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"Ansprüche steigen" "Ansprüche steigen": Köthens größter Vermieter will in Altstadtwohnungen investieren

Von Frank Jungbluth 02.12.2019, 12:57
David Rieck, Geschäftsführer der WGK, vor dem Haus an der Schulstraße, das demnächst abgerissen und neu gebaut werden soll.
David Rieck, Geschäftsführer der WGK, vor dem Haus an der Schulstraße, das demnächst abgerissen und neu gebaut werden soll. Ute Nicklisch

Köthen - Gabriele Schenk gibt Gas und flitzt lautlos durch die Straßen der Stadt. Drei Besichtigungstermine gibt es an diesem Vormittag. Gabriele Schenk ist schneller als der Mietinteressent, flitzt flink die Treppen hinauf. In der Alexanderstraße gibt es eine Dachgeschosswohnung mit bestem Blick auf den Friedenspark. In der Magdeburger Straße ein Domizil mit Fußbodenheizung. „Die Altstadt ist begehrt“, weiß David Rieck, Geschäftsführer der Wohnungsgesellschaft Köthen (WGK).

Auch aus dem Umland zieht es die Menschen in die Kreisstadt. Nahversorgung, Ärzte um die Ecke, der Supermarkt, der Imbiss, das Café - „das gibt’s vom Land aus nur, wenn man ins Auto steigt, und das fällt lebensälteren Mitbürgern schwer“, sagt Rieck.

3.200 Wohnungen hat die WGK heute noch im Bestand, die Umsätze liegen stabil bei knapp elf Millionen Euro im Geschäftsjahr 2018. Die Altschulden, eine Last aus dem Einigungsvertrag für die ostdeutschen Wohnungsunternehmen, drücken die WKG auch heute in Summe mit anderen Verbindlichkeiten bei Kreditinstituten mit knapp 47 Millionen Euro, immerhin zwei Millionen Euro weniger als 2017.

„Gut 25 Prozent unserer Mieterinnen und Mieter sind Empfänger von Transferleistungen“

Deshalb, so Geschäftsführer Rieck, sind die Investitionen in die Zukunft entscheidend für das städtische Wohnungsunternehmen, das 1991 gegründet worden ist und sich immer noch auch als Betrieb der kommunalen Daseinsfürsorge versteht. „Gut 25 Prozent unserer Mieterinnen und Mieter sind Empfänger von Transferleistungen“, weiß Rieck.

Die Mieten sind stabil, im Durchschnitt kostet eine der 3 200 Wohnungen der WGK fünf Euro je Quadratmeter, aber die Baupreise steigen quasi täglich, wie David Rieck vorrechnet. „Die Mieten sind in den vergangenen zehn Jahren in Köthen um acht Prozent gestiegen. So eine Preissteigerung haben sie bei den Baupreisen in wenigen Wochen.“

Viele Investitionen der WGK in den Bestand sind noch in den 1990er Jahren passiert

Das betrifft die Wohnungsgesellschaft, die ihren Überschuss fürs vergangene Jahr im Vergleich zum Jahr 2017 immerhin von 1,9 Millionen auf 2,3 Millionen steigern konnte, empfindlich, denn viele Investitionen in den Bestand sind in den 1990er Jahren passiert, da muss nachgearbeitet werden. Fünf Millionen Euro im Jahr gibt die WGK für Instandhaltung, Modernisierung und Neubau in Köthen aus. „Wir bauen fast ausschließlich mit heimischen Handwerkern. Das ist Teil unserer Philosophie“, sagt Geschäftsführer David Rieck.

Die Ansprüche der Mieter steigen. Nicht mehr der Grundriss sei entscheidend für eine Wohnung oder dagegen. „Es geht um die Ausstattung, die Lage und das Drumherum.“ Und natürlich darum, dass eine Wohnung für ältere und eingeschränkte Mieter nutzbar ist. So werden aus den Plattenbauten in der Adolph-Kolping-Straße aus vormals 56 Wohnungen 24 Einheiten, zwei Geschosse sind abgerissen. Fußbodenheizungen und breitere Türen, moderne Bäder werden eingebaut. Rieck: „Das ist für uns der Startschuss für den Stadtumbau in der Rüsternbreite.“ (mz)

Das Unternehmen wurde kurz nach der Wende im Jahr 1991 als städtische Wohnungsgesellschaft gegründet.

Die schwerste Hypothek waren die so genannten Altschulden, die eigentlich Buchkredite waren, aber nach dem Verkauf der DDR-Staatsbank durch die Treuhand Realkredite wurden.

Die WGK beschäftigt 24 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter und erwirtschaftet einen Überschuss von 2,3 Millionen Euro.