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Der "Hecken-Ecke" Der "Hecken-Ecke": Seit Jahrzehnten sorgt Gröbziger Karl-Heinz Ecke für mehr Grün in der Region

Von Matthias Bartl 22.08.2020, 10:00
Jäger, Ornithologe, Grünrock im Grünen: Karl-Heinz Ecke hat sich seit vielen Jahrzehnten das Thema Biotopverbesserung auf die Fahne geschrieben - an ungezählten Stellen in Sachsen-Anhalt hat er Hecken und kleine Bäume gepflanzt und pflanzen lassen.
Jäger, Ornithologe, Grünrock im Grünen: Karl-Heinz Ecke hat sich seit vielen Jahrzehnten das Thema Biotopverbesserung auf die Fahne geschrieben - an ungezählten Stellen in Sachsen-Anhalt hat er Hecken und kleine Bäume gepflanzt und pflanzen lassen. Bollmann

Edderitz/Gröbzig - Karl-Heinz Ecke hat sich gründlich vorbereitet: „Mein Lebenswerk“, sagt er knapp und breitet eine Handvoll laminierter Blätter auf dem Beratungstisch im Edderitzer Gemeindebüro aus.

Die Blätter zeigen topographische Karten des südlichen Sachsen-Anhalts, Karten, auf denen ungezählte grüne Punkte eingetragen sind. Das alles sind Orte, an denen Karl-Heinz Ecke aktiv geworden ist - als jemand, der dafür gesorgt hat, dass dort biotopverbessernde Maßnahmen umgesetzt wurden, wie es offiziell heißt. Knapp gesagt: Ecke hat sich um die Anpflanzung vor allem von Hecken in einer meist „ausgeräumten“ Landschaft verdient gemacht. „Hecken-Ecke“ ist er dafür schon mal genannt worden. Was genau genommen wie eine Auszeichnung klingt.

Eine offizielle Auszeichnung für sein ehrenamtliches Wirken hat Karl-Heinz Ecke dieser Tage erhalten. Die Stiftung Umwelt-, Natur- und Klimaschutz (SUNK) des Landes hat den 77-Jährigen mit dem Umwelt-Ehrenpreis des Jahres 2020 ausgezeichnet.

Mehr als 20 Jahren Landesobmann für Niederwildhege

Auf Antrag des Landesjagdverbandes, für den Ecke seit mehr als 20 Jahren als Landesobmann für Niederwildhege, sprich: Biotopverbesserung aktiv ist. Ein Aktiver, dessen Hartnäckigkeit legendär ist: Als die jahrelange Biotopförderung aus Mitteln der Jagdabgabe ins Stocken geriet, wandte sich Ecke kurzerhand an die SUNK und erhielt aus dieser Quelle die 18.000 Euro, die für die von ihm geplanten Maßnahmen notwendig waren.

Um das Thema Biotope hat sich Ecke übrigens schon vor seiner Tätigkeit als Landesobmann gekümmert. Dies ist eines, das ihn eigentlich sein ganzes bewusstes Leben lang bewegt hat. „Ich habe vor 60 Jahren meine Jägerprüfung gemacht - und zur Jagd gehört die Hege und zur Hege gehört es, dass man Fauna und Flora ganzjährige Rückzugsräume anbietet, dass man Biotope vernetzt, wo es nur möglich ist.“

Eigentlich wollte Karl-Heinz Ecke Förster werden. Da aber damals alle Planstellen besetzt waren und in der DDR die Berufslenkung oft genug nach staatlicher Notwendigkeit und nicht nach privater Neigung geregelt wurde, landete Ecke beim Landwirtschaftsstudium, Fachrichtung Melioration.

In der LPG Gröbzig brachte er es bis zum stellvertretenden Vorsitzenden

In der LPG Gröbzig brachte er es bis zum stellvertretenden Vorsitzenden - und bis zur „Degradierung“, weil er sich geweigert hatte, auf Anordnung der SED-Kreisleitung „die Leute auch am Sonntag auf den Rübenacker zu scheuchen, nachdem die die ganze Woche gearbeitet hatten“.

Was für den Moment ein hartes Brot für den Landwirt war, erwies sich auf lange Sicht als Glücksfall: Denn dadurch landete Ecke gut anderthalb Jahre später beim VEB Obstbau Landsberg - und dort gab es eine Abteilung, die sich mit Landschaftsgestaltung befasste: Ecke hatte sein berufliches Universum gefunden. „Das waren die besten zehn Jahre meines Lebens“, erinnert er sich an die Landsberger Zeit.

