Ärger Ärger: Birken sind Anlass für Zwistigkeiten
Hinsdorf/MZ. - Vor 40, vielleicht auch vor 50 Jahren wurde in Hinsdorf am beiden Rändern des örtlichen Festplatzes je eine Reihe Birken gepflanzt - etwa ein Dutzend kleine Bäumchen. Eine dieser Reihen wurde sehr nah an das Grundstück von Paul Bachmann platziert: So um die 40 Zentimeter von der Grundstücksmauer entfernt.
Damals war Bachmann ein junger Mann. Inzwischen ist er 73. Den Festplatz gibt es nicht mehr. Die Fläche , die jetzt der Stadt Südliches Anhalt gehört, wurde in einen Spielplatz umgewandelt. Und aus zierlichen Bäumchen sind große Birken geworden - mindestens 20 Meter groß, mit weit ausladendem Ästen. So weit, dass sie bis zu fünf Meter über die Mauer auf das Grundstück Bachmanns hinausragen.
Diese Bäume machen ihm das Leben schwer, so der gehbehinderte Senior. Je nach der Windstärke fallen größere und kleinere Äste und Zweige sowie viel Laub auf seinen Hof. Während der Blütezeit der Bäume kann er die Fenster nicht aufmachen, sonst liegen die Pollen auf seinem Bett. Dachrinnen und Fallrohre sind ständig verstopft.
"Das Wurzeln der Birken gehen unter der Mauer und unter den Wirtschaftsgebäuden im Hof durch, die Mauer hat schon Risse", sagt Reinhard Körnicke. Der 64-Jährige und sein Sohn Silvio helfen Paul Bachmann im Alltag, obwohl sie keine Nachbarn sind. "Ich habe von ihm eine vom Notar beglaubigte Vollmacht, seine Interessen zu vertreten", erklärt Reinhard Körnicke.
So vertreten die Körnickes die Interessen von Paul Bachmann auch in der Birken-Angelegenheit. Im Mai 2012 baten sie in seinem Namen in einem Schreiben an die Stadtverwaltung Südliches Anhalt, die Birken zu fällen oder stark herunterzuschneiden. "Die Kronen sind so groß, dass mein gesamter Hof immer im Schatten liegt, die Sonnenstrahlen kommen nicht durch", beschreibt Bachmann.
Seitdem entwickelte sich in der Angelegenheit ein reger Briefwechsel. Bachmann und die Körnickes verweisen auf das Nachbarschaftsgesetz von Sachsen-Anhalt, wonach die bewussten Birken nicht weniger als sechs Meter von der Grenze des Bachmannschen Grundstück entfernt stehen dürftfen. Die Stadt antwortet, dass die Birken Bestandsschutz hätten. Die Hinsdorfer berufen sich auf das Bürgerliche Gesetzbuch, das ein Herunterschneiden der Bäume erlaube. Nach starkem Herunterschneiden der Äste wären die Bäume nicht überlebensfähig, antwortet die Stadt.
Aber die Stadt hat doch zwei Birken aus der anderen Reihe fällen lassen, die zu nah an das Nachbargrundstück standen, konterten Bachmann und die Körnicke. Deren Zweige hatten zuvor bei dem Nachbarn das Dach beschädigt. Dasselbe befürchtet Bachmann auch für seine Bauten auf dem Hof.
Er und die Körnickes fühlen sich nach eigenen Angaben verschaukelt. Sie sehen sich im Recht, sprechen von Arroganz der Verwaltung. "Von Bürgernähe keine Spur. Die Sache dauert schon Monate und ein Ende ist nicht abzusehen", beklagt sich Reinhard Körnicke. Der Frühling sei nicht mehr weit, dann habe die Verwaltung einen weiteren Vorwand, denn Bäume dürfen dann wegen nistender Vögel generell nicht gefällt werden.
Laut Burkhard Bresch, Bürgermeister der Stadt Südliches Anhalt, kommt nun doch Bewegung in die Sache. "Wir haben die Angelegenheit geprüft, werden die Birken noch vor dem Beginn der Vegetationszeit fällen und nehmen Ersatzpflanzungen vor", so Bresch.