Anhalt-Bitterfeld Anhalt-Bitterfeld: Piloten testen die Köthener Thermik
KÖTHEN/MZ. - "Morgens null Wind und tagsüber Schäfchenwolken." So sieht für Ulf Borutzky ein idealer Flugtag aus. Im August wünscht sich der Köthener vier Tage lang weder starken Wind noch Gewitter, denn vom 11. bis 14. August gibt es auf dem Flugplatz die 1. Köthener Gleitschirm-Flugtage.
Dabei können die Besucher nicht nur zuschauen, wie das Gleitschirmfliegen im Flachland mit Schleppseil, Schirm und Winde funktioniert. Nach einem Schnupperkurs dürfen Mutige auch zum ersten Mal abheben. "Wenn man ein wenig begabt ist, ist der Erstflug schon nach einem Übungstag möglich", weiß Ulf Borutzky. Dabei wird am Boden vor allem trainiert, wie der Schirm mit seiner 20 bis 30 Quadratmeter großen Fläche hochgezogen wird. "Wer das kann, kann abends schon den ersten Flug absolvieren. Die meisten schaffen das", so Borutzkys Erfahrung.
Ohne Übungsstunden, dafür aber mit einem erfahrenen Piloten, können sich Interessierte an den Gleitschirm-Tagen auch zu einem zehnminütigen Tandemflug nach oben schrauben. Es kann ein "richtig schöner Flug" von einer halben Stunde werden, sagt Borutzky, das hänge von der Thermik ab.
Die brauche man, um nach oben zu kommen. Mitglieder des Luftsportvereins Neuseenland Leipzig, dem Borutzky angehört, und der die Flugtage gemeinsam mit der Leipziger Gleitschirm-Flugschule Thomas Post veranstaltet, haben es von Startplätzen in Beilrode bei Torgau schon bis nach Polen oder vom Alten Lager bei Jüterbog bis Hamburg geschafft. So weit könnte es im August nach den Starts auf dem Köthener Flugplatz für erfahrene Piloten auch gehen. Doch zuerst werden sie die Bedingungen für das Gleitsegeln testen. "Köthen könnte mit der Abrisskante an der Pilsenhöhe und der Betonbahn des Flugplatzes eine ganz gute Thermik bieten", glaubt der Organisator der Gleitschirm-Flugtage. Der gelernte Tischler, der sich als Handelsvertreter und Web-Designer selbständig gemacht hat, widmet sich diesem Hobby "mit Suchtpotenzial", wie er sagt, seit zwei Jahren. Dafür hat er auf ein Motorrad verzichtet, denn fliegen wollte er immer schon. Eine Karte mit Drachenfliegern an der Wasserkuppe, die ihm seine Großmutter einst aus dem Westen geschickt hatte, war für ihn etwas Faszinierendes. "Die Karte habe ich immer noch", sagt der 43-Jährige.
Den letzten Anstoß, sich eine Flugschule zu suchen, gab ihm dann seine Tochter mit einem Foto von ihrem Gleitschirm-Flug an der Küste von Peru. Bei den Leipzigern habe er dann eine solide Ausbildung erhalten. Beim ersten Flug ging es 100 Meter, beim zweiten Flug 450 Meter hoch mit Anleitungen per Funk. "Man kann nichts verkehrt machen, wenn man rechts und links nicht verwechselt." Und: Bei Erstflügen sei noch nie etwas passiert.
Wer bei den Flugtagen seinen ersten Hüpfer an der Seilwinde oder einen Tandemflug erleben möchte, dem wird die Ausrüstung zur Verfügung gestellt. Mitzubringen sind nur feste, knöchelhohe Schuhe, lange Hosen und eine Jacke. Ein zehnminütiger Tandemflug kostet 50 Euro. Auch längere Flüge sind nach Absprache möglich, sagt Borutzky. Doch versprechen könne man vorher nie etwas. Selbst wenn es morgens null Wind und tagsüber Schäfchenwolken gibt - am Ende hängt alles von der Thermik ab. Wenn sich alles gut zusammenfügt, könnte Köthen sogar das nächste Fluggebiet für den Luftsportverein Neuseenland werden.
Anmeldungen zu den Flugtagen sind bei Ulf Borutzky, Telefon 0178 / 59 48 738, möglich.