Der dritte Anlauf Der dritte Anlauf: Neue Pläne für Edeka-Markt auf ehemaligem BMK-Gelände in Köthen

Köthen - Hermann Schröder ist optimistisch. Was durchaus bemerkenswert ist. Denn der Investor aus Zeitz ist guter Dinge, ein Bauvorhaben auf den Weg bringen zu können, für dessen Realisierung in den zurückliegenden Jahren zweimal das Stoppsignal kam.
2015 im Stadtrat selbst und 2016 warfen die potenziellen Bauherren eines Vollsortimenters, eines zu mehr als 90 Prozent Lebensmittel verkaufenden Supermarktes, auf dem ehemaligen BMK-Gelände (Bau- und Montagekombinat) an der Halleschen Straße schon vor dem parlamentarischen Hürdenlauf das Handtuch.
Schröder, der Eigentümer des Terrains ist, hat das Projekt wiederbelebt, von dem viele dachten, es sei schon beerdigt. Schröder hat das Vorhaben nicht nur baulich weiter entschärfen und den Gegebenheiten anpassen lassen, sondern hat sein Vorhaben auch in Fraktionen des Stadtrates präsentiert, um die Stimmung auszuloten. In der CDU und bei den Freien Wählern hat der Mann aus Zeitz Interesse und Verständnis gefunden, auch die Gespräche mit den Linken seien im Kontrast zur SPD konstruktiv verlaufen, ein Kontakt mit der FDP-Fraktion sei nicht zustande gekommen.
Belästigungen der Anwohner sollen durch bauliche Vorkehrungen vermieden werden
Das allein zeigt, dass Hermann Schröder seine Hausaufgaben gemacht hat. Ganz zu schweigen von der baulichen Seite - Hermann Schröder will den Markt bauen, den Edeka dann mieten wird. Dem aktuellen Plan nach wird an Belästigung vermieden, was zu vermeiden geht: „Wir haben zum Beispiel die Anlieferung komplett eingehaust“, erläutert Schröder.
Vermutlich sei dies der einzige Edeka-Markt überhaupt, bei dem das so sei. „Das ist eine Sonderlösung.“ Die Lkw würden von der Halleschen Straße aus rückwärts durch das entkernte Vorderhaus hindurch in die geschlossene Lieferzone einfahren. „So haben wir auf dem Grundstück keinerlei Lkw-Lärm.“ Auch die Papppresse für die Kartonagen stehe lärmgeschützt.
Das Objekt - Baukosten: etwa 4,5 Millionen Euro - versorge sich zu 95 Prozent selbst, in dem anfallende Abwärme zum Heizen und Kühlen genutzt werde. Der Markt bekommt ein begrüntes Dach, der Parkplatz bekommt Flüsterasphalt, wo gepflastert werden muss, geschieht das mit sogenanntem fugenlosen Pflaster - damit die Einkaufswagen nicht wie auf Waschbrettern rattern. Und darüber hinaus wird auch eine etwa zwei Meter hohe Lärmschutzwand zur Nachbarschaft errichtet.
Bürgerinitiative formierte sich 2015 gegen die Supermarkt-Pläne
Außerdem wird der Markt zur Nachbarschaft mit einem breiten Grünstreifen versehen. „Der ist vier bis sieben Meter tief“, sagt Hermann Schröder: „Ich glaube, so viele Bäume stehen auf keinem Edeka-Grundstück.“
Das Ursprungs-Projekt von 2015 war allerdings nicht nur deswegen durchgefallen, weil die Nachbarschaft sich zu einer Bürgerinitiative formierte und gegen befürchtete Belästigungen durch den Vollsortimenter Sturm lief, sondern auch weil es in der Stadt die Sorge gab, der „Monstermarkt“ würde den ohnehin schwächelnden Einzelhandel zwischen Wallstraße und Persiluhr negativ beeinflussen.
Dazu liegt seit 2018 eine „Auswirkungsanalyse zur geplanten Ansiedlung eines Edeka-Marktes in Köthen“ vor, erstellt von der Gesellschaft für Markt- und Absatzforschung. Die zum Beispiel attestiert, dass der Einzelhandel im Köthener Zentrum aufgrund des ohnehin vorhandenen Wettbewerbsdrucks durch dezentrale Einkaufsstandorte, durch die rückläufige Einwohnerzahl im Einzugsgebiet und das niedrige Kaufkraftniveau in einer schwierigen Lage sei - woran sich mit oder durch das Planvorhaben von Edeka keine wesentliche Änderung ergeben würde.
Wenn alles gut geht, soll der Bau 2020 beginnen
Umgekehrt hält es die Analyse nicht für ausgeschlossen, dass die Ansiedlung des Marktes zu Synergieeffekten mit den innerstädtischen Anbietern führen kann, „da ein derartiger Anbieter aktuell in der Altstadt fehlt“. Das hatte die Stadt vor mehr als zehn Jahren selbst erkannt und im damals erarbeiteten Einzelhandelskonzept für Köthen die Ansiedlung eines Vollsortimenters in der Innenstadt empfohlen - allerdings am anderen Ende, im Bereich von Bärplatz und östlicher Schalaunischer Straße.
Wo es allerdings keinen Platz für einen derartigen Markt gibt. Wie auch nirgendwo sonst im Köthener Zentrum, wie eine 2015 durch die Stadt durchgeführte Überprüfung ergab. Das BMK-Gelände ist so gesehen einzigartig.
Wenn alles gut gehe, werde man in diesem Jahr Planrecht schaffen und 2020 mit dem Bau anfangen, rechnet Hermann Schröder. Der in den nächsten Tagen die Köthener Innenstadthändler zu einer Info-Veranstaltung eingeladen hat. Eine weitere positive Botschaft hat er seit Donnerstag in der Hand: Der Drogeriemarkt Rossmann sieht kein Problem in dem neuen Edeka-Markt, wenn dieser - wie beabsichtigt - nur ein begrenztes Drogeriesortiment führt. Im Gegenteil: Man sehe den geplanten Markt eher als Bereicherung der Innenstadt. (mz)
