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Der Reifen-Ripper von Aken Der Reifen-Ripper von Aken: Zeugen stellten den Ex-Polizisten auf frischer Tat

Von Stefanie Greiner 17.10.2017, 07:13
Der Reifenstecher verschonte auch das Auto von Elisabeth Zake und ihrer Familie nicht. Der geplante Ausflug nach Berlin musste verschoben werden. Denn auch das zweite Auto war betroffen.
Der Reifenstecher verschonte auch das Auto von Elisabeth Zake und ihrer Familie nicht. Der geplante Ausflug nach Berlin musste verschoben werden. Denn auch das zweite Auto war betroffen. privat

Aken - Eigentlich wollte Elisabeth Zake am Samstag mit ihrer Familie einen Ausflug nach Berlin machen. Daraus wurde jedoch nichts. Am Fahrzeug waren Reifen zerstochen. Aufs zweite Auto ausweichen konnte die Familie nicht. Denn das hatte ebenso kaputte Reifen. Der geplante Ausflug musste ausfallen.

Die Akener waren nicht die einzigen Betroffenen. Bis Montag wusste die Polizei von 86 Fällen. Es ist nicht auszuschließen, dass weitere hinzukommen. Dahinter steckt ein älterer Mann - ein ehemaliger Polizist, der seit einigen Jahren im Ruhestand ist und nicht aus Anhalt-Bitterfeld kommt, wie die Polizei auf MZ-Nachfrage bestätigte.

„Passt auf eure Autos heute Nacht auf! Irgendwelche Idioten zerstechen Reifen“, schrieb eine Frau am Freitagabend in der Gruppe „Aken unter sich“ bei Facebook. Bei der Polizei meldeten sich unterdessen mehrere Anrufer, bei deren Fahrzeugen ebenfalls Reifen zerstochen worden waren.

Zeugen überwältigten den „Reifen-Ripper und hielten ihn bis zur Ankunft der Polizei fest

Der „Reifen-Ripper“, wie Facebook-Nutzer den Mann nennen, trieb in mehreren Straßen der Stadt sein Unwesen. Er zerstach unter anderem Reifen von Fahrzeugen an der Weberstraße, der Burgstraße, der Lazarettstraße und der Kantorstraße.

In der Fischerstraße endete sein Streifzug. Zeugen stellten den älteren Mann. Sie überwältigten ihn und hielten ihn fest bis die Polizei kam.

„In der mitgeführten Tasche des Beschuldigten wurden mögliche Tatmittel aufgefunden und sichergestellt“, informierte Doreen Wendland, Sprecherin der Polizeidirektion Sachsen-Anhalt Ost in Dessau. Bei Facebook ist von einem Akkuschrauber die Rede. Dazu machte die Polizei keine Angaben.

Der Mann ist bislang polizeilich nicht in Erscheinung getreten. Das Motiv seiner Tat ist zum gegenwärtigen Zeitpunkt unklar. Während der Vernehmung am Freitagabend äußerte sich der Beschuldigte nicht. Die Ermittlungen dauern an. Er muss sich wegen Sachbeschädigung in mehreren Fällen verantworten.

Örtlicher Reifenservice war am Wochenende im Dauereinsatz

Astrid Queck kann sich nicht erinnern, dass es so etwas in Aken schon einmal gegeben hat. Zumindest nicht so lange ihr Mann den örtlichen Reifenservice betreibt. Detlef Queck hatte am Samstag alle Hände voll zu tun.

Viele Betroffene meldeten sich. Er fuhr hin, stellte Ersatzreifen zur Verfügung, reparierte kaputte Reifen. Ein Kollege, der eigentlich frei hatte, wurde hinzugerufen. Auch am Sonntag kümmerte sich Queck um einen Kunden.

In Köthen wurden bei einem ähnlichen Vorfall Reifen von 90 Fahrzeugen beschädigt

Elisabeth Zake konnte schon am Montag wieder mit ihrem Auto zur Arbeit fahren. Die Reifen konnten repariert werden, wodurch sich die Kosten in Grenzen hielten. „Wir sind ihm für diese Hilfe sehr dankbar“, sagt die Akenerin. Der ausgefallene Ausflug wird nachgeholt.

Mit einem ähnlichen Streifzug sorgten Reifenstecher vor etlichen Jahren in Köthen für Aufsehen. Sie zerstachen im August 1999 in mehreren Nächten die Reifen von insgesamt 90 Fahrzeugen. (mz)