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Beschmiert und beklebt Beschmiert und beklebt: Aufkleber und Graffiti kommen Südliches Anhalt und Köthen teuer zu stehen

Von Jessica Hanack 07.04.2017, 05:00
Kaum gereinigt, ist die Bushaltestelle auf dem Schlossplatz in Weißandt-Gölzau schon wieder verunstaltet.
Kaum gereinigt, ist die Bushaltestelle auf dem Schlossplatz in Weißandt-Gölzau schon wieder verunstaltet. Stadt Südliches Anhal

Köthen - Die Freude über die saubere Bushaltestelle in Weißandt-Gölzau hielt nur kurz. Keine drei Tage um genau zu sein. An einem Freitag Mitte März wurden von der Wartehalle „Schlossplatz“ sämtliche Graffiti und Aufkleber entfernt. Vier Stunden dauerte die Reinigung, für die ein speziell dafür zugelassenes Lösungsmittel verwendet wurde.

Die Ernüchterung folgte am Montag darauf. Als Gerald Möllers, Leiter des Bauhofs der Stadt Südliches Anhalt, an diesem Tag an dem Wartehäuschen vorbei kam, prangten auf den Glasscheiben bereits wieder zwei große Aufkleber des 1. FC Magdeburg, die erneut entfernt werden mussten.

Beklebte und beschmierte Bushaltestellen, Verkehrs- und Ortsschilder sind ein wachsendes Problem, nicht nur in der Stadt Südliches Anhalt. Auch in Köthen werden in zunehmendem Maße Schilder, Pfosten und Wartehäuschen beklebt, teilte Pressesprecherin Caroline Hebestreit auf MZ-Nachfrage mit.

Die Aufkleber seien im gesamten Stadtgebiet zu finden. Allerdings: „Ein vermehrtes Auftreten kann im Bereich der Rüsternbreite und auf den Dörfern festgestellt werden“, stellte sie fest.

Aufkleber von Fußballclubs verursachen die größten Schäden

Am weitesten verbreitet sind laut Hebestreit und Möllers in beiden Städten Aufkleber von Fußball-Clubs. Anhänger der beiden großen Vereine in Sachsen-Anhalt, dem Halleschen FC und dem 1. FC Magdeburg, hätten es besonders auf Ortsschilder abgesehen, berichtet Möllers. Mit dem Bekleben dieser Schilder markieren sie gewissermaßen das Revier ihres Vereins - und scheinen dabei sehr organisiert vorzugehen.

Denn werden die Ortstafeln gereinigt, verhält es sich ähnlich wie bei der Bushaltestelle in Weißandt-Gölzau. „Die Neubeschmierungen bzw. Beklebungen erfolgen kurz danach, oft gleich in den folgenden Nachtstunden“, so Möllers. Der Kampf gegen die Aufkleber, er ist kein leichter. „Es ist eine sehr aufwendige Arbeit, die vor allem auch teuer ist.“

Verkehrszeichen sind oft so stark beschädigt, dass sie ausgetauscht werden müssen

Eine etwas andere Sicht auf die Beklebungen vertritt der Vorsitzende des 1. FCM-Fanclubs „Südliches Anhalt“. Steffen Stichnothe schrieb in einem Leserbrief zu einem MZ-Artikel im vergangenen Jahr, der Fanclub lehne Graffiti an historischen Bauwerken oder Privateigentum ab. Unproblematisch sei es aber, wenn alte Bahnhäuschen oder Verkehrsschilder beklebt werden - diese seien weder schön noch touristisch interessant. Dennoch sollte das Thema auf der nächsten Mitgliederversammlung angesprochen werden. Man wolle versuchen, insbesondere auf die Jugend einzuwirken.

Für die Mitarbeiter des Bauhofs der Stadt Südliches Anhalt steht außer Frage, dass Aufkleber jeglicher Art entfernt werden müssen. Insbesondere bei Verkehrszeichen sei das jedoch gar nicht ohne weiteres möglich. „Verkehrszeichen, die entsprechend reflektierend beschichtet sind, lassen sich nur in den geringsten Fällen ohne Beschädigung reinigen“, erklärt Möllers.

Daher würden Verkehrszeichen in der Regel nicht gereinigt, sondern ausgetauscht. Wie hoch die jährlichen Kosten sind, die durch das Bekleben von Schildern anfallen, konnte der Bauhofleiter nicht sagen. Auch die Stadt Köthen konnte diese nicht beziffern. Bei Verkehrszeichen bringen die Aufkleber aber nicht nur Kosten und Arbeit für die Mitarbeiter der jeweiligen Stadt mit sich, sondern auch mögliche Gefahren für Verkehrsteilnehmer.

„Wenn ein Verkehrszeichen optisch durch Bekleben oder das Auftragen von Farbe verändert wird, kann es dessen Erkennbarkeit für Verkehrsteilnehmer beeinträchtigen, zu Irritationen oder gar Fehlverhalten im Straßenverkehr führen“, sagt Susann Dornfeldt, Sprecherin des Polizeireviers Anhalt-Bitterfeld.

Die Täter sind nur schwer zu fassen

Wie das Bekleben oder Beschmieren von Gegenständen strafrechtlich eingestuft wird, hänge davon ab, was und wie etwas beklebt werde. Wird der Gegenstand durch die Aufkleber beschädigt oder zerstört, gelte das Ganze als Sachbeschädigung und könne „eine Freiheitsstrafe von bis zu zwei Jahren, oder eine Geldstrafe nach sich ziehen“, so Dornfeldt. Im Fall von Verkehrszeichen muss zudem geprüft werden, ob das Bekleben einen „gefährlichen Eingriff in den Straßenverkehr“ darstellt.

Die Täter zu fassen, ist jedoch schwierig, weil das Bekleben häufig eine Sache von Sekunden ist. „Wenn die Polizei innerhalb solcher Sachverhalte überhaupt hinzugezogen wird, passiert dies meist erst im Nachgang, wenn dem Bürger die Aufkleber zufällig ins Auge fallen“, so Polizeisprecherin Dornfeldt. Aus dem vergangenen Jahr sei ihr aber kein Fall bekannt, in dem bei der Polizei Anzeige erstattet oder jemand auf frischer Tat erwischt wurde. (mz)