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Anhalt-Bitterfeld Anhalt-Bitterfeld: Rätselraten nach Plausch mit Wulff

Von WLADIMIR KLESCHTSCHOW 23.08.2010, 17:53

KÖTHEN/MZ. - Wann könnte der Bundespräsident Christian Wulff Köthen besucht haben? Diese Frage beschäftigt viele, die Montag in einem Bericht auf der Seite 6 der Mitteldeutschen Zeitung über ein kurzes Gespräch des Politikers mit der Köthenerin Uta Schober lasen. Frau Schober gehörte zu den 50 MZ-Lesern, die am Freitag an der so genannten Tafel der Demokratie am Brandenburger Tor teilnahmen. Wulff war auch dabei. Auf eine Bitte von Uta Schober ließ er sich mit ihr zusammen fotografieren. Als der Bundespräsident erfuhr, dass sie aus Köthen kommt, sagte er: "Köthen ist mir noch gut in Erinnerung. Dort war ich vor der Wahl."

Von einem solchen Besuch weiß in der Bachstadt jedoch offensichtlich keiner. Überrascht zeigte sich Oberbürgermeister Kurt-Jürgen Zander. Er hätte es eigentlich wissen müssen, falls ein Politiker dieses Ranges nach Köthen gekommen wäre. Doch der Sozialdemokrat Zander war in dieser Frage ebenso ratlos wie Bernhard Northoff und Dietmar Krause vom CDU-Kreisvorstand. Immerhin ist Christian Wulff ebenfalls ein Christdemokrat, obwohl er nach seiner Wahl zum Bundespräsidenten entsprechend dem Grundgesetz seine Mitgliedschaft in der CDU ruhen lässt.

"Vielleicht war Christian Wulff als Privatperson in Köthen", mutmaßte Krause. Das erscheint aber unwahrscheinlich, denn selbst dann hätte Wulff seinen Personenschutz dabei gehabt und wäre somit aufgefallen.

Die MZ ging der Frage weiter nach und rief bei der Pressestelle im Bundespräsidialamt in Berlin an. Als Bundespräsident sei Wulff nicht in Köthen gewesen, hieß es dort nach einem Blick in den Terminkalender. "Vielleicht aber in der Zeit, als er noch Ministerpräsident in Niedersachsen war", überlegte der Presseverantwortliche. "Fragen Sie in der niedersächsischen Staatskanzlei nach."

Die MZ tat dies. "Zumindest in diesem Jahr war Ministerpräsident Wullf nicht in Köthen", verlautete aus der Staatskanzlei. "Fragen Sie im Präsidialamt in Berlin nach". So schloss sich der Kreis.

Bei der Recherche wurde gar die Vermutung geäußert, Christian Wulff habe Köthen / Anhalt mit Köthen im Spreewald verwechselt. Wahrscheinlicher erscheint jedoch die Version, wonach er bereits vor längerer Zeit die Bachstadt besuchte - kurz nach der Wende, als es zwischen Sachsen-Anhalt und Niedersachsen enge Kontakte bestanden.

Für Ute Schober, die als Stationsschwester am Köthener Krankenhaus arbeitet, ist diese Frage ohnehin von zweitrangiger Bedeutung. Hauptsache ist, sie hat ihr Foto mit dem Bundespräsidenten. Zu verdanken hat sie das ihrer Kollegin und Freundin Heidrun Kelker. Frau Kelker war es nämlich, die sich bei der MZ für die Teilnahme an der "Tafel der Demokratie" am Brandenburger Tor beworben hatte. Sie hatte Glück und erhielt eine Karte, mit der sie auch noch eine zweite Person ihrer Wahl mitnehmen konnte. Sie rief Uta Schober an.

"Heidrun fragte mich, ob ich an einem Essen in Berlin teilnehmen möchte", berichtet Frau Schober. "Ich habe noch gefragt, wo und mit wem. Als die Antwort kam, wollte ich es zuerst nicht glauben." Für diese Einladung sei sie der Freundin sehr dankbar.

Heidrun Kelker hätte eigentlich Nachtdienst, konnte aber mit Kolleginnen tauschen. Und so landeten die beiden Köthenerinnen am Freitag am Brandenburger Tor. "Als wir den Bundespräsidenten sahen, nahm ich meinen ganzen Mut zusammen und fragte, ob ich eine Aufnahme mit ihm für mein Krankenhaus machen darf", berichtet Uta Schober. Auf das Wort "Krankenhaus" habe der Bundespräsident reagiert und gefragt, welches Krankenhaus, es denn sei. Und dann kam es zum Dialog, bei dem Wulff seinen Besuch in Köthen erwähnte.

"Das Gespräch hat nur drei Minuten gedauert", so Uta Schober. In dieser Zeit berichteten die Köthenerinnen dem Politiker in aller Kürze über Köthen, Homoöpathie und ihr Krankenhaus. Ein Mann von der Ostseeküste, der wie die beiden Stationsschwester ebenfalls als Gast an der Veranstaltung teilnahm, drückte einige Male auf den Auslöser des Fotoapparates, als Wulff sich von den Köthenerinnen in die Mitte nehmen ließ. Dann musste der Bundespräsident mit seinem Tross weiter ziehen.

Die Aufnahmen kommen nun in die Familienalben und werden natürlich auch den Kollegen im Krankenhaus gezeigt. "Als Nächstes wollen wir uns mit Barack Obama fotografieren lassen", scherzen die beiden Freundinnen. Falls der US-Präsident mal nach Köthen kommt...