Anhalt-Bitterfeld Anhalt-Bitterfeld: «Prost, Olaf!»
Südliches Anhalt/MZ. - Manchmal liegt Geld buchstäblich auf der Straße. Man muss es nur aufheben. So wie das Olaf Feuerborn getan hat. Der Cosaer Landwirt und Stadtrat des Südlichen Anhalt ging am Dienstagabend mit anderen Abgeordneten zur Stadtratsitzung in Weißandt-Gölzau. Plötzlich bückte sich der hochgewachsene Mann und hob etwas vom Bürgersteig auf. Es waren Geldscheine in einem Gesamtwert von 30 Euro. Irgendjemand musste sie verloren haben.
Die Stadträte des Südlichen Anhalt sind auch nur Menschen. Und witzeln gerne, falls sich dazu ein Anlass bietet. Schon rieselten auf Feuerborn zahlreiche, wenn auch nicht ganz ernst gemeinte Ratschläge, was er mit dem Fund anstellen sollte. Sie reichten von einem kurzen, aber vielsagenden Ausruf "Prost, Olaf!" bis zur Empfehlung, das Geld auf das Konto der Stadt einzuzahlen.
Immerhin könnte dadurch das millionenhohe Haushaltsdefizit im Südlichen Anhalt um 30 Euro gesenkt werden. An sich ist das zwar nicht viel. Aber nur, wenn es um einen Einzelfall geht. Würde dagegen jeder der hiesigen 38 Stadträte beim Spazierengehen die Augen auf halten, 30 Euro finden und der Kämmerin der Stadt überreichen, wären das insgesamt immerhin 1140 Euro.
Das wäre schon eine ansehnliche Summe, die manche Ortschaft im Südlichen Anhalt glücklich machen könnte. Vielleicht ließen sich pro Mann / Frau gar 50 oder 100 Euro finden. Der Fantasie sind da keine Grenzen gesetzt.
Olaf Feuerborn ließ sich auf all die leichtsinnigen Vorschläge der Stadtratkollegen nicht ein. Stattdessen fragte er vor dem Beginn der Stadtratsitzung laut, ob jemand von den Anwesenden das Geld verloren habe. Ohne Erfolg, niemand meldete sich.
Rechtlich gesehen handelte Feuerborn völlig richtig. Laut Gesetz muss jeder, der mehr als zehn Euro gefunden hat, dazu beitragen, dass der Besitzer das Geld zurückerhält.
Ist derjenige nicht bekannt, muss der Fund beim Fundbüro oder bei der Polizei abgegeben werden. Wer dies nicht tut und das Geld für sich behält, macht sich einer Unterschlagung schuldig und damit strafbar. Ihm drohen eine Geldstrafe, in krassen Fällen sogar Gefängnis.
Wer aber, wie Olaf Feuerborn, ein ehrlicher Finder ist und das Geld abliefert, für den gibt es einen Finderlohn. Ist der Fund nicht mehr als 500 Euro wert, gibt es fünf Prozent von der Summe, die der Besitzer des Geldes zu zahlen hat. In diesem Fall wären es ganze 1,50 Euro.
Für die Kasse des Südlichen Anhalt ist diese Summe wirklich zu mickrig, auch wenn die Stadt bei ihrer Haushaltslage jeden Euro zweimal umdrehen muss. Selbst für ein Bier in der Kneipe reicht der Finderlohn nicht.
Es sei denn, der Besitzer des Geldes - falls er sich denn meldet - lädt auf seine eigenen Kosten den Stadtrat Olaf Feuerborn als Dankeschön zu einem kühlen Blonden ein.
Dann wäre jener Satz angebracht, den der anfangs erwähnte Spaßvogel unter den Stadträten formuliert hatte: "Prost, Olaf!"