Balou und Spike Balou und Spike: Raymond Schulz will Köthener Rettungshundestaffel aufbauen

Köthen - Den Stempel hat Raymond Schulz schon anfertigen lassen. „Rettungshundestaffel Sanitätsverein Köthen e. V.“ steht im schwungvollen Bogen geschrieben, wodurch der Kopf eines schlappohrigen Hundes eingerahmt wird, unter dem die Kontakttelefonnummer zu lesen ist. Schulz, Chef einer Sanitätsschule und immer umtriebig, braucht Mitstreiter für sein Vorhaben. Eben für den Aufbau einer Rettungshundestaffel.
In Angriff genommen hatte Schulz dies bereits einmal vor etwa sechs Jahren. Dass er damals über bescheidene Anfänge nicht hinauskam, ficht das Stehaufmännchen nicht an. Hat er erst einmal etwas als sinnvoll erkannt, verliert er es so schnell nicht mehr aus den Augen. Selbst wenn der Plan jahrelang auf Eis liegt - irgendwann ist er dann wieder da. Da reicht manchmal ein Zufall. Oder ein nächtlicher Anruf.
„Einer unserer Partner, der uns Overalls für den Corona-Einsatz genäht hat, hat sich bei mir gemeldet. Ob ich nicht jemanden wüsste, der zwei junge Hunde haben will?“ So kamen Balou und Spike zu Schulz. Zwei deutsche Bracken, inzwischen elf Wochen alt, landläufig als niedlich zu bezeichnen, wie Welpen eben niedlich sind.
Unverdrossen weitermachen, damit Hund und Mensch irgendwann ihre Aufgabe erüllen können
Um allerdings Rettungshunde zu werden, die fit gemacht werden sollen zum Beispiel für die Personensuche oder für die Geländeausbildung im Sanitätsdienst, nützt Niedlichkeit nicht viel. Das ist der Moment, in dem Jürgen Drechsel auf den Plan kommt. Drechsel kommt aus der Altmark, hört sich aber deutlich nach Chemnitz an, wo er seit Jahren lebt und eine Rettungshundestaffel mit 17 aktiven Mitgliedern leitet.
Schon 2014 war Drechsel beim ersten Anlauf mit im Boot, das diesmal richtig vom Ufer abgestoßen werden soll. Der wuchtige Mann hat die Einladung nach Köthen zur Präsentation der Rettungshundestaffel im Aufbau mit Freude angenommen, „weil ich so in gewisser Weise an den Geburtsort unseres Vereins zurückgekommen bin“. Zu dem die Idee in Köthen geboren wurde.
Durch seine Erfahrungen ist Jürgen Drechsel ein besonders wertvoller Helfer. Einer, der auch die Schwierigkeiten benennt. Zum Beispiel, dass man lange keinen Erfolg sieht bei der Ausbildung des Hundes - und trotzdem unverdrossen weitermachen muss, damit Hund und Mensch irgendwann ihre Aufgabe, im Ernstfall Menschenleben zu retten, erfüllen können.
„Wer die ersten zehn Treffen übersteht, der bleibt dabei“
Dass man den Hund zur Freundlichkeit erziehen muss, dass Futter und Spiele als Belohnung wichtig sind. Dass nicht zuletzt die Mitglieder einer solchen Staffel von großem Beharrungsvermögen sein müssen - „wer die ersten zehn Treffen übersteht, der bleibt dabei“, legt Drechsel eine große Elle an die Mitgliedschaft an. Dass er sich vorderhand um die Ausbildung von Balou und Spike kümmern wird, ist klar - wer auch sonst? An der Struktur muss noch gearbeitet werden, aber man wird wohl in Chemnitz und Köthen gleichermaßen ins Training gehen.
Wobei Drechsel den Begriff Training nicht gern hört. „Wir sind immer im Einsatz“, erklärt er. Der Hund dürfe nicht unterscheiden zwischen Spaß und Ernst - er müsse immer das volle Programm gehen. Seine Hausaufgaben machen. Die Sanitätsschule von Raymond Schulz, da ist Drechsel überzeugt, biete für den Aufbau der Staffel beste Voraussetzungen - weil hier alle rettungsdiensterfahren sind. „So ein Hundeführer sollte schon mehr können als ein Fahrschüler mit Erster Hilfe.“
Denn das ist ja der Anspruch, den Raymond Schulz deutlich macht: Mit der Hundestaffel will man in der Region eine weitere Rettungsmöglichkeit für den Ernstfall ansiedeln. Balou und Spike haben in den nächsten zwei Jahren viel Arbeit vor sich. Und die Hundeführer Raymond Schulz und Sebastian Scholz auch. (mz)