Notunterkunft für Obdachlose Augustenstraße in Köthen: Tierschutz will Katzen aus Notunterkunft retten

Köthen - Evelyn Schwerdtfeger will hartnäckig bleiben. „Ich muss da unbedingt dranbleiben“, sagt die Tierschützerin. Noch sechs Katzen leben nach ihren Angaben in der Obdachlosenunterkunft in der Köthener Augustenstraße.
Und Evelyn Schwerdtfeger will die Tiere dort herausholen, weil sie um das Leben der Vierbeiner fürchtet. Sie wolle sich dazu mit dem Veterinäramt und dem Ordnungsamt verständigen, erklärt sie.
Am Montagnachmittag war Evelyn Schwerdtfeger mit einigen Unterstützern bereits in der Augustenstraße, um möglichst viele Katzen aus der Obdachlosenunterkunft zu holen. Abgesichert wurde die Aktion von der Polizei.
Wo sind die restlichen sechs Katzen?
Vier Katzen nahmen die Tierschützer mit, die anderen sechs wurden nicht gefunden. Für eine kam die Hilfe zu spät - eben jene Katze hatte die Aktion ausgelöst.
Am Wochenende habe ein Sohn von Karin Ritter, die in der Obdachlosenunterkunft wohnt, die Katze gegen eine Wand geschlagen und schließlich durch einen Kehlschnitt getötet, berichtet Schwerdtfeger.
Kurz zuvor war sie mit der Katze noch beim Tierarzt gewesen, weil diese Würmer und Fieber hatte. Das sei mit Familie Ritter so abgesprochen gewesen. „Ich habe die Katze danach wieder in die Augustenstraße zurückgebracht, weil man mir Gewalt angedroht hatte, sollte das Tier nicht zurückkommen“, berichtet sie.
Tiere in Obdachlosenunterkunft nicht erlaubt
Am Wochenende habe sich dann eine Frau beim Köthener Tierheim gemeldet. Diese habe von Karin Ritter Bilder der toten Katze erhalten. Daraufhin wurde die Aktion am Montag organisiert, bei der der Beschuldigte selbst nicht anwesend war.
Eigentlich ist Tierhaltung in der Obdachlosenunterkunft generell untersagt, wie Ilona Häckel, Leiterin des Ratsbüros, mitteilte. „Leider halten sich die Bewohner nicht daran und schaffen sich immer wieder neue Tiere an. Die genaue Anzahl der dort gehaltenen Tiere ist dem Ordnungsamt nicht bekannt, da es nicht die Möglichkeit hat, diese zu ermitteln.“
Tierschützerin erstattet Anzeige gegen Katzentöter
Schon häufiger seien in der Unterkunft Tiere sichergestellt worden. „Eine nächste Maßnahme zur Feststellung von Tierhaltung ist geplant. Es wird sich jedoch auch zukünftig nicht vermeiden lassen, dass erneut Tiere dort illegal gehalten werden“, so Häckel weiter.
Schwerdtfeger hat Anzeige gegen den Mann erstattet, der die Katze getötet haben soll. Sie wirft ihm vor, das Tierschutzgesetz gebrochen zu haben. Dort heißt es unter Paragraf 17: „Mit Freiheitsstrafe bis zu drei Jahren oder mit Geldstrafe wird bestraft, wer 1. ein Wirbeltier ohne vernünftigen Grund tötet oder 2. einem Wirbeltier a) aus Rohheit erhebliche Schmerzen oder Leiden oder b) länger anhaltende oder sich wiederholende erhebliche Schmerzen oder Leiden zufügt.“
Große Anteilnahme auf Facebook
Am Montag schrieb Schwerdtfeger auf Facebook an das tote Tier gerichtet: „Ich verspreche Dir, dass ich und noch andere Tierfreunde uns um Deine tierischen Verwandten an diesem schlimmen Ort kümmern werden und zukünftig wachsamer sind.“
Dutzende Menschen sprachen ihre Anteilnahme aus. „Die Reaktion ist überwältigend. Es ist alles hochgradig emotional“, sagt Schwerdtfeger.
(mz)