Denkmalschutz in Köthen Denkmalschutz in Köthen: Viele Auflagen keine Zuschüsse

Köthen/MZ - „Vor zehn Jahren gab es die letzten Aktivitäten. Seitdem ist Ruhe im Prinzenhaus.“ So konnte man es am 1. April in der Mitteldeutschen Zeitung lesen - das Datum war nur purer Zufall, die Information nicht: Das Landesverwaltungsamt hatte eine Aktion ins Leben gerufen, mit deren Hilfe die Behörde denkmalgeschützte Häuser an neue Besitzer vermitteln wollte, die dann ihrerseits alles dafür tun sollten, diese vom Verfall und vom Verschwinden bedrohten Gebäude zu retten. Eine Idee mit Charme, zu deren Unterstützung man sogar eine Denkmalbörse auf der Internetseite des Amtes ins Leben rief.
Noch ein bisschen drauf
Dort kann man - auch heute noch - das Kleine Schloss in der Stiftstraße finden, auch gern Prinzenhaus genannt. Allerdings: In diesem Punkt ist das Projekt „In liebevolle Hände abzugeben“ unaktuell. Das Prinzenhaus ist verkauft. Und der neue Eigentümer sagt zwar, dass er dies noch nicht bereut hat, aber man möchte ihm das gar nicht so recht glauben.
Denn Steffen Graßhoff hat sich mit dem Prinzenhaus eine Last auf die Schultern gelegt, bei der ihm nach dem jetzigen Stand der Dinge niemand so recht tragen helfen will. Im Gegenteil: Aus seiner Sicht ist die Stadt Köthen vielmehr dabei, noch ein bisschen draufzupacken.
Graßhoff, Unternehmer für Heizung, Sanitär, Dach und auch für Immobilien, hatte von der Aktion gehört und den Kontakt zur Stadtverwaltung gesucht, von wo aus man wiederum den Kontakt zum bisherigen Eigentümer des Kleinen Schlosses herstellte. „Wir haben uns dann bald über Kauf bzw. Verkauf geeinigt“, beschreibt Steffen Graßhoff. Am 13. Mai war man beim Notar, um das Gebäude zu überschreiben und einen Tag darauf nahm Graßhoff sein neues Eigentum zum ersten Mal in Augenschein. „Das ist ausbaufähig, habe ich gedacht. Das ist realisierbar.“
14 Tage später wurde der notariell besiegelte Kauf auch bei der Stadt angezeigt „und dann ging der Ärger los“. Graßhoff wurde von Köthens Denkmalpflegerin Kristina Freitag darauf hingewiesen, dass es sich bei dem Schloss um ein eingetragenes Baudenkmal handele („Was ich ja längst wusste“) - was letztlich mit einigen Auflagen verbunden sei.
Auf der anderen Seite hatte Graßhoff beim Land nachgefragt, wie es denn mit Fördermitteln für die Sanierung aussehe. Über eine Förderung könne man reden, hieß es da - Voraussetzung sei aber, dass die Stadt den 20-prozentigen Eigenanteil an der Fördersumme aufbringe.
Und da klemmt die Säge: Graßhoff könne von der Stadt Köthen keine Hilfe erwarten, macht Oberbürgermeister Kurt-Jürgen Zander deutlich: „Wir würden gern helfen, aber der Köthener Haushalt gibt derlei derzeit nicht her.“ Die Stadt stecke in der Konsolidierung, erläuterte der OB, Fördermittel würden als Transferleistungen an Dritte ausgewiesen: Dies sei eine freiwillige Leistung, wie man sie früher oft haben anbieten können, „aber in der Konsolidierung kann man solch eine Leistung niemandem in Aussicht stellen“. Kurz gesagt: Steffen Graßhoff muss sich selber helfen - auch wenn Zander weiß, dass das Kleine Schloss ein stadtbildprägendes Gebäude ist.
Grob durchgerechnet geht es um 800.000 Euro, die in das Gebäude gesteckt werden müssten - allerdings will Steffen Graßhoff kostendämpfend vieles selber machen und mit seiner Firma. Immer unter dem Gesichtspunkt: „Was erhaltenswert ist, soll erhalten bleiben.“
Sandstein oder Betonstufen?
Was genau das ist, darüber aber bestehen zwischen ihm und der Stadt durchaus unterschiedliche Auffassungen. „Ich soll innen sämtliche Türen erhalten, sämtliche Fußböden, sämtliche Stuckdecken - von denen einige schon zu 90 Prozent auf der Erde liegen“, ärgert sich Graßhoff. Die alte Eichentür im Hauseingang soll nach Wunsch der Stadt aufgearbeitet werden, obwohl sowohl Tischler als auch Denkmalexperten gesagt haben, sie sei nicht zu retten. Und auch was die Freitreppe vor dem Kleinen Schloss angeht, ist man mit der Stadt momentan noch nicht konform. Zwar ist der Abriss der ruinierten Sandstein-Stiege inzwischen geschehen, aber zum Wiederaufbau gibt es noch unterschiedliche Vorstellungen. Während die Stadt Sandsteinstufen haben möchte, ist der Bauherr eher auf Betonstufen orientiert. Der finanzielle Unterschied ist immens: Während man bei einer Freitreppe mit Sandsteinstufen mit Kosten in Höhe von rund 30 000 Euro rechnen müsse, ließe sich eine Betonstufentreppe in derselben Optik für etwa 5 000 Euro fertigen - viel Geld für jemanden, der das Projekt ohne kommunale Hilfe schultern soll.
Im Übrigen sind Bauherr Graßhoff und sein Planer Lothar Banisch guten Mutes, dass man sich mit der Denkmalpflege einigen werde. Vor allem Banisch hat Erfahrungen darin, einen Konsens zu finden: „Wir werden“, ist er sicher, „eine vernünftige Lösung erreichen.“ Steffen Graßhoff, der mit dem Haus Besonderes vor hat (siehe nebenstehender Text) ist trotz aller Enttäuschung nicht resigniert. „Noch einmal: Ich habe es noch nicht bereut, das Haus gekauft zu haben. Und bis zum Sachsen-Anhalt-Tag hoffe ich, ein Stück der Straßenfront saniert zu haben - vielleicht bekommen wir ja einen milden Winter.“
