Anhalt-Bitterfeld Anhalt-Bitterfeld: Von der Sport-Awo bis zum Ferrari
KÖTHEN/MZ. - Ziemlich bedächtig bog Mike Scherr am Sonntagmorgen mit seinem Lincoln Towncar von der Merziener Straße auf den Kaufland-Parkplatz ab. Sein Ziel war das Gelände des Motorsportclubs Köthen. Dort startete am Sonntag das Old- und Youngtimer-Treffen in seiner vierten Auflage.
Die Stretchlimousine des Baujahrs 1985 war nicht das einzige Fahrzeug, mit dem der Leipziger Geschäftsmann an der Ausfahrt teilnahm. Zu seinen Schmuckstücken gehörten außerdem ein Chevrolet Camaro Berlinetta und ein Oldsmobile Custom Cruiser.
Eigentlich wollte Mike Scherr auch noch seinen Opel Rekord A und den Opel Kadett C mitbringen. Dafür fehlten ihm allerdings die Fahrer. Mit seinen Oldtimern ist der Leipziger nicht nur auf Veranstaltungen anzutreffen. Er nutzt die Fahrzeuge täglich. "Es sind alles Hingucker", machte er deutlich.
Eine Augenweide für alle Oldtimer-Fans war auch der Skodo Octavia von Werner und Theresia Hempe. Das Fahrzeug befindet sich in einem makellosen Zustand. "Er hat noch den Originallack", erzählte Werner Hempe. Seit 1964 hat der Skoda nur 24 000 Kilometer zurückgelegt. Für einen Oldtimer ist das äußerst selten. Der Octavia sieht aus, als ob er eben erst gebaut wurde. "Er ist fast wie neu", machte Theresia Hempe deutlich.
Das Ehepaar aus dem sächsischen Taucha freute sich auf die Ausfahrt. Vom Clubgelände führte die Strecke zum Petersberg. Zur Mittagszeit fanden sich die Fahrer wieder am Startpunkt ein. Die zweite Route verlief durch das Köthener Umland. Glücklicherweise spielte das Wetter mit. Bei Regen hätten sich viele Oldtimerbesitzer genau überlegt, ob sie ihr Schmuckstück lieber in der Garage lassen sollten. Strahlender Sonnenschein lockte jedoch viele Fahrer auf das Clubgelände. 67 Teilnehmer hatten sich registriert.
Mark Panhans aus Scheuder nutzte die Zeit vor dem Start, um seinen 73er Schiguli wenigstens grob zu polieren. Dazu war der Fahrer zu Hause nämlich nicht mehr gekommen. Sein Interesse für Oldtimer kam mit dem Erwachsenwerden.
Über einige Fahrzeugverkäufe ärgert er sich noch heute. Umso überzeugter betonte Mark Panhans: "Ich gebe keine Autos mehr weg." Mittlerweile nennt er acht Oldtimer sein Eigen. Ein besonders wertvolles Exemplar fehlt allerdings noch in seiner Sammlung: Der Horch 832. Diesen Traum wird sich Mark Panhans vermutlich nie erfüllen können. Immerhin liegt der Wert eines solchen Fahrzeuges inzwischen im sechsstelligen Bereich.
Dass zum Kauf eines Oldtimers nicht nur Geld, sondern auch eine Menge Glück gehört, ist Axel Ritter vor kurzem wieder bewusst geworden. Durch Zufall wurde der Dessauer auf einen MG aufmerksam, der seit Jahren sein Dasein in Aken fristet. Vor drei Wochen übernahm Axel Ritter das Fahrzeug (Baujahr 1977). Mit der Leistung des Oldtimers ist der Dessauer sehr zufrieden. "Der röhrt richtig", machte er deutlich. 92 PS stecken unter der Haube des MG.
Schnelle Fahrzeuge haben es auch Eberhard Dietel angetan. "Ich bin Autorennen gefahren", erzählte der Hallenser. Von 1971 bis 1976 war er mit einem Melkus auf Rennstrecken unterwegs. Ein Fahrzeug dieses Typs fährt Eberhard Dietel noch heute. 75 PS sind in der Straßenzulassung erlaubt. Die Rennvariante seines 69er Melkus hat 92 PS. Mit gerade einmal 600 Kilogramm ist der Oldtimer ein Fliegengewicht. "Der steht genau so hier, wie er gebaut wurde", wies der Hallenser auf den Originalzustand des Fahrzeuges hin.
Viele Besucher waren zum Clubgelände des MC Köthen gekommen, um sich die Fahrzeuge anzusehen und sich mit deren Besitzern auszutauschen. Unter ihnen war auch Steffen Hoffmann. Der Quellendorfer präsentierte sich mit seiner Sport-Awo auf dem Platz. Das Motorrad fährt er seit seinem 18. Lebensjahr.
"Ich habe schon als Kind drauf gesessen", erinnerte sich Steffen Hoffmann. Die Awo gehört schließlich seinem Vater. Interessiert schaute sich der Oldtimer-Fan auf dem Gelände um. Lada, Skoda, BMW und Ferrari waren ganz nach seinem Geschmack.
Siegfried Schulz war mit der Resonanz auf das mittlerweile vierte Oldtimertreffen sichtlich zufrieden. "Es ist gewachsen", freute sich der Vorsitzende des Motorsportclubs. Erstmals präsentierten sich auch Händler auf dem Gelände. Mike Steude aus Jesewitz bot Kleinteile für MZ und Simson an. In seiner Heimat betreibt er einen Handel für Zweiradtechnik. Der Teilemarkt weckte das Interesse von Besuchern und Oldtimerfahrern. Einige wurden fündig.
Am 15. August lädt der MC Köthen zum vierten Classic-Cup "Rund um den Wattrelos-Ring" ein. Neben historischen Renn- und Tourenwagen gehen Motorräder verschiedener Klassen und Karts an den Start. Bisher fanden Oldtimerrundfahrt und Classic-Cup am gleichen Wochenende statt. Aus organisatorischen Gründen entschied sich der MC Köthen in diesem Jahr für eine andere Variante.