Anhalt-Bitterfeld Anhalt-Bitterfeld: Hauseigentümerin hofft auf Hilfe
SIBBESDORF/MZ. - Auf dem Rückweg nach Berlin klingelte Sonntag Abend im Auto auf einmal das Handy von Stefanie Flietel. Als sie ranging, rauschte es nur und knackte. Wie aus weiter Ferne hörte sie, dass ihre Mutter dran war und weinte, verstehen konnte sie nichts. Und dann brach die Verbindung ab. Beim Rückruf ertönte nur das Besetztzeichen.
Stefanie Flietel fuhr der Schreck in die Glieder. Sie hatte mit ihrem Partner ja ihre Mutter gerade erst in Sibbesdorf besucht, um deren 50. Geburtstag zu feiern.
Sofort machte sich das junge Paar wieder auf den Weg zur Mutter. Als dann im Radio von einem schweren Unwetter bei Bernburg die Rede war, ahnte Stefanie Flietel Schlimmes.
Gegen 17.30 Uhr saß ihre Mutter Andrea Flietel am Sonntag noch vor ihrem Haus auf der Bank. Dann verdunkelte sich plötzlich der Himmel und ein Sturm brach los. "Ich stand zitternd vor Angst am Fenster und habe die großen Eisbrocken vom Himmel fallen sehen", berichtet sie. "Und dann sind die Ziegel 'runtergefallen." Es regnete durch das Dach. Mit Eimern und Schüsseln versuchte die alleinstehende Frau verzweifelt, das Wasser aufzufangen. Vor dem Haus hatte sich inzwischen ein Berg aus Schlamm angesammelt.
Als das Unwetter nachließ, wollte sie sich den Schaden anschauen. Doch die Haustür ließ sich nicht öffnen, ein Berg aus Dachziegeln hatte sie blockiert. Wieder und wieder versuchte Andrea Flietel mit ihrem Vater zu telefonieren, doch die Leitung war tot. Endlich bekam sie eine Verbindung und konnte auch ihre Tochter verständigen, die wenige Stunden zuvor erst nach Berlin abgereist war. Ihr Vater dichtete in seiner Verzweiflung die zerschlagenen Dachfenster mit Foliensäcken ab. Doch das ganze Dach ist löchrig wie ein schweizer Käse, ebenso die Dachrinne. Die zum Teil tennisballgroßen Hagelkörner haben ganze Arbeit geleistet.
Am Montag halfen die Tochter und deren Partner sowie ein Nachbar beim Aufräumen. Andrea Flietel hatte auch die Gemeindeverwaltung verständigt. Lothar Huth vom Ordnungsamt der Gemeindeverwaltung Osternienburger Land schaute sich den Schaden an. Etwa 120 Quadratmeter Dachfläche seien schwer beschädigt, da sei eine Reparatur nicht mehr möglich, es müsse neu eingedeckt werden, schätzte er ein.
"Seit 25 Jahren wohne ich in diesem Haus, aber so etwas habe ich noch nicht erlebt, ich stehe völlig neben mir", sagte die Besitzerin, die sich nun vor einem schier unlösbaren Problem sieht: "Ich bekomme Hartz IV und konnte mir keine Gebäudeversicherung leisten. So viele Ziegel habe ich gar nicht mehr, um das Dach reparieren zu lassen. Ich weiß nicht, was ich machen soll. Ich kann nur hoffen, dass mir irgend jemand hilft", äußerte sie, den Tränen nahe.