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Die Drachenzähmer Die Drachenzähmer: Bärbel und Jürgen Kemnitz aus Köthen lassen seit 20 Jahren Drachen steigen

Von Doreen Hoyer 24.10.2019, 13:50
Bärbel und Jürgen Kemnitz teilen seit gut 20 Jahren die Liebe zu Drachen in ihren vielen verschiedenen Formen.
Bärbel und Jürgen Kemnitz teilen seit gut 20 Jahren die Liebe zu Drachen in ihren vielen verschiedenen Formen. Kemnitz/Mueller

Köthen - Wenn Bärbel und Jürgen Kemnitz ihre Drachen steigen lassen, hat das mit der Freizeitbeschäftigung, der kleine Kinder im Herbst gern nachgehen, wenig zu tun. Denn ihre Drachen sind größer, imposanter - und auch schwerer zu bändigen. Der größte Drachen in der Kemnitz’schen Sammlung sei aktuell etwa vier Meter breit, sechs Meter lang und habe einen 30 Meter langen Schwanz, zählt Jürgen Kemnitz auf.

„Den hältst du nicht mal eben so locker mit der Hand fest.“ Ab einer gewissen Größe und Windstärke werden die Drachen deswegen mitunter angebunden, zum Beispiel an Laternen, oder mit Bodenankern befestigt.

Vor gut 20 Jahren, erinnert sich Bärbel Kemnitz, seien sie und ihr Mann zu diesem Hobby gekommen. „Wir hatten für unsere Kinder einen kleinen Drachen gekauft.“ Und darüber lernten sie auch Erwachsene kennen, die das Drachen-Hobby betreiben. Allein: Allzu viele davon gebe es in Köthen und Umgebung nicht. Vielleicht eine Hand voll. „Wir sind eben eine kleine Interessengemeinschaft.“

Nur wenige Orte in Köthen geeignet, um große Drachen steigen zu lassen

Und bei den Größen der Drachen ist es auch nicht einfach, in der näheren Umgebung geeignete Plätze zu finden, wo man sie steigen lassen kann. In Köthen sei einzig eine Fläche am Wattrelosring noch geeignet, erzählt Jürgen Kemnitz. Vor 20 Jahren sei das anders gewesen. „Damals gab es viele Felder, die brach lagen. Jetzt findet man das kaum noch.“

Doch wenn man bereit ist, längere Wege zu fahren, gibt es durchaus Veranstaltungen, bei den viele Drachenfans zusammenkommen. Und einige davon stehen bei Familie Kemnitz fest im Kalender - nicht nur im Herbst. Ein Drachenfest in Warnemünde finde zum Beispiel regelmäßig im Februar statt, berichtet der 58-Jährige. „Das ist unser Wintervergnügen.“ Feste im dänischen Fanö oder in Locktow bei Niemegk gehören ebenso zu den festen Terminen. Dort trifft das Paar dann auf Gleichgesinnte.

Wie viele Drachen die beiden inzwischen besitzen, wissen sie auf Nachfrage selbst nicht so genau

Wie viele Drachen die beiden inzwischen besitzen, wissen sie auf Nachfrage selbst nicht so genau. Die letzte „Inventur“, sagt Jürgen Kemnitz, sei ja schon zehn Jahre her. Mindestens 50 Stück, schätzt seine Frau, werden es aber schon sein. Aktuelles Lieblingsstück: ein Mantarochen. In der Größe drei mal sieben Meter, zehn mal 30 hätte es aber auch gegeben. Mehrere hundert Quadratmeter Stoff seien mitunter in solchen Drachen verarbeitet und es gibt verschiedene Arten, je nach Windstärke oder Einsatzzweck. Recht bekannt sind zum Beispiel die japanischen Kampfdrachen, Rokkaku genannt. Bei einem Kampf dieser versuchen die Kontrahenten, sich gegenseitig die Schnüre abzuschneiden.

Solche und andere Spezialdrachen findet man natürlich nicht in jedem x-beliebigen Geschäft. Deshalb sei es unter den Anhängern dieses Hobbys durchaus üblich, Drachen selbst zu nähen, berichtet Jürgen Kemnitz. „Haben wir auch schon gemacht, aber ich bin kein fantastischer Näher. Man kann sich natürlich auch einen bauen lassen, nach den eigenen Wünschen.“

Aber obwohl Drachensteigenlassen landläufig auch als Hobby für Kinder gilt, ist es in der „kleinen Interessengemeinschaft“ bei Kemnitz und seinen Bekannten so wie bei vielen Hobbys: „Es gibt zu wenig Nachwuchs.“ Dafür sehe man auf den Festen manchmal 90-Jährige mit ihren Drachen. „Die nehmen dann halt immer kleinere Modelle, die man besser halten kann.“ (mz)