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Anhalt-Bitterfeld Anhalt-Bitterfeld: Schloss von Reinsdorf hat keine Zukunft

Von WLADIMIR KLESCHTSCHOW 08.03.2011, 18:47

REINSDORF/MZ. - Bis es so weit ist, soll er das Gelände sichern - sprich: darum einen Zaum bauen. Gegenüber der MZ erklärte der Eigentümer, auch das Hauptgebäude sei nicht zu halten. Er werde sich deshalb an das Landesverwaltungsamt wenden mit der Bitte, "eine einvernehmliche Lösung zu erzielen oder einen Abriss zu genehmigen." Was unter einer "einvernehmlichen Lösung" zu verstehen ist, war allerdings nicht zu erfahren.

Die MZ berichtete wiederholt vom traurigen Zustand des Schlosses, das Diederich von dem Werder 1656 an einem Burgplatz des 12. Jahrhunderts errichten ließ. Da seit Jahren ungenutzt, verfällt der Komplex. Vor wenigen Wochen ist ein Großteil des Daches eingestürzt. Der Seitenflügel ist ebenfalls absturzgefährdet. Bis vor etwa neun Jahren gehörte das Schloss dem Land Sachsen-Anhalt. Nachdem der Verkehrswert des Objektes samt des rund einen Hektar großen Grundstücks 2002 von einem Sachverständigen mit einem Euro angegeben wurde, kam es unter den Hammer. Der jetzige Inhaber kaufte es für 3 600 Euro.

Das große Grundstück und der Garten mit seinem alten Baumbestand hätten ihn zum Kauf gereizt, sagte der Besitzer in einem Telefongespräch mit der MZ. Jegliche öffentliche Angaben zu seiner Person lehnte er ab. Das Schloss sei schon damals in einem schlechten Zustand gewesen, es habe Deckeneinbrüche gegeben. Das Land als Besitzer habe nichts für die Erhaltung der denkmalgeschützten Immobilie getan. So sei ihm schon damals klar gewesen, dass das Schloss nicht zu erhalten sei.

Er habe mal den Anlauf gemacht, an einem der drei Gebäude, das am besten erhalten ist, das Dach zu erneuern. "Da hat sich aber das Finanzamt mit einem Schreiben gemeldet", erinnert sich der Mann. Nach der Dacherneuerung werde die Immobilie als Gewerbegrundstück gelten, ihr Wert und folglich auch die Steuer steigen. "Ich antwortete, dass ich damit nicht einverstanden bin, da ich ja keine Miete einnehme. Seitdem hörte ich nichts vom Finanzamt, in Sachen neues Dach unternahm ich auch nichts mehr." Der Eigentümer ist der Meinung, dass von der Schlossruine keine Gefahr ausgeht. Trotzdem wolle er einen weiteren Zaum an der Westseite ziehen lassen.

Darüber, ob auch das eigentliche Schlossgebäude abgerissen werden darf, kann nur spekuliert werden. "Das entscheidet das Landesverwaltungsamt", sagt Holger Brülls von der Denkmalschutzbehörde Sachsen-Anhalts. "Wir geben nur unsere Stellungnahme ab." Ihm zufolge ist übrigens auch der Seitenflügel, der laut der Landkreisverwaltung für den Abriss frei gegeben wurde, als architektonisches Denkmal sehr wertvoll.

"Im Keller des Flügels sind noch schöne alte Gewölbe zu sehen", schwärmt auch Dieter Skusa, Vorsitzender des Heimatvereins Reinsdorf. "Das deutet darauf hin, dass der Flügel nicht als Wirtschaftsgebäude gebaut wurde."

Ob das Schloss abgerissen wird oder still weiter verfällt - sein Schicksal scheint besiegelt. "Unabhängig vom Schloss bleibt der Charme und der Wert des Grundstücks erhalten", meint der Eigentümer. Auf die Frage, ob er hier etwas Neues errichten will, antwortete er: "Ich persönlich werde in den nächsten Jahren bestimmt kein Haus bauen - weder in Reinsdorf noch anderswo."