Anhalt-Bitterfeld Anhalt-Bitterfeld: Wels war größer als der Angler
Edderitz/Köthen/MZ. - Was braucht ein Angler, um einen großen Fisch an den Haken zu bekommen? Er muss wohl ein ehemaliger Taxi-Unternehmer sein. Auf diesen Beruf scheint das kapitale Schuppenwild besonders zu stehen, denn gleich zwei ehemalige Taxi-Leute waren jetzt erfolgreich bei der Angelei: Werner Starrach (58) aus Edderitz und Horst Eichler (72) aus Köthen. Starrach zog einen 1,80 Meter großen und 42 Kilo schweren Wels aus dem Edderitzer See. Eichler holte seine Trophäe aus der Ostsee bei Kiel: einen ein Meter großen und zehn Kilo schweren Dorsch. Beide Männer sind Berufskollegen: In den 90er Jahren hatten sie zur gleicher Zeit jeder ein eigenes Taxi-Unternehmer gegründet.
Dass es im Edderitzer See große Welse gibt, wusste Werner Starrach. Im vergangenen Jahr fing er selbst einen - der Fisch war 1,25 Meter groß und wog rund 20 Kilo. "Damals dachte ich, das sei der Fang meines Lebens", lacht der Edderitzer. Nun trug er einen neuen Rekord in sein Fangbuch ein.
Dabei dachte Starrach an diesem Tag gar nicht an Welse. Mit seinem Kumpel angelte er abends von einem Boot aus in der Nähe der Pumpstation. Die Angel war nicht für so einen Giganten gedacht: Die Rute war nicht allzu kräftig, ein Blinker - ein Kunstköder aus Metall - sollte eigentlich Barsche, Zander oder Hechte verführen.
Doch plötzlich hing etwas wie ein Baumstamm dran. Starrach: "Zuerst war nicht ich derjenige, der den Fisch aus dem Wasser zog, sondern der Wels schleppte unser Boot hinter sich her." Eine Dreiviertelstunde hat es gedauert, bis der Fisch im Boot lag. Dann ging es ans Ufer, wo andere Angler saßen. Jeder wollte den ungewöhnlichen Fang sehen. Der Riesenwels wurde nach Schortewitz zu Wolfgang Klum geschafft, der als Hobbyschlachter eine Schlachterei hat. Dort wurde der Wels filetiert. "Bei mir zu Hause hätte ich das nicht machen können, der Fisch war zu groß", erklärt Starrach, der acht Zentimeter kleiner ist als der Wels. Die Filets reichten für den Angler selbst, drei seiner Kumpel und auch für Wolfgang Klum.
"Wir essen gern Fisch, und der Wels schmeckt vorzüglich", sagt Werner Starrachs Frau Regina. "Man muss nur die Haut und die Fettschicht abziehen. Einige Filets haben wir eingefroren."Werner Starrach verhilft der Familie oft zu einer leckeren Mahlzeit. Er angelt erst seit drei Jahren und kommt meist mit guter Beute heim.
Horst Eichler ist seit 50 Jahren im Anglerverein. Seinen großen Dorsch fing er in der Ostsee von einem Kutter aus. Diesen Ausflug erhielt er als Auszeichnung vom Landesanglerverband. Starrach und Eichler kennen sich gut. "In den 90ern standen wir mit unseren Taxen am Köthener Bahnhof und wussten nicht, ob das Geschäft am Ende erfolgreich wird", erinnert sich Eichler. Zum Schluss haben sie ihre Unternehmen an ihre Kinder übergeben: Starrach seinen Taxi- und Transportservice an die Tochter, Eichler an den Sohn. So haben sie Zeit fürs Angeln.