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Brand in Asylunterkunft Brand in Asylunterkunft in Köthen: Anschlag oder Nachlässigkeit?

Von Helmut Dawal 29.09.2016, 12:05
An der Tür dieses Hauses in der Bärteichpromenade hat es am Mittwochmorgen gebrannt.
An der Tür dieses Hauses in der Bärteichpromenade hat es am Mittwochmorgen gebrannt. Heiko Rebsch

Köthen - Der Staatsschutz der Polizeidirektion Sachsen-Anhalt Ost hat Ermittlungen wegen des Verdachts schwerer Brandstiftung in Köthen aufgenommen.

Gebrannt hat es am Mittwoch in den frühen Morgenstunden an einem Mehrfamilienhaus in der Bärteichpromenade, in dem auch einige Flüchtlinge wohnen. Menschen wurden nicht verletzt. Auch der Sachschaden hält sich in Grenzen.

Brennbares material und eine beschädigte Scheibe

Wie Polizei und Staatsanwaltschaft in einer gemeinsamen Pressemitteilung am Mittwochvormittag informierten, wurde die Polizei gegen 4.15 Uhr über den Brand informiert. Nach den ersten Ermittlungen hieß es, unbekannte Tatverdächtige hätten brennbares Material an der Eingangstür eines Gebäudes in Brand gesetzt.

Dabei sei auch die Tür selbst in Brand geraten, konnte aber durch Mitarbeiter, die die Flüchtlinge betreuen, gelöscht werden. Darüber hinaus sei die Scheibe eines Fensters des Gebäudes beschädigt worden.

Ort des Geschehens war die Raucherecke hinter dem Haus. Dort lag ein Lappen, der gebrannt hat. Es musste niemand evakuiert werden, auch war es nicht mehr notwendig, die Feuerwehr zu alarmieren, teilte Polizeisprecher Sebastian Opitz auf MZ-Anfrage mit. Anzeichen dafür, dass der Lappen mit einem Brandbeschleuniger versehen wurde, habe es nicht gegeben.

Das Feuer ein Versehen?

Wie der Lappen in Brand gesetzt wurde, ist unklar. Vorstellbar ist auch, dass das Feuer durch eine Nachlässigkeit entstanden ist. Dass jemand aus dem Haus in der Raucherecke geraucht und die Kippe nicht richtig ausgedrückt hat, wird von den Ermittlern nicht ausgeschlossen.

„Wir ermitteln in alle Richtungen“, sagte Opitz. Neben der Tatortuntersuchung habe es am Mittwoch auch Befragungen von Hausbewohnern und Mitarbeitern und im Umfeld des Tatortes gegeben. Die Auswertung dazu steht noch aus.

Kein großer Schaden entstanden

In dem Haus wohnen nach Angaben von Klaus Roth unter anderem zehn minderjährige unbegleitete Flüchtlinge. Roth ist Vorstandsvorsitzender der Stiftung Evangelische Jugendhilfe Sankt Johannis in Bernburg, die die Flüchtlinge betreut. Unter den zehn Flüchtlingen sind Afghanen und Syrer, aber auch jeweils eine Person aus Burkina Faso und dem Iran.

Er könne nur vermuten, was sich ereignete habe, betont Roth am Mittwochnachmittag. Es handele sich nach seinem Eindruck vermutlich nicht um einen Überfall von Rechtsradikalen. „Ich vermute eher, dass da jemand geraucht hat und eine Zigarette auf ein Tuch gefallen ist, das dann gebrannt hat.“

Zeugen gesucht

Was sich nun ganz genau ereignet habe, müsse die Ermittlungsarbeit der Polizei zeigen. Die Tür des Hauses sei jedenfalls durch das Feuer etwas schwarz geworden, aber größere Schäden seien nicht entstanden.

Sabine Engst, Dezernentin der Landkreisverwaltung, in deren Zuständigkeit sich die Jugendlichen befinden, äußerte sich nur sehr zurückhaltend zu dem Vorfall. „So lange wir keine weitergehenden Informationen von Polizei oder Staatsanwaltschaft erhalten, können wir uns auch nicht äußern.“ Handlungsbedarf sehe sie nach dem jetzigen Stand der Dinge nicht.

Die Polizei hofft auf die Mitarbeit der Bevölkerung. Zeugen, die Hinweise zur Aufklärung der Straftat geben können, werden gebeten, sich bei der Polizeidirektion Sachsen-Anhalt Ost unter der Rufnummer 0340/6000-291 oder per E-Mail an [email protected] zu melden. (mz)