Daniel Roi Daniel Roi: Region vor Partei

thalheim/MZ - Er will nicht nur brüllen, aber auch. „Die Region braucht frischen Wind und einen Landrat, der nicht in festen Parteistrukturen verhaftet ist“, sagt Daniel Roi. „Bisher fehlten aber die Alternativen.“
Der Thalheimer gibt sich kämpferisch: Am 25. Mai will er für die Alternative für Deutschland (AfD) zum Landrat von Anhalt-Bitterfeld gewählt werden. Mit 26 Jahren, als Student der Agrarwissenschaften mit dem Schwerpunkt Politik und Ökonomie.
Der Feuerwehrmann wurde vor sieben Jahren politisch aktiv und warnte vor der Fusion der Orte zu Bitterfeld-Wolfen. Bei der 2013 gegründeten AfD ist er eine Art Senkrechtstarter. Er kandidierte für den Bundestag und bekam 4,6 Prozent der Erststimmen, mehr als die Grünen und die FDP. Roi ist Vorsitzender des Kreisverbandes und sitzt im Landesvorstand.
Vorwurf des Rechtspopulismus
Dass die Partei mitunter kritisch gesehen wird, weiß auch er. Den Vorwurf, sie sei rechtspopulistisch, weist er allerdings entschieden zurück. „Es gibt im Programm keinen Punkt, der diese Kritik rechtfertigt. Wir haben zur Bundestagswahl die meisten Wähler von der Linkspartei abgezogen und Eintritte aus allen Parteien.“ Protestpartei? „Nicht im klassischen Sinn, weil wir Lösungen wollen. Wir brüllen nicht nur.“
Daniel Roi wurde am 23. Dezember 1987 in Wolfen geboren. Er ist ledig, seit einigen Jahren mit seiner Freundin zusammen und wohnt in Thalheim. Kürzlich hat er seinen Bachelor im Bereich Landwirtschaft absolviert und studiert nun an der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg. Das Studium will er in diesem Jahr abschließen. Im Dessauer Landwirtschaftsamt hat er im Rahmen seines Studiums erste Erfahrungen in der Verwaltung gesammelt.
An der Börse ist er ebenso aktiv. „Aber eher aus Spaß. Und man lernt dadurch das Finanzsystem etwas kennen“, sagt Roi. Entspannen kann er sich bei der Gartenarbeit. Da komme er runter. „Man sieht den Erfolg der Arbeit, das ist das Schöne.“ Und er bereite gern Physalis-Marmelade zu.
Ja, er ist jung. Und ja, er hat wenig Erfahrung in der Verwaltung. „Aber in Bayern gibt es auch einen Landrat, der bei Amtsantritt 26 Jahre alt war. Und ich lerne schnell, arbeite strukturiert und kann führen“, sagt Roi. Doch als Landrat sei noch eine weitere Eigenschaft wichtig: „Er muss Position beziehen, auch mal unbequem sein, auf Landes- und Bundesebene für seinen Kreis kämpfen. Notfalls auch gegen die eigene Partei. Denn davor steht immer die Region.“
Beim Thema Schulen zum Beispiel. Sich gegen Schließungen zu wehren, steht bei Roi ganz oben auf der Agenda. „Nicht jede kleine Schule kann langfristig erhalten bleiben. Aber durch die Erhöhung der Mindestschülerzahl werden die Orte, die sich konsolidiert haben, zurückgeworfen. Wir brauchen ein dichtes Schulnetz, sonst blutet der ländliche Raum noch mehr aus.“
Mehr Menschen gewinnen
Mehr Menschen für den Landkreis zu gewinnen, sieht Roi als eine der dringenden Aufgaben. Im Wettbewerb der Regionen müssen Einwohner aus anderen Kreisen abgeworben werden, sagt Roi. „Wir haben so viel Potenzial: Die Euro-Schulen, die Industriestandorte, wir sind infrastrukturell gut angebunden und haben viele Einpendler. Diese Standortvorteile müssen wir besser vermarkten und die Abwärtsspirale durchbrechen. Denn der demografische Wandel ist da.“ Den öffentlichen Personennahverkehr will er optimieren. „Busse fahren zu Zeiten, die nicht genutzt werden oder nicht mit denen der Bahn synchronisiert sind. Da müssen Fahrpläne angepasst werden und besser mit der Bahn abgestimmt sein. Die neue S-Bahn-Verbindung ist unser großer Vorteil.“
Roi plädiert zudem für eine Arbeitsgruppe Brandschutz. Man müsse für leistungsfähigere Feuerwehren über Kommune-Grenzen hinaus zusammenarbeiten. Die Unterstützung für junge Unternehmen stehen ebenso im Fokus wie Bürgernähe. „Die Menschen brauchen mehr Informationen. Über die kommunalen Finanzen, aber auch zu aktuellen Entwicklungen wie 2013 dem Goitzsche-Verkauf. Da muss man als Landrat Diskussionsveranstaltungen anbieten.“ Ziel sei ebenso, Kosten für die Verwaltung zu senken. Auch mobile Bürgerbüros für den ländlichen Raum würde er einrichten.
Roi setzt auf Politik durch Argumente, sagt er. „Und wenn man von außen kommt, hat man einen unabhängigen Blick auf die Dinge.“ Blauäugig sei er aber nicht. „Ich weiß, dass man Netzwerke knüpfen und Mehrheiten organisieren muss. Davor habe ich keine Angst.“