Bass Bässe Bässer Bass Bässe Bässer: "Oldschoolswitch" aus Köthen füllen mit Dubstep-Mixes die Clubs

Köthen - Wenn man „Oldschoolswitch“ als Köthens unbekannteste Bekannte der Musikszene bezeichnet, so ist das zum einen richtig und gleichzeitig falsch. Richtig, weil das Duo Kevin Kluge und Ricky Reinbothe zwar nur selten in Köthen auflegt, wenn dann meist im Mensakeller der Hochschule.
Und falsch deswegen, weil die beiden DJ’s aber völlig problemlos in anderen Städten die Klubs füllen. Wer sein musikalisches Herz an Dubstep gehängt hat, kommt um „Oldschoolswitch“ nicht herum.
Wie das aussehen kann, konnte man vor einigen Tagen erleben, als zu einer Open-Air-Veranstaltung in den Schlosshof gerufen wurde. Da war die Resonanz zunächst eher zurückhaltend, auch hinsichtlich des Betriebs auf der Tanzfläche - was sich aber schlagartig änderte, als „Oldschoolswitch“ die Bühne enterten.
„Oldschoolswitch“ haben 2019 ihr fünfjähriges Jubiläum gefeiert
Da füllte sich plötzlich das Rasenkarree mit zu wummernden Bässen hüpfenden und Fäuste reckenden Jugendlichen. Und das Duo hinter dem Set-up ließ die ehrwürdigen Mauern von Marstall und Remise erzittern.
„Oldschoolswitch“ gibt es schon lange. 2019 habe man das fünfjährige Jubiläum gefeiert, rechnet Reinbothe zurück. Reinbothe und Kluge kennen sich noch länger, schon aus der Schule, der Köthener „Völkerfreundschaft“, später auch aus anderen musikalischen Projekten. „Wir haben vorher in unterschiedlichen Diskoteams mitgemacht und später zusammen Hiphop gemacht, massentaugliche Sachen“, sagt Kevin Kluge. „Nicht das, was wir jetzt machen.“
Denn irgendwann einmal entschloss man sich, auch die Musik auf die Bühne zu bringen, die man schon zu Hiphop-Zeiten zu Hause hörte: „Mal was Härteres. Mehr Bässe.“ Dubstep eben. Wobei man andere Titel neu mixt, remixt, Musik in jeder Sekunde neu erfindet. Man kann, sind „Oldschoolswitch“ überzeugt, aus allem Dubstep machen, „auch aus Schlagern“.
Der Erfolg hat sich in den zurückliegenden Jahren immer nachhaltiger eingestellt
Und dies mit Instrumenten, wie sie nicht an der Musikschule gelehrt werden: virtuelle Plattenspieler, CDJ Nexus Pionieer, Decks, Mikros, Mixer: So ungefähr stellt sich - technisch gesehen - das „Orchester“ aus, mit dem „Oldschoolswitch“ ihr Publikum auf die Beine bringen. Ob in Bremen oder Weimar oder beim Springbreak, wo man auf den sogenannten Camping Stages aufgetreten ist.
Der Erfolg hat sich in den zurückliegenden Jahren immer nachhaltiger eingestellt. „Anfangs“, sagt Reinbothe, „haben wir im Mensakeller vor fünf bis zehn Leuten gespielt. Jetzt füllen wir jeden Club. Wir produzieren unsere eigene Musik.“
Und man hat eine Fangemeinde, wie das Duo mit Stolz registriert: „Leute, die unsere T-Shirts tragen.“ Leute, die „Oldschoolswitch“ auf den einschlägigen Kanälen folgen, auf Youtube und Soundcloud, auf Facebook und Instagram. Die sich ihre Mixes bei Spotify oder I-Tunes herunterladen.
Kevin Kluge und Ricky Reinbothe sind von Beruf Autoverkäufer und Schweißer
Die Präsenz im Netz ist auch deswegen wichtig, weil Corona auch die Clubs dichtgemacht hat. Auftritte wie jüngst in Köthen sind die Ausnahme geworden. Im September stehen zwei, drei Livestreams im Kalender, „aber das war es auch schon“. Dennoch bleiben „Oldschoolswitch“ gelassen: „Durch Corona haben wir eben mehr Zeit für Freunde.“
Oder dafür, im Studio an neuen Sounds zu basteln („Wir brauchen neue Musik“), an neuen Klangteppichen zu weben. Dennoch: Der Auftritt vor Publikum ist noch immer das Wahre für die beiden Live-Streamer. Auch mit Blick auf die wogende Masse vor dem Set-up: „Die haben Bock, voll durchzudrehen“, freuen sich Kluge und Reinbothe über die geradezu hypnotische Wirkung dessen, was sie in den Äther senden.
Man habe, so das Duo, durchaus schon mit dem Gedanken gespielt, das Talent zum Beruf zu machen. Das freilich will genau überlegt sein: Es gebe einen Haufen DJ’s, „die liefern nicht ab, drücken aber die Preise“. Unter diesen Umständen müsse man was Besonderes sein - „und die richtige Leute kennen“. Für beides ist man auf dem Weg, obwohl Kevin Kluge und Ricky Reinbothe, von Beruf Autoverkäufer und Schweißer, ihren Status in der Branche auch mit Augenzwinkern und Selbstironie betrachten: „Mehr Bekanntheit muss gar nicht sein in Köthen.“ (mz)