Anhalt-Bitterfeld Anhalt-Bitterfeld: Synagoge lädt zu Kunst und Musik
Gröbzig/MZ. - Oft reisen Gäste aus den umliegenden Städten wie Halle oder Dessau aber auch von ganz weit her zu den Veranstaltungen in das Museum Synagoge Gröbzig. Das Museumsfest jedoch, welches am Samstagnachmittag stattfand, sollte ein Fest für die Gröbziger selbst sein, so betonte es Museumsleiterin Marion Méndez. Mit einem bunten Programm wurden nicht nur Interessenten der jüdischen Kultur angesprochen sondern auch diejenigen, welche einfach einen netten Tag in netter Gesellschaft verbringen wollten.
Den Auftakt bildete eine Vernissage in der Galerie des Museums. Zahlreiche Besucher wollten die Werke des Malers und Architektur-Poeten John Günther sehen. Umrahmt von einem Klarinettensolo des Ukrainischen Musikers Gennadii Yurii eröffnete Marion Méndez die Ausstellung. Zu hören waren Stücke von Igor Strawinsky.
"Die Musik ist so klar und strukturiert, wie die Architektur mit emotionaler Färbung", fand Méndez die passende Überleitung zu den Kunstwerken des Malers. Süditalienische Bauernhöfe, das Casinogebäude eines Großherzoglich- Mecklenburgischen Grenadier-Regiments, englische Kleinstadtanwesen, Sommerhäuser in Amsterdam, Berliner Gründerzeitfassaden und vieles mehr hatte der Künstler als Motive gewählt. In makellosem Weiß, warmem Orange, akzentuierendem Blau präsentiert sich in leichtem Schwung die Bauhausvilla der Stuttgarter Weißenhofsiedlung. Der auf stereometrische Grundfiguren reduzierte Baukörper, der mit einem Minimum an Form ein Maximum an Freiheit gewährleisten sollte, entspricht ganz dem ursprünglich abstrakten Gestaltungswillen John Günthers. Seine Architekturpoetik deutet konkrete oder erfundene Bauwerke emotional, atmosphärisch, ohne Ebenbilder zu erzeugen. Eine Israelreise, der jüdische Hintergrund seines Lebenspartners, die Auseinandersetzungen der Günthers mit dem Holocaust, die sich mit der Sorge um die aus einer jüdischen Familie stammenden Großtante verband, bestärkten ihn in dem Beschluss, zum Judentum zu konvertieren. Neben seiner Malerei war Günther beruflich ebenfalls künstlerisch als Textdesigner, Buchillustrator und Bühnenbildner tätig.
Der 77-jährige stellt seine Bilder in Acryl-Malerei auf handgeschöpftem Papier mit einer sandigen Oberfläche dar. "Die Architektur muss immer ein Geheimnis haben", erklärt der Stuttgarter Künstler die Auswahl seiner Objekte.
Obwohl Günther bereits in zahlreichen Lokalitäten seine Bilder zeigte, bedeutet dieser Ort in Gröbzig für ihn als Jude etwas ganz Besonderes. "Es ist mir eine Ehre, hier ausstellen zu dürfen", betont Günther im Rahmen der Vernissage. Im Anschluss daran durften die zahlreichen Besucher bei einer Tasse Kaffee jüdische Speisen probieren. Hamamtaschen, Eierzwiebeln oder auch Kniesches hieß es zu verkosten. Charlotte Preuß nahm schon öfters an den Veranstaltungen in der Synagoge teil. Zu den angebotenen Spezialitäten sagte sie: "Das schmeckt sehr gut. Ich habe mir auch schon die Rezepte dafür geben lassen". Sie selbst ist Katholikin und interessiert sich sehr für andere Kulturen.
Auch Schüler der Gröbziger Sekundarschule besuchten das Fest, da das Museum mit der Schule zusammenarbeitet. Während sich die Schüler an der Bastelstraße beschäftigten, meinte der dreizehnjährige Tim Krispin: "Das Essen hier ist ganz gut". Später erklang dann noch Klezmer-Musik.