Beispielhaftes Millionenobjekt
KÖTHEN/MZ. - Dabei hätte sich gerade diese Baumaßnahme als Paradebeispiel für stringentes Arbeiten für eine öffentliche Würdigung angeboten.
Die gab es nun auf der turnusmäßigen Sitzung des Abwasserverbandes Köthen am Mittwochabend in der Maxdorfer Straße, als Axel Gehlhaar, Prokurist der Muting GmbH Magdeburg, noch einmal den Bau des Staukanals in der Fasanerie Revue passieren ließ.
Der Grund, warum der Verband diese millionenschwere Maßnahme überhaupt angefasst hat, liegt in den Kellern der Häuser in der Goethestraße, der Eichendorffstraße und anderer angrenzender Straße in diesem Quartier am Rand der Fasanerie. Nach starkem Regen hatten die Eigentümer oft damit zu kämpfen, dass rückgestaute Wasser wieder aus ihren Kellerräumen rauszubekommen. Wundern musste das Fachleute nicht wirklich. Abgesehen vom Zustand der Kanäle war es in der Fasanerie so, dass dort vier 50-Zentimeter-Abwasserkanäle in einen einzigen 50-er Kanal einmündeten, "da muss es irgendwann einfach zu einem Überstau kommen", so Gehlhaar. Und nicht irgendwann einmal in zehn Jahren, was noch ein akzeptabler Zeitrahmen wäre, sondern mehrmals jährlich. Man musste sich also etwas einfallen lasen, um die anfallenden Wassermengen im Extremfall quasi anderswo "zwischenspeichern" zu können. Und es ging dabei immerhin um 4 000 Kubikmeter Regenwasser, das entspricht etwa der Menge von 33 333 durchschnittlichen Badewannenfüllungen.
Für die Lösung dieses Problems wurden drei Varianten betrachtet. Der Bau eines Rückhaltebeckens hätte geschätzte 5,4 Millionen Euro gekostet und dazu rund 315 000 Euro Jahres-Betriebskosten. Außerdem hätte man dafür in der Fasanerie 60 Bäume fällen müssen. Variante 2, die Verlegung eines so genannten Maulprofils, hätte zwar nur 3,8 Millionen Euro gekostet und 185 000 Euro Jahreskosten, dafür aber 70 Bäume. Die Entscheidung fiel letztlich zugunsten der Doppelleitung. Die schlug in der Planung mit 3,2 Millionen Euro zu Buche, mit 160 000 Euro Betriebskosten pro Jahr und der Fällung von 20 Bäumen.
Am Ende ist man sogar preiswerter weggekommen als die Planungen vermuten ließen. Für die Tiefbau-Arbeiten - das Herzstück der Regenrückhaltung - bewarben sich in der Ausschreibung sage und schreibe 34 Unternehmen, von denen 21 Angebote zwischen 2,5 und vier Millionen Euro abgaben. Den Zuschlag erhielt letztlich die Bietergemeinschaft Beton & Rohrbau aus Halle. Bei der Ausschreibung zur Ausrüstung kam eine Firma aus Dresden zum Zuge, die Landschaftsarbeiten wurden von der Köthener Firma Kupiec erledigt, die nach einer beschränkten Ausschreibung zum Zuge kam.
Die Arbeiten seien durchaus kompliziert gewesen, so Gehlhaar. Im ersten Bauabschnitt zwischen der Straße An der Fasanerie und dem Abzweig zum Tierheim habe man aufgrund des eingeschränkten Baufeldes nur eine einfache Leitung verlegen können - das Doppelrohr liegt auf den 460 Metern zwischen Abzweig Tierheim und Anbindung Siebenbrünnenpromenade in der Erde. Um das notwendige Stauvolumen dennoch zu erreichen, wurde die Trasse verlagert. Eingebaut wurde auch ein "Spülkasten", der gleich zwei Funktionen ausfüllt. Zum einen wird in diesem Spülbauwerk (Gehlhaar: "Eine beeindruckende Sache"), von dem heute nur noch zwei flache Abdeckungen zu sehen sind, die aus dem Straßenkörper lugen, dafür gesorgt, dass in dem Doppelrohr ein regelmäßiger Anstau erfolgt. Damit kann die Abgabe von Regenwasser in Richtung Kläranlage reguliert werden. Zum anderen ist es möglich, das Wasser als "Spülwelle" zur Kanalreinigung zu nutzen.
Man sei sehr zufrieden mit der Baufirma gewesen, resümiert Axel Gehlhaar. "Alle Kontrollen sind problemlos überstanden worden." Letztlich lassen sich auch die tatsächlichen Kosten sehen: Der Tiefbau kostete rund 2,76 Millionen Euro, die Ausrüstung 227 000 Euro und die Begrünung 31 000 Euro. Die Gesamtkosten lagen somit bei etwas mehr als drei Millionen Euro - womit man die ursprünglich berechneten Kosten um nahezu 400 000 Euro unterschritt. Gehlhaar konnte allen Beteiligten ein gutes Zeugnis ausstellen: "Das Vorhaben wurde in der vorgegebenen Bauzeit, unter Einhaltung der Kosten als eine der größten Einzelmaßnahmen im Tiefbau realisiert." Und solch ein rundum positives Fazit komme bei Bauarbeiten längst nicht alle Tage vor.