schon nicht leicht haben. Die Folgen der Corona-Krise sind erheblich. Im Frühjahr wurden die Küken aufgepäppelt, danach die Jungtiere zu ausstellungsfähigen Tieren herangezogen - in der Hoffnung, mit ihnen bestmöglich abzuschneiden. Die Bewertungsnote „vorzüglich“ freut jeden Züchter. Mit dem 1. November war dieser Traum jedoch vorbei. Und damit die monatelange Arbeit umsonst. Bis 31. Oktober konnten Ausstellungen noch stattfinden. Danach war Schluss.

Die Vogelgrippe beziehungsweise klassische Geflügelpest ist für Hausgeflügel hochansteckend. Sie verläuft mit schweren Krankheitszeichen. „Bei Hühnern und Puten können innerhalb weniger Tage bis zu 100 Prozent der Tiere erkranken und sterben“, informiert der Landkreis.

Welche Gebiete von der Stallpflicht ausgenommen sind, kann unter dem Suchbegriff „Vogelgrippe“ auf der Internetseite des Landkreises nachgelesen werden.

Marcel Dittrich hofft, dass die Geflügelzüchter diese doppelt schwere Zeit überstehen

Die Züchter reagierten mit Kopfschütteln. „Bei unseren Ausstellungen sind keine 100 oder 150 Besucher auf einmal da“, sagt der Vorsitzende des Kreisverbandes. „Wir haben 50 bis 100 an einem Wochenende.“ Die Ausstellungen zu diesem Zeitpunkt abzusagen, fand Marcel Dittrich unverhältnismäßig.

„Ich konnte nicht eine Schau mitmachen“, sagt er. „Und das trifft 90 Prozent aller Züchter.“ Nicht nur die kleinen Ortsschauen und Kreisschauen seien ausgefallen, sondern auch die großen. Die Bundessiegerschau in Hannover zum Beispiel. „Ein Züchter will belohnt werden für seine Arbeit.“ Ganz abgesehen davon, dass viele bei Ausstellungen auch Tiere tauschen würden, was wichtig sei.

Erst Corona, dann Stallpflicht. Marcel Dittrich hofft, dass die Geflügelzüchter diese doppelt schwere Zeit überstehen. Denn die Vereine hätten - nicht zuletzt aufgrund des fehlenden Nachwuchses - schon genug Probleme. (mz)