Geschichte des Einzelhandels Bestseller-Duo aus Köthen: Neuer Lesestoff zur Köthener Geschichte

Köthen - Wer sich in Köthen für die lokale Geschichte interessiert, kommt an diesen beiden Namen nicht vorbei: Norbert Postler und Bernd Westphal. Beide haben sich in den zurückliegenden Jahren einen Namen als Erforscher spezieller Teilbereiche der Köthener Historie einen besonderen Ruf erworben.
Westphal als der Experte schlechthin für die Kneipengeschichte Köthens, während Postler in mehreren Bänden die Polizeigeschichte der Stadt aufgearbeitet - vom blutigen Verbrechen über die Polizei als Ordnungshüter bis hin zu den unterschiedlichen Polizeistrukturen.
Jedenfalls bis 1948 - ab dann war auch für gewiefte Quellenerschließer der Fortgang der Forschung nahezu unmöglich geworden. „Denn 1948 hörte die eigenständige Köthener Polizei auf zu existieren“, erklärt Postler „und wurde Landespolizei.“ Mit anderen Worten: Postler fand keine Unterlagen mehr, um weiter zu arbeiten. „Die Polizeigeschichte ist definitiv erledigt.“
Neues Feld für Recherchen: Die Geschichte der Köthener Geschäfte
Weshalb sich der Kriminaldirektor a.D. und passionierte Heimatgeschichtler ein neues Betätigungsfeld suchen musste. Und es mit tatkräftiger Unterstützung von Monika Knof, Stadtarchivarin und Vorsitzende des Vereins für anhaltische Landeskunde, auch fand: die Geschichte der Köthener Geschäfte.
Er sei erst skeptisch gewesen, sagt Postler heute, „aber ich bin überall auf großes Interesse der Köthener gestoßen“. Zwei Jahre lang hat er am ersten Band der neuen Reihe gearbeitet, hat mit ehemaligen Händlern, mit Hinterbliebenen und Verwandten gesprochen, hat Tausende Zeitungen durchforstet.
„Bis nach Hildesheim bin ich wegen der Nachforschungen gefahren“, erinnert er sich. In der Stadt zwischen Harz und Hannover wohnt die Nachfahrin eines Köthener Kaffeerösters - aber das wird wohl erst im zweiten Band eine Rolle spielen.
Handel in Köthen: Vom Mittelalter bis zu sozialistischen Einzelhandel
Band 1 liefert dem Leser zunächst eine Übersicht über die Stationen, die der Köthener Handel durchlaufen hat - von der mittelalterlichen Stadtwirtschaft bis hin zum sozialistischen Einzelhandel.
Danach wendet sich Postler verschiedenen Themenkomplexen zu - in diesem Fall den Köthener Eisdielen und es hat den Autor dieses Beitrags besonders gefreut, dass dabei das italienische Speiseeiswunder „Benedetto“ eine tragende Rolle spielt - nach wie vor bin ich der Meinung, dass der Platz im Übergang vom Boulevard zu Teichgasse und Bärteichpromenade ehrenhalber „Benedetto-Platz“ heißen sollte.
Viel Recherchezeit hat Postler auch in die Aufarbeitung der Geschichte der Köthener Drogerien gesteckt, von denen es mehr Einzelhandelsunternehmen gab, als man sich das heute in der Zeit der großen Ketten und Supermärkte überhaupt vorstellen kann. Und auch sein einstiges Betätigungsfeld hat Postler elegant in seinem neuen Buch untergebracht - der Leser darf sich auch an Kriminalfällen aus dem Handel erfreuen.
Auch die Kneipengeschichte wird fortgesetzt
Bernd Westphal hat drei Jahre für den dritten Teil seiner Kneipengeschichte benötigt. Die lange Pause seit Erscheinen von Band 2 hat aber ihren guten Grund: „Köthen 900 kam dazwischen, das hat Zeit gefressen“, sagt das Vorstandsmitglied des Vereins für Anhaltische Landeskunde.
Anderthalb Jahre lang habe er zu den Kneipen geforscht, die im nun erschienenen Werk ihren Platz gefunden haben: Von Anhalter Hof („Den keiner kennt“) bis „Zum Alten Fritz“ sind es 19 gastronomische Einrichtungen von fein bis weniger fein, zu denen Westphal wie immer Geschichte und Geschichten zu Texten verknüpft.
Und da buchstäblich jeder Köthener seine ganz persönlichen Erinnerungen an nicht wenige der im Band erwähnten Kneipen haben wird, macht das Lesen besonderes Vergnügen - denn „Modderwanst“ und „Hub“ und Troika und Schaller-Sepp hat jeder ganz individuell für sich erlebt.
Da wird es rund um den Weihnachtsbaum allerhand zu Erzählen geben ... Beide Bücher sind zum Preis von 12 Euro im Stadtarchiv Köthen zu dessen Öffnungszeiten erhältlich. Die Kneipengeschichte gibt es außerdem bei Bernd Westphal zu Hause, Maxdorfer Straße 22, die „Köthener Geschäftswelt“ im Köthener Buchhandel . (mz)