Berufsbildende Schulen Berufsbildende Schulen in Köthen und Bitterfeld: Schulleiter verteidigt Entscheidung zur Umstrukturierung

Bitterfeld/Köthen - Wird es den Bereich Fachoberschule auch weiter am Standort Köthen der Berufsbildenden Schule Anhalt-Bitterfeld geben oder nur noch in Bitterfeld? Geht es nach Schulleiter Rainer Woischnik werden ab dem Ausbildungsjahr 2019/20 keine Fachoberschüler mehr in der Bachstadt aufgenommen.
Köthens Oberbürgermeister Bernd Hauschild als auch die Schülervertretung laufen Sturm gegen diese Entscheidung. Hauschild droht Woischnik jetzt sogar mit einer Fachaufsichtsbeschwerde beim Landesverwaltungsamt für den Fall, dass der unter Umgehung der politischen Entscheidungsträger gegen den Schulentwicklungsplan des Landkreises verstoßen haben sollte. Der sieht Aufnahmen in die Fachoberschule Köthen bis 2020/21 vor.
„Eine solche Entscheidung ist nicht mit einer mündlichen Information des Landesschulamtes und des Bildungsausschusses des Landkreises abgetan, sondern müsste durch den Kreistag, weil diese Gremien keine Beschlüsse fassen dürfen“, sagt Hauschild. Nach seiner Ansicht bedrohe der Abzug von aktuell 180 Fachoberschülern bei einem Gesamtbestand von 455 den Berufsschulstandort Köthen existenziell.
Für Woischnik ist das Auslaufen der Fachoberschule in Köthen lediglich eine schulinterne Organisation
Für Woischnik ist das Auslaufen der Fachoberschule in Köthen lediglich eine schulinterne Organisation, um die Abläufe zu optimieren. „Der Schulentwicklungsplan käme ins Spiel, wenn wir einen ganzen Standort aufgeben wollten“, entgegnet der Schulleiter. Woischnik bezeichnet das Aufrechnen von möglichen zusätzlichen Fahrtkosten für den Landkreis und die Schüler „als Polemik von Außenstehenden“ und führt 90 Minuten Fahrweg als Erlass-Lage an.
Hauschild dagegen hält die knapp 173.000 Euro, die der Landkreis für den Transport der Fachoberschüler nach Dessau berappen müsste, für rausgeworfenes Geld. „Anstatt die Schüler hin und her zu fahren, sollte der Landkreis das Geld lieber in eine bessere Ausstattung der Schule stecken, denn da hat Köthen Nachteile gegenüber Bitterfeld“, sagt Hauschild und bricht zugleich eine Lanze für Benachteiligte.
Am Donnerstag wird sich die Schulleitung mit der Schülervertretung der Berufsschule treffen
„Wenn ich höre, dass Kaufleute im Einzelhandel, Verkäufer, Lagerlogistiker und Fachlageristen künftig in Köthen ausgebildet werden, dann habe ich Angst um die. Denn das sind Auszubildende mit nicht gerade üppigem Ausbildungsentgelt. Weil sie dieses aber erhalten, springt der Landkreis nicht ein und sie müssen die Anfahrt mit dem öffentlichen Nahverkehr nach Köthen aus der eigenen Tasche bezahlen“, sagt Hauschild.
Am Donnerstag wird sich die Schulleitung mit der Schülervertretung der Berufsschule treffen. Woischnik hofft, „dass endlich wieder ein wenig Ruhe einkehrt“. Doch glaubt man Oberbürgermeister Hauschild ist daran noch nicht zu denken. Jan-Georg Heun, Mitglied der Jungen Union und ehemaliger Schüler, will gemeinsam mit der Schülervertretung eine Unterschriftenaktion initiieren und die Listen auch an beiden Schulstandorten auslegen. (mz)