Anhalt-Bitterfeld Anhalt-Bitterfeld: Pergandes Investition in die eigene Zukunft
WEISSANDT-GÖLZAU/MZ. - Bis Ende des Monats sollen die Aufträge zur baulichen Erweiterung des Technologiezentrums erteilt werden. Der Backsteinbau - als Gebäude 1 geführt - wird nicht nur saniert: An die vorhandene Bausubstanz schließt sich den Plänen entsprechend eine Art Rondell an, dort wiederum setzt parallel zum Straßenverlauf ein weiterer Gebäudeflügel an. Projektleiterin Julia Pawlack mutmaßt gar, man könnte bereits im Herbst fertig sein.
Der zunehmende räumliche Bedarf des so genannten Technologiezentrums geht nicht zuletzt auf den Wachstumskern Wigratec zurück. Ein Forschungsbündnis im Bereich der Wirbelschicht- und Granuliertechnik. Die Pergande-Gruppe arbeitet hier seit dem vergangenen Jahr eng mit Forschern und Wissenschaftlern zusammen. Mit im Boot die Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg, aber auch die Hochschule Anhalt mit den Standorten in Köthen und Bernburg.
Gefördert vom Bundesministerium für Bildung und Forschung geht es dabei unter anderem um Planung, Bau und Vertrieb von Anlagen und um innovative Geschäftsmodelle zur Vertragsgranulation. Es geht um Entwicklung und Optimierung von Produkten im Wirbelschichtverfahren, um Inline-Messtechnik für partikuläre Eigenschaften, um industrielle Auftragsforschung. Pergandes Zielmärkte: die Premium-Segmente der Pharma-, Chemie- und Lebensmittelindustrie. "Mit Wigratec wollen wir die Prozesse noch effektiver gestalten und die Produkte verbessern." Der in Duisburg geborene Unternehmer Wilfried Pergande bezeichnet dieses Standbein gern auch als "unsere Absicherung der Zukunft".
Die Projekte, mit denen sich der Forschungsverbund befasst, sind vielschichtig. Ein Ansatz gilt beispielsweise der Gewinnung flüchtiger Komponenten durch Wirbelschichtheißdampfextraktion. Aromastoffe als Naturprodukt zu erzeugen, findet der Unternehmer nicht weniger spannend. Es gilt ein Verfahren zu entwickeln, um vitale und bioaktive Granulate herzustellen - beispielsweise durch schonende Niedrigtemperaturtrocknung. Ein Thema, mit dem sich Wigratec aktuell beschäftigt.
Allein für die anstehenden Forschungsprojekte könnte die Pergande-Gruppe mehr Platz gebrauchen als sie derzeit verfügbar hat. Ein Schulungsraum, der im neuen Technologiezentrum eingerichtet werden wird, soll zumindest die äußeren Bedingungen des gewünschten regelmäßigen gedanklichen Austausches spürbar verbessern. Wilfried Pergande kann sich gut vorstellen, dass hier künftig kleinere Vorlesungen gehalten werden. Wieder geht es um den Austausch von Ideen, innovativen Ideen.
15 Ingenieure beschäftigt die Unternehmensgruppe am Standort Weißandt-Gölzau in der Konstruktion - ergänzt durch Diplomanden, Doktoranden, Master. Sie alle arbeiten in jenem roten Backsteinbau, der auf der Prioritätenliste an vorderster Stelle steht. Allein 25 Millionen Euro sollen bis 2012 investiert werden, unter anderem hier im künftigen Technologiezentrum. Vom ersten Eindruck, rät Wilfried Pergande augenzwinkernd, sollte man sich nicht täuschen lassen: "Außen erbärmlich, innen vom Feinsten", versichert er. Bereits jetzt. Vor dem Umbau.
Ende dieses Jahres wird aller Voraussicht nach auch mit dem Bau eines neuen Zentrallagers und der Kommissionierung für circa 1 800 Paletten begonnen. Damit würde die bestehende Lagerfläche für Herbizide zumindest verdreifacht, schätzt Julia Pawlack aus dem Projektmanagement. Gleichzeitig wird die Herbizid-Produktion erweitert. Sie weiß, dass diese Investition unerlässlich ist, "weil wir hier aus allen Nähten platzen".
Eine komplett neue Granulieranlage entsteht ebenfalls bis 2012. "Die Konstrukteure sind dabei, die Technologie zu planen", weiß Pawlack. Ob es letztlich zwei Anlagen mit je 4 000 Tonnen pro Jahr werden oder vier, die je 2 000 Tonnen jährlich produzieren, sei noch offen. Fakt sei, der Bedarf ist da - und Wilfried Pergande will sich dem stellen. Vermutlich mit 200 bis 250 Mitarbeitern, die für ihn im Jahr 2012 am Standort Weißandt-Gölzau tätig sein könnten. Zurzeit sind es circa 150. Im Jahr 2000 beschäftigte die Gruppe gerade mal 45 Frauen und Männer.