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Anhalt-Bitterfeld Anhalt-Bitterfeld: Marschroute für Görzig und Piethen ist nun vorgegeben

Von HELMUT DAWAL 26.11.2010, 20:29

WEISSANDT-GÖLZAU/MZ. - Die Marschroute ist nun klar: Die Abwasserentsorgung in Görzig soll durch den Abwasserverband Köthen erfolgen, für Piethen ist künftig wieder der Abwasserzweckverband (AZV) "Fuhne" zuständig. So haben es die Stadträte der Stadt Südliches Anhalt mehrheitlich beschlossen.

Und stimmen die Aufsichtsbehörden der ebenfalls beschlossenen Auflösung der Vereinbarungen mit dem Wasserzweckverband "Saale-Fuhne-Ziethe" (Sitz Bernburg) zu, die Görzig und Piethen getroffen haben, dann können beide Orte in absehbarer Zeit an zentrale Abwasserentsorgungsanlagen angeschlossen werden.

Zu den für Görzig möglichen Alternativen sprachen Werner Schulze, Geschäftsführer des Bernburger Verbandes, und Thomas Winkler, Chef des Abwasserverbandes Köthen. Schulze äußerte, es gebe für Görzig ein bestätigtes Abwasserbeseitigungskonzept, ein Antrag auf Fördermittel sei gestellt. Sein Verband habe Voraussetzungen geschaffen, dass in Görzig im nächsten Jahr gebaut werden könne, wenn Fördermittel ausgereicht werden. Geplant sei eine eigene Kläranlage. Das Abwasser soll über eine Druckentwässerung und Pumpstationen, die auf den privaten Grundstücken errichtet werden, zu dieser Kläranlage gelangen. "Eine Freispiegelleitung scheidet aus Kostengründen aus", sagte Schulze. Als Alternative zu einer eigenen Kläranlage wäre denkbar, das Abwasser nach Köthen zu leiten.

"Als Alternative zur Zweckvereinbarung mit Bernburg gibt es die Möglichkeit, dass Görzig Vollmitglied im Abwasserverband Köthen wird", äußerte Thomas Winkler. Die zuvor von Schulze erläuterte Entsorgungsvariante über eine Druckentwässerung bezeichnete er als "Unfug".

Und führte dafür mehrere Argumente an. Die vorgesehenen Pumpstationen müssen jährlich gewartet werden, sie verbrauchen Strom und müssen irgendwann auch erneuert werden. "All das zahlen die Bürger ein Leben lang", sagte Winkler. Hinzu komme, dass diese Pumpen gewöhnlich über Kraftstrom angetrieben werden. Das bedeute für viele Grundstückseigentümer, sich einen Kraftstromanschluss legen zu lassen, der rund 1 500 Euro koste und zusätzlich zu den Anschlusskosten hinzukomme.

Zu den Fördermitteln bemerkte Winkler, dass das Land jährlich mehrere hundert solcher Anträge erhalte. "Ob Görzig was kriegt, ist sehr vage", meinte der Köthener Geschäftsführer. Für ihn kommt angesichts der Größe des Ortes nur eine Freispiegelleitung in Frage. "Die Kosten für den Abwasserbau in Görzig können über die Solidargemeinschaft Abwasserverband gedeckt werden", betonte Winkler. Für die Görziger Grundstückseigentümer würden die gleichen Gebühren und Beiträge gelten wie in den anderen Mitgliedsgemeinden des Verbandes.

Uta Heise, amtierende Geschäftsführerin des AZV "Fuhne", warb dafür, dass Piethen wieder nach Löbejün zurückkehrt. Die Ortschaft liege mitten im Verbandsgebiet, eine Abwasserleitung führe bereits durch Piethen zur Kläranlage des AZV.

"Es ist wirtschaftlicher Unfug, wenn sich ein anderer um die Entsorgung kümmert", äußerte sie. Aus Heises Sicht könnte die gesamte Betriebsführung kostengünstiger erfolgen, schon wegen der räumlichen Nähe zum Sitz des AZV. Schon nächstes Jahr in Piethen zu bauen, dazu bestehe kein Zwang, es sei bis zum Jahr 2016 Zeit. So lange könnten auch die von einigen Bürgern gebauten Kleinkläranlagen noch genutzt werden. "All diese Probleme zu bereinigen, das wäre sehr sinnvoll", bemerkte Uta Heise.

Während sich aus Görzig niemand zur Diskussion meldete, brach zumindest Waldemar Stary, Ortsbürgermeister von Piethen, eine Lanze für den Bernburger Verband. Stary verwies auf die insgesamt guten Erfahrungen in der Zusammenarbeit und darauf, dass der Bernburger Verband das Piethener Konzept bereits einstimmig beschlossen habe. Es könne bereits nächstes Jahr gebaut werden. Auch die Abrechnungen zwischen Bernburg und dem AZV "Fuhne" zur Durchleitung des Abwassers aus Maasdorf und Edderitz durch Piethen liefen gut.

Görzig und Piethen, war zur Versammlung zu erfahren, haben die Abgeordneten in den zurückliegenden Wochen im Ringen um eine Entscheidung erheblich beschäftigt. Wie Dieter Marx namens der Fraktion Feuerwehr / Die Linke schilderte, gab es dazu sogar Gespräche im Landesverwaltungsamt. Nach alldem, was man in Erfahrung bringen konnte, sei seine Fraktion zu der Überzeugung gelangt, für die Kündigung der Zweckvereinbarungen mit Bernburg zu stimmen. Einen solchen einheitlichen Nenner hat es in der Fraktion Bürgermeister / CDU nicht gegeben, wie Elfe Glauch deutlich machte.

"Bei uns in der Fraktion sind auch einige Bürgermeister, da schlägt das Herz noch etwas anders", äußerte sie und teilte mit, dass jeder in seiner Abstimmung frei sei. Dirk Honsa aus Gröbzig forderte, in den Abwasserangelegenheiten von Görzig und Piethen den Vorstellungen des Bauausschusses und der Ortschaftsräte zu folgen, das seien die eigentlichen Akteure. Der Bauausschuss, teilte dessen Vorsitzender Olaf Feuerborn mit, habe sich mehrheitlich dafür ausgesprochen, dass Görzig und Piethen ihre Zweckvereinbarungen mit Bernburg beibehalten sollten. Letztlich fiel das Votum des gesamten Stadtrates aber anders aus. Daran änderte auch eine zweite Abstimmung nichts, die Stadtratsvorsitzender Michael Graf durchführen lassen musste, weil es beim ersten Heben der Stimmkarten zu einer Unstimmigkeit gekommen war. Die Abgeordneten aus Gröbzig, Görzig und Piethen wollten sich diese zweite Abstimmung wohl nicht mehr zumuten und gingen noch vor Schließung der Sitzung nach Hause. Auch ohne sie stellten sich die Mehrheitsverhältnisse aber wie bei der ersten Abstimmung dar.