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Debatte um Ferkel-Anlage

Von Wladimir Kleschtschow 08.04.2008, 16:31

Wörbzig/MZ. - Wie die MZ bereits berichtete, will die JSR Hybrid Produktion und Vertrieb Hirschmann GmbH, die die Ferkelaufzuchtanlage in Wörbzig betreibt, neben den bestehenden zwei Ställen mit einer Kapazität von 3 200 Tieren nun einen dritten bauen. Dieser ist für 1 200 weitere Aufzuchtplätze bestimmt, so dass die Gesamtkapazität der Anlage auf 4 400 Ferkel steigen würde. Was das Misstrauen der Wörbziger zusätzlich nährt: Damit liegt die Anlage dann nur knapp unter der Grenze von 4 500 Tieren, ab welcher das Gesetz eine Prüfung der Umweltverträglichkeit verlangt.

Die Gröbziger Stadträte hatten das Thema bereits zum zweiten Mal auf der Tagesordnung. Schon am 19. Dezember lehnten sie eine positive Stellungnahme zum geplanten Vorhaben ab und forderten mehr Informationen. Zu der jüngsten Sitzung waren nun sowohl Anwohner als auch Hirschmann-Vertreter eingeladen, damit jede Seite ihre Argumente vortragen konnte.

Hennig gehört zu jenen Wörbzigern, die am nächsten zur Ferkelaufzuchtanlage wohnen: Von seinem Grundstück bis dorthin sind es vielleicht 100 bis 150 Meter. "Bei uns in Wörbzig ist bei östlichen Winden meist schönes Wetter, bei dem man sich gern draußen aufhalten würde", schilderte er. "Doch gerade diese Winde bringen auch einen fürchterlichen Gestank von der Ferkelanlage am östlichen Ortsrand zu uns. Bei Ostwind hält es keiner draußen aus, obwohl wir alle in der ländlichen Gegend groß geworden sind." "Zu DDR-Zeiten gab es hier bereits eine Schweineanlage, gestunken hat es damals aber nicht so stark", warf Stadtrat Karl-Heinz Ecke ein.

Horst Hermann Hennig legte eine Liste mit Eintragungen vor, wann es allein im März 2008 gestunken habe. "Es stank jeden zweiten oder dritten Tag", sagte er. "Auch Dienstag", unterstützte ihn Helmut Winkler vom Wörbziger Ortschaftsrat. Es sei nicht nur der üble Geruch, der sie belästige, beschwerten sich die Wörbziger. In der warmen Jahreszeit seien es auch die vielen Fliegen.

Wenn bereits der Betrieb der bestehenden Anlage mit derartigen Belästigungen verbunden sei, dann werde es nach der Kapazitätserhöhung noch schlimmer kommen, befürchten die Wörbziger. Hinzu kommt vielleicht mehr Lärm, da mehr Ferkel auch mehr Lkw-Fahrten für den Transport von Gülle und Futter bedeuten. "Zur Kiesgrube fahren heute schon mehr Lkw", hieß es seitens der Vertreter Hirschmanns bzw. des beauftragten Planungsbüros. "Eine Null-Geruchsbelästigung wird es auch nicht geben."

Es soll aber eine Vorrichtung eingebaut werden, die die Luft in der Mastanlage mit hoher Geschwindigkeit einsauge und in große Höhe blasen werde. So werde sich die belastete Luft besser verteilen und die Konzentration von Geruchsstoffen in Wörbzig wäre niedriger. Diese Vorrichtung sei ursprünglich nicht geplant gewesen und als Reaktion auf Proteste nachträglich in das Projekt aufgenommen worden.

Auf die Frage, ob der Lüfter-Einbau auch in den vorhandenen Ställen vorgesehen sei, meinte der zuständige Planer, darüber müsse man mit Hirschmann reden. "Können in der Mastanlage vielleicht Filter eingebaut werden, die das Problem besser lösen würden?", fragte Stadtrat Dirk Honsa. Seine Anregung fand kein positives Echo: Der Einbau von Filtern wäre zu teuer und sei nicht Bestandteil der Technik, lautete die Antwort.

Auch nach der Diskussion bestehen die Befürchtungen der Wörbziger weiter. Aber immerhin wollen die beiden Seiten weiter im Gespräch bleiben. Dazu rief sie Gröbzigs Bürgermeister Lutz Webel auf, der daran erinnerte, dass es neben Gesetzen auch Regeln menschlichen Miteinanders gebe. Mehr kann der Gröbziger Stadtrat in dieser Sache kaum tun, denn auf seine Zustimmung oder Ablehnung zum Bau des neuen Stalles kommt es nicht an. "Hier entscheidet der Landkreis", konstatierte Stadtrat Norman Friske und schlug vor, die Kreisverwaltung über die Diskussionen in Wörbig und Gröbzig zu informieren. Eine Genehmigung für den Stallbau wurde übrigens noch nicht erteilt.