Auch deswegen, weil ihm die Erinnerungen so handgreiflich vor Augen stehen. Am Heidberg bei Löbejün etwa findet man heute 80 Hektar Wald - gepflanzt unter Eckes Ägide. Vor ein paar Jahren habe er sich das Terrain gemeinsam mit Vertretern der Schutzgemeinschaft Deutscher Wald angesehen. „Das sah alles richtig gut aus.“ Alles nur Laubwald, er selbst habe einige Nadelbäume „einstreuen“ wollen, „aber die Förster waren dagegen“.

Die Zahl der Flächen, die mit Eckes Hilfe und Beratung entstanden sind, ist Legion

Der Heidberg ist nur ein Beispiel für Eckes Arbeit zur Verbesserung der Landschaft. Die Zahl der Flächen, die mit Eckes Hilfe und Beratung entstanden sind, ist Legion. In der Statistik „Realisierte Gehölzpflanzungen in der Agrarlandschaft der Kreise Köthen, Bernburg, Mansfelder Land und Saalkreis“ finden sich Pflanzungen wie 1.500 Meter auf zwölf Metern Breite an der Kreisgrenze am Akazienberg bei Gröbzig.

Oder 4,2 Hektar am Feldweg Gröbzig-Dohndorf. Oder zahlreiche Biotopverbundpflanzungen, mit denen dem Niederwild der Weg von einer Remise zur nächsten, von einem Biotop zum anderen freigemacht wird: am Wieskauer Kirschweg. Oder Biendorfer Weg in Dohndorf. Oder am Graben Werderthau.

Die Liste ließe sich fast beliebig verlängern, es gibt kaum eine Ecke im Altkreis, wo Ecke nicht schon aktiv war. Irgendjemand hat es ausgerechnet: Allein durch die Jagdabgabenförderung konnten in 25 Jahren rund 250 Pflanzmaßnahmen durch die Jäger auf den Weg gebracht werden. Dabei wurden über 400.000 Gehölze in den Boden gebracht - ein überaus großer Teil davon geht auf das Konto von Karl-Heinz Ecke.

Inzwischen wird noch mehr von seiner Hartnäckigkeit benötigt als in früheren Jahren

Der inzwischen noch mehr von seiner Hartnäckigkeit benötigt als in früheren Jahren. Was nicht daran liegt, dass er in der Jägerschaft nicht genug Mitstreiter finden würde. „Aber der Verwaltungsapparat ist mittlerweile ausgefeilt“, sagt er lapidar.

Und meint damit: Die behördlichen Hemmnisse, die es auf dem Weg zu einer Pflanzung zu überwinden gilt, haben zugenommen. Auch die Stockung bei der Verwendung der Jagdabgabe für Biotopverbesserungen zählt dazu. In diesem Punkt schlägt Ecke eine Lösung vor, die den Praktiker verrät: Man solle die komplette Jagdabgabe der SUNK zur Verwaltung und Vergabe überantworten. „da läuft das garantiert besser als über das Landesverwaltungsamt“.

In erster Linie sind die Maßnahmen für die Verbesserung der Struktur in der Landschaft gedacht

Auf Bemerkungen, dass die Arbeiten im Gelände ja vor allem den Jägern selbst zugute kommen, kann Karl-Heinz Ecke nur müde lächeln. In erster Linie sind die Maßnahmen für die Verbesserung der Struktur in der Landschaft gedacht. Davon haben nicht zuletzt auch Vögel und Niederwild etwas ganz Entscheidendes - Lebensraum. Ein Grund, warum Ecke weniger der Freund großer Bäume ist, sondern eben der „Hecken-Ecke“: Die bieten Kleintieren Nahrung und Platz für Unterschlupf. Der langjährige Vorsitzende der Köthener Kreisjägerschaft Ecke hat in diesem Punkt nicht nur als Jäger, sondern auch als Ornithologe langjährige Expertise.

Und trotz seiner Jahre denkt Karl-Heinz Ecke nicht ans Aufhören. Redet nicht vom Pensionärsdasein im Schaukelstuhl, sondern von einem anstehenden Projekt in Hohenmölsen. Den Pflanzplan dafür hat er schon fertig und dann gilt, was für ihn immer gegolten hat: „Gepflanzt wird bis zum letzten Tag.“ (mz)

Karl-Heinz Ecke (links) bei der Kontrolle einer Pflanzung in den frühen 1990er Jahren.
Karl-Heinz Ecke (links) bei der Kontrolle einer Pflanzung in den frühen 1990er Jahren.
Jürgen Laukant