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Anhalt-Bitterfeld Anhalt-Bitterfeld: Informations-Zentrale für Anhalt

Von MATTHIAS BARTL 20.09.2011, 19:00

KÖTHEN/MZ. - 1944 sorgten alliierte Bomber für ein schnelles Ende. Eigentlich hatten die Maschinen ein ganz anderes Ziel angeflogen als das Köthener Schloss, aber eine "vergessene" Bombe, so geht die Legende, die nicht über einem der kriegswichtigen Objekte ausgeklinkt worden war, wurde durch den Bomberschützen einfach aufs Geratewohl abgeworfen. Und traf das Alte Amtshaus des Schlosses, das in Schutt und Asche fiel.

Die Reste wurden beräumt. Es blieb eine Lücke. Bis heute. Aber vielleicht nicht mehr für lange. Beim Besuch von Thomas Webel (CDU), Minister für Landesentwicklung und Verkehr, wurde auch das Thema "Lückenbebauung im Schloss Köthen" angesprochen. Mit durchaus optimistischem Grundton.

Die Idee ist schon ein paar Jahre alt. Und noch älter. Bereits 1998 stellte die Studentin Beate Queck eine Diplomarbeit zur Um- und Neugestaltung des Köthener Schlosses vor, in der damals schon davon die Rede war, die Lücke des Amtshauses mit einem Foyergebäude zu schließen. Das wurde mit Interesse zur Kenntnis genommen, ein Blick in die Kassen von Stiftung und Stadt geworfen und das Schlosskonzept wieder beerdigt.

Was nicht bedeutet hat, dass nicht Teile davon zur Realisierung kamen. Aber eben nichts, was den Raum betraf, den das Alte Amtshaus hinterlassen hatte. Erst am 9. Dezember 2009 tauchte das Thema wieder aus der Versenkung auf: Auf Einladung der KKM und des damaligen Stadtratsvorsitzenden

Werner Sobetzko kamen an diesem Tag Vertreter aus drei Magdeburger Ministerien nach Köthen, um vor Ort im Schloss auszuloten, was förderseitig für die Weiterentwicklung des Schlosses auf die Beine zu stellen wäre. "Und auf diesem Rundgang wurde der Vorschlag geäußert, in das Loch eine Tourismus-Information hineinzubauen", fasst KKM-Chef Michael Schuster die Quintessenz des Rundgangs knapp zusammen.

Freilich ging es nicht nur um eine vergleichsweise simple bauliche Lösung. Selbst wenn man dabei die Kubatur des Alten Amtshauses wieder aufgreifen will, wird das Haus im Inneren doch ganz anders aussehen müssen, weil die Nutzung eine andere sein wird. Der Amtshaus-Nachfolgebau soll nicht nur einer Information Platz bieten, sondern gleichzeitig dazu dienen, wichtige Bereiche des Schlosses auch für Besucher zu erschließen, die nicht ganz so gut zu Fuß sind. "Hier soll ein zentraler Eingang hin, von dem aus man zu einem Fahrstuhl kommt, der dann hilft, das Schloss zu erschließen." Letzteres darf als durchaus komplizierte Aufgabe betrachtet werden, denn die Räumlichkeiten des Schlosses liegen auf ungefähr 30 verschiedenen Höhen, wie man im Zuge der Erstellung eines Masterplanes für die Einrichtung ermittelt hat. Die gar nicht alle so zu überwinden sind, dass man das Schloss hundertprozentig barrierefrei bekäme.

Aber das ist ohnedies Zukunftsmusik, für die es noch gar keine Noten gibt. Für den Amtshaus-Neubau als unbedingte Voraussetzung für die Neuorientierung im Köthener Schloss sieht es damit schon anders aus. Es habe ein Gespräch gegeben, an dem Oberbürgermeister, Baudezernentin, Schuster und Vertreter des Wirtschaftsministeriums teilgenommen haben. In Folge des Gesprächs wird nun ein Fördermittelantrag vorbereitet und auf den Weg gebracht. Aussagen zu den Zeiträumen, in denen das Vorhaben umgesetzt werden könnte, oder über dessen finanzielle Größenordnung ließen sich noch nicht machen, so Schuster. Zieht man freilich Erfahrungswerte heran, so darf man von einer Summe um drei Millionen Euro ausgehen - nur was die Bauleistung betrifft. Das allerdings ist eine Summe, die Schuster weder bestätigen noch dementieren will.

Klar ist dagegen, dass die Information, wenn sie denn gebaut wird, keine übliche Tourist-Information sein, sondern unter der Überschrift "Anhalt-Information" firmieren würde. "Wir wollen uns in dieser Hinsicht ganz bewusst profilieren", erläutert Michael Schuster die Absicht die dahinter steckt, "und in Zukunft der touristische Anlaufpunkt für die Region Anhalt sein." Das kommt nicht von ungefähr: Die KKM war in Vorbereitung des bevorstehenden Anhalt-Jubiläums 2012 federführend hinsichtlich der touristischen Vermarktung regionaler Angebote. Und hat dabei immer auch auf die Nachhaltigkeit der touristischen Maßnahmen gedrungen.

Für Michael Schuster ist dies ein entscheidender Faktor des Jubiläums Anhalt 800. "Das meiste, was in diesem Zusammenhang passiert, ist nur temporär, verschwindet nach dem Jubiläum auf Nimmerwiedersehen. Wir müssen dafür sorgen, dass Anhalt 800 über das Jahr 2012 hinaus wirkt." Eine solche Anhalt-Information, eine Zentrale der touristischen Vermarktung der Angebote zwischen Mägdesprung und Coswig, wäre solch ein bleibender Effekt. "Diese Zentrale wollen wir hier ansiedeln." Die andere anhaltischen Städte seien darüber informiert - immerhin geht es dabei auch um eine enge touristische Zusammenarbeit in der Region.

Was die beiden bereits existierenden Tourismus-Informationen in Köthen angeht, so ist klar, was damit geschehen wird, wenn der Neubau kommt. Die Information im Schloss wird wieder musealen Zwecken zugeführt, die im Halleschen Turm bleibt als Veranstaltungskasse erhalten. Und als "Wegweiser" für die Besucher der Stadt, die sich nicht vom Markt zum Schloss finden. Und was den Neubau angeht, so wäre es gut, er fiele groß genug aus, um neben der Information auch noch Platz für andere Räume zu bieten, die im Schloss seit Jahren fehlen - ein großer Raum für Sonderausstellungen zum Beispiel oder Räume als Depot für museale Schätze. Auch darüber hat man schon 1998 gesprochen.