"Dein Bier von hier" "Dein Bier von hier": Neuer Beirat will Köthener "Jakobus"-Bier fit für Zukunft machen

Köthen - „Wer hat’s erfunden?“ lautet ein oft kopierter Spruch aus der werbetreibenden Wirtschaft. Wer es nicht geschafft hat, dem Reklamefeuerwerk im Fernsehen dauerhaft zu entgehen, kennt auch die Antwort: die Schweizer waren’s. In Köthen freilich ist die Frage nicht so eindeutig geklärt, wenn es darum geht, wer den Slogan „Dein Bier von hier“ erfunden hat. Brauhaus-Chef Stephan Nickel? Brau-Berater Professor Jena Titze? Beide zusammen? Ganz eindeutig ließ sich das nicht klären, als dieser Tage im Brauhaus ein Beirat für das Brauhaus gegründet wurde und man diese Gelegenheit auch dazu nutzte, eine kurze Geschichte des neuen Köthener Bieres namens „Jakobus“ darzulegen.
Der sich eine viel längere (und ebenso erfolgreiche) anschließen soll, wie der Beirat deutlich machte. Ihm gehören OB Bernd Hauschild als Vorsitzender und St. Jakob-Pfarrer Horst Leischner als Stellvertreter ebenso an wie Hochschul-Präsident Prof.
Jörg Bagdahn, der Geschäftsführer der Köthen Energie, Falk Hawig, Midewa-Geschäftsführer Uwe Störzner und WGK-Chef David Rieck. Womit der Beirat Firmen und Einrichtungen zusammenbringt, die auf die eine oder andere Art mit dem Prozess des Bierbrauens verknüpft sind; als Lieferant von Wasser und Energie, als Eigentümer der Immobilie Brauhaus, als Spiritus Rector der Renaissance der Bierproduktion in Köthen.
Man stehe in der Pflicht dem Kunden „etwas Besonderes“ zu liefern
Jörg Bagdahn, der Letzteres für sich in Anspruch nehmen kann, hat damit etwas in Gang gesetzt, das inzwischen - nur kurze Zeit nach dem Start - eine Dynamik erhalten hat, die mit Unterstützung des Beirates verstetigt werden soll. „Der Hype ist enorm“, sagt Brauhaus-Chef Nickel - und meint damit das Interesse der Köthener an einem „Bier von hier“. Man habe bereits jetzt etwa 70 Prozent vom Bierumsatz des Vorjahres erreicht - in dieser Woche werde man bereits die Sude Nr. 14 und 15 ansetzen.
Was die Frage aufwirft: Wie weiter? Man stehe in der Pflicht, so Jean Titze, gegenüber dem Kunden das Versprechen zu erfüllen, „etwas Besonderes“ zu liefern. Ein Bier in Spitzenqualität, was entsprechende Rohstoffe (z.B. Hopfen, der teilweise von Alfred Regner aus Edderitz geliefert wird) ebenso bedingt, wie eine dauerhafte Stabilität des Brauprozesses. Bei der Qualität könne es keine Kompromisse geben, betonen Titze und Nickel: „Wir haben jetzt eine Riesenchance, nachdem mit dem Namen Köthener Bier lange Zeit Schindluder getrieben worden ist.“ Das Bier unter diesem Namen hatte nichts mehr mit der Stadt zu tun.
Die Köthener Brauerei hat für das „Jakobus“ mehr Anfragen, als sie bedienen kann
Wenn man die Riesenchance aber ergreifen will, muss man „größer denken“, wie Jean Titze vor dem Beirat unterstreicht. Größer zu denken jedoch bringt für das Brauhaus eine Reihe von zu klärenden Fragen mit sich. Zum Beispiel sind die Tanks, sind Gär- und Lagerkeller im Lachsfang nicht x-beliebig zu erweitern. „Platzmäßig sind wir so gut wie an der Grenze“, stellt Stephan Nickel fest. Darüber hinaus ist limitiert, was man in der Gaststätte absetzen kann - was mit sich bringt, einen kleinen Vertrieb mit anzudocken, der andere Gastronomen und Feste beliefert. Demnächst soll es das in zwei Sorten gebraute „Jakobus“ in der Galerie und im Caruso geben, der Pub soll auch noch folgen.
Man habe für das „Jakobus“ mehr Anfragen, als man bedienen könne, sagt Stephan Nickel: Was wiederum bedeutet, dass - will man die Marke wachsen lassen - auch an andere, größere Produktionsmengen gedacht werden muss: Selbst wenn man im Brauhaus die 150 Hektoliter Bier, die man 2018 verkauft hat (damals noch ohne „Jakobus“) in diesem Jahr deutlich überbieten wird, ist das nur ein erster Schritt. In der Konsequenz richtet man den Blick darauf, in Köthen vielleicht wieder eine kommerzielle mittelständische Brauerei zu etablieren.
Bisher hat der Brauhaus-Chef eine fünfstellige Summe in das Unternehmen gesteckt
Nicht erst an dieser Stelle der Zukunftsplanung kommt der neue Beirat ins Spiel, der ausschließlich beratende Funktion haben wird. Man will, so der Tenor, Pläne und Wege für die Zukunft gemeinsam festlegen, gemeinsam bei Vorhaben die Frage beantworten: Ist es gesund, was man tut, ist es übertrieben? Immerhin: „Gerade bei einer Brauerei sind die Investitionen erheblich“, fasst Jean Titze knapp zusammen.
Was Stephan Nickel schon lange auf dem Schirm hat: Bisher hat der Brauhaus-Chef eine fünfstellige Summe in das Unternehmen gesteckt, nicht zuletzt in die notwendigen großen und kleinen Fässer, und damit einen wesentlichen Beitrag geleistet, damit die „Riesenchance“ auch erste ökonomische Haftung bekommt. (mz)
Die Wiedergeburt eines in Köthen gebrauten Bieres begann offiziell am 2. März 2018. Damals besprach Hochschulpräsident Prof. Jörg Bagdahn mit WGK-Chef David Rieck Möglichkeiten, wie sich die Hochschule in die Nutzung der seit Jahren brachliegenden Brautechnik im Brauhaus einbringen könnte.
Daraufhin kam es zum Kontakt zwischen Prof. Jean Titze und Brauhaus-Pächter Stephan Nickel und etwa ein halbes Jahr später - nachdem einiges an verschlissener Technik ausgetauscht worden war - wurde der erste Testsud im Brauhaus angesetzt. Am 6. Dezember 2018 konnte das Brauhausbier verkoset werden. Offizieller Braubeginn war der 7. Februar 2019, am 3. Juni bekam das Bier den Namen „Jakobus“.
