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Crossgolf Crossgolf: Köthener SV erweitert Sportangebot

Von helmut dawal 04.04.2013, 17:44
Beim Crossgolf ist so ziemlich alles möglich. Stefan Richter versucht hier, von einem Sandhaufen den Ball in einen geöffneten Kühlschrank zu befördern.
Beim Crossgolf ist so ziemlich alles möglich. Stefan Richter versucht hier, von einem Sandhaufen den Ball in einen geöffneten Kühlschrank zu befördern. heiko rebsch Lizenz

köthen/MZ - Im Dunkeln über den Marktplatz ziehen, dazu noch einen Golfschläger in der Hand - das kann schon zu Irritationen führen. „In der ersten Zeit ist es ein paar Mal vorgekommen, dass ein Funkstreifenwagen anhielt und Polizisten uns gefragt haben, was wir hier tun“, blickt Stefan Richter auf die Anfänge zurück. Mittlerweile aber kennen die Beamten die jungen Leute und wissen, dass die Golfschläger für nichts anderes genommen werden, als den Ball voranzutreiben.

Stefan Richter ist Crossgolfer. Mit ihm betreiben noch weitere sieben junge Männer aus Köthen diese Sportart, die man überall ausüben kann und zu jeder Tageszeit, also auch in der Nacht. Dann sind Straßen und Plätze kaum bevölkert. Damit die Crossgolfer den Golfball besser sehen können, bekommt er kurzerhand ein Knicklicht verpasst.

Crossgolf, erläutert der 29-jährige Medientechnik-Student, ist eine Variante des klassischen Golfs. Gespielt wird jedoch nicht auf Golfplätzen, sondern an allen Orten, die ein Spiel zulassen. Industrielle Brachflächen, verlassene Tagebaugruben oder eben der Marktplatz einer Stadt. Das Ziel wird von den Spielern selbst gewählt, auf Etikette komplett verzichtet. „Es gibt nur eine Regel, und die heißt Safety first“, sagt Richter. Sicherheit zuerst bedeutet das, niemand soll durch den herumfliegenden Ball verletzt werden, und der Ball soll keine Schäden an Gebäuden oder Gegenständen anrichten. Zudem ist Crossgolf eine Sportart, die sich jeder leisten kann. „Einen teuren Mitgliedsbeitrag wie in einem Golfclub gibt es nicht.“

Seit 2004 beschäftigt sich Richter mit dem Golfen. Auf der Minigolf-Anlage am Ratswall fand er Gefallen daran, hörte später im Radio von Crossgolf und machte sich im Internet dazu kundig. Er fand in Köthen Gleichgesinnte, die sich zu den „Inglorious Golfers“ zusammenschlossen und in ihrer Disziplin beim Köthener Sportverein 09 (KSV) im Jahr 2011 eine Abteilung gründeten. „Vereinspräsident Steffen Reisbach war sehr angetan und hat uns gern aufgenommen“, blickt Stefan Richter zurück.

Einen regelmäßigen Wettkampfbetrieb wie beispielsweise im Fußball gibt es beim Crossgolf nicht. Noch nicht, muss angemerkt werden, denn die Sportart steckt in der Region noch in den Kinderschuhen. Am stärksten hat sie laut Stefan Richter bisher im süddeutschen Raum Fuß gefasst.

Trotzdem gibt es diverse Möglichkeiten, sich mit anderen zu messen, entweder als Einzelkämpfer oder als dreiköpfige Mannschaft.

Den bislang ausgefallensten Wettkampf absolvierte Stefan Richter beim Höffner-Cup im Einkaufspark „Nova Eventis“ in Günthersdorf. Der Golfball musste durch verschiedene Geschäfte zu dort aufgestellten Zielen wie beispielsweise einer geöffneten Waschmaschine geschossen werden. Selbst durch die Lampenabteilung bewegten sich die Crossgolfer, ohne Schaden anzurichten. „Das war schon irre, denn wir sind ja mitten durch die Kundschaft marschiert“, erzählt Richter, der letztlich auf den zweiten Platz kam.

Nunmehr freut sich der Köthener auf einen Wettkampf in der Allianz-Arena in München, der am 12. Mai stattfindet. Dass er dort teilnehmen kann, hat er vielen Freunden und Bekannten zu verdanken. Sie haben für ihn bei einer speziellen Aktion im Internet gestimmt. Ein Fußball-Spiel der Bayern schauen sich die Crossgolfer an, danach den Viktualienmarkt. Einen Tag später messen sie dann ihre Kräfte miteinander.

Die „Inglorious Golfers“ wollen Wettkämpfe auch in die Region holen. Wenn alles klappt, soll im Herbst dieses Jahre, nach dem Abschluss der Badesaison, ein Vergleich im Seebad Edderitz stattfinden.