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Anhalt-Bitterfeld Anhalt-Bitterfeld: Wasser zerrt an den Nerven

Von ANNE BÖTTGER 17.11.2010, 19:22

KLEINZERBST/MZ. - Sigrid Otto-Langholz hat ihren Mut nicht verloren. "Es sieht hier aus, als könne man Reis anpflanzen", scherzt die 58-Jährige und zeigt auf ihren sonst so gepflegten Rasen im Garten. "Und im Keller können wir nun Karpfen halten, da können wir noch Geld mit machen." Dabei ist die Situation eigentlich alles andere als erheiternd: Bis zum Knöchel steht die Frau aus der Reppichauer Straße in Kleinzerbst im Wasser. Wasser, das sich nach dem Dauerregen vom angrenzenden Acker aus seinen Weg suchte - durch Garten, Scheune und Hof bis in den Keller hinein.

"Samstag ging es los. Seitdem habe ich nicht mehr als 13 Stunden geschlafen", schätzt die Kleinzerbsterin. Rund um die Uhr sei sie damit beschäftigt, des Wassers Herr zu werden, hat gemeinsam mit der Feuerwehr Sandsäcke gefüllt, Pumpen und Nasssauger aufgestellt. 20 Zentimeter habe die Brühe in ihrem Keller gestanden. Schuhe, Lebensmittel, Möbel und Waschpulver stehen dort sonst.

Pumpen, Eimer und Schläuche beherrschen nun das geordnete Leben, Gummistiefel haben längst das gewöhnliche Schuhwerk abgelöst. "Diese hier habe ich erst zum Geburtstag geschenkt bekommen", sagt Sigrid Otto-Langholz und stapft durch ihren schlammigen Garten.

Erst vor etwa vier Wochen ist das letzte Mal Wasser über den Acker auf ihr Grundstück gedrungen. "Aber da war es längst nicht so schlimm wie jetzt", meint Ehemann Peter Langholz. Eine Wasserlache, sagt der 70-Jährige, gebe es stets auf dem Feld nebenan. Doch "mit dem Regen ist sie immer näher an unser Grundstück gerückt." Ortsbürgermeister Eckhardt Schinke sieht genau darin das Problem: "Die Böden sind voller Wasser und nehmen nun nichts mehr auf. Durch die Hanglage läuft das Wasser in Richtung Ortschaft, wird durch die Bebauung gebremst und läuft durch die Häuser durch." Ein Problem, bei dem viele Faktoren zusammenspielten, so Schinke.

Frank Elze, Angestellter bei Lehmanns Buntmetallaufkauf, Containerdienst und Futterhandel - nur einige Meter außerhalb des Ortes -, deutet vor allem auf volle Gräben hin. "Die müssen mal wieder gepflegt werden, dann könnte das Wasser besser ablaufen." Am Sonnabend, als neben der Straße auch das Firmengelände zu überfluten drohte, mussten er und seine Kollegen die Gräben freimachen. Mit Radladern waren sie angerückt. Doch das Wasser konnte trotzdem durch das Mauerwerk ins Innere des Gebäudes eindringen, hat viele Fliesen gelockert.

Rund 70 Einsatzkräfte der Feuerwehren aus Aken und Osternienburg waren am Samstag im Einsatz. Vom frühen Nachmittag bis in den Abend hinein haben sie den Kleinzerbstern unter die Arme gegriffen: "Ich wollte erst alles alleine machen, doch dann kam die Feuerwehr und hat gesagt, dass ich das gar nicht schaffen kann", erzählt Sigrid Otto-Langholz. "Nun bin ich auch fix und fertig." Zweimal im Jahr müsse man in der Reppichauer Straße mit einer solchen Überschwemmung rechnen: einmal bei der Schneeschmelze, einmal bei Starkregen. "Nun ist es schon das dritte Mal dieses Jahr. Das zerrt an den Nerven", so die Kleinzerbsterin. "Doch mich deshalb verrückt zu machen, bringt auch nichts. Ich nehme es so, wie es kommt."