Anhalt-Bitterfeld Anhalt-Bitterfeld: Haflinger Victor gewinnt Tauziehen
PIETHEN/MZ. - "Wir haben uns ein Märchen ausgedacht", erzählte Jana Schroeder-Grams, Vorsitzende des Vereins. Mit einer Mischung aus Aschenbrödel, Schneewittchen und den sieben Zwergen knüpften die Pferdenarren an ihre bisherigen Erfolge an. Sei es das voltigierende Männerballett oder das akrobatische Zirkusquintett - für verrückte Ideen waren sich die Mitglieder des Reit- und Fahrvereins bisher nie zu schade.
Vor allem die Männer entpuppten sich in den Vorjahren als grandiose Gaudigaranten. Dieses Mal mimten sie die sieben Zwerge, die sich Hals über Kopf in Aschenbrödel verliebten. Leicht zu haben war die geheimnisvolle Fremde, gespielt von Anne Riedel, aber nicht. Beim Tauziehen gegen ihren Haflinger sollten die Möchtegern-Casanovas ihre Stärke unter Beweis stellen. Selbst mit vereinten Kräften waren die Zwerge zum Scheitern verurteilt. Erst der tapfere Prinz eroberte Aschenbrödels Herz. Daran konnte auch die böse Stiefmutter nichts ändern.
Wie es sich für eine Pferdeweihnacht gehört, durften die treuen Vierbeiner nicht fehlen. Anne Riedel ritt auf dem gutmütigen Haflinger Victor, der seine Geduld bereits in den vergangenen Jahren unter Beweis gestellt hatte. Daniel Lehmann, der den Prinz mimte, saß auf dem Rücken des gescheckten Zeus. Die böse Stiefmutter, gespielt von Silke Scherfel, führte den eleganten Friesen Jalmer.
Dass das Miteinander von Mensch und Tier beim Reit- und Fahrverein Piethen im Mittelpunkt steht, davon konnten sich die Besucher der Pferdeweihnacht überzeugen. "Man kann ein Pferd nicht als Sportgerät sehen, sondern als Partner", betonte Jana Schroeder-Grams. Auf einen respektvollen Umgang mit den sanftmütigen Tieren legt die Reitlehrerin bei der Ausbildung großen Wert.
Das "1x9 der Pferdefreunde" kann von den Reitern jederzeit nachgelesen werden. An der Stalltür prangen die wichtigsten Grundsätze für den Umgang mit Pferden. Reitschüler lernen, wie die Tiere richtig versorgt und gepflegt werden. "Wer mit einem Pferd arbeitet, kann etwas fürs Leben lernen", weiß Jana Schroeder-Grams. Vor allem Kinder sollen erkennen, wie wichtig es ist, Verantwortung für Lebewesen zu übernehmen.
Die fünfjährige Sophie hat bereits ein Gespür für Pferde entwickelt. Seit einem Jahr ist sie ein Mal pro Woche auf dem Hof zu Gast. "Reiten ist mein liebstes Hobby", erzählte das Mädchen am Samstag. Haflinger Victor hat es Sophie am meisten angetan. Auf dem Rücken des gutmütigen Pferdes fühlt sich die Fünfjährige wohl.
Ihre Mutter ist insbesondere vom familiären Ambiente des Vereins begeistert. Ihre Tochter begleiten kann Nicole Weide allerdings nur selten. Diese Aufgabe übernimmt Sophies Urgroßmutter Brigitte Rockstedt. "Ich bin mit Tieren aufgewachsen", erzählte die Rentnerin aus Kaltenmark. Die Ausflüge nach Piethen wecken Erinnerungen an ihre Kindheit auf dem Bauernhof.
Tierfreunde sind auf dem Hof des Reit- und Fahrvereins immer willkommen. Die Tendenz zu vorrangig weiblichen Pferdefans führt Jana Schroeder-Grams auf ein hartnäckiges Klischee zurück. "Reiten ist als Mädchensport verrufen", bedauert die Vereinsvorsitzende. Für Jungen und Männer sei der Sport aber ebenso geeignet. Immerhin sind Mut, Ausdauer, Kondition und Geschick gefragt.
Die winterlichen Temperaturen machen den Tieren übrigens nichts aus. "Pferde haben ein dichtes Winterfell", erklärte Jana Schroeder-Grams. Selbst bei minus 20 Grad muss sich die Reitlehrerin keine Gedanken machen. Kälte vertragen die Tiere besser als Hitze. Am frostigen Samstag sorgte sich die Vereinsvorsitzende indes um das Wohl der Besucher. Ein beheiztes Zelt bot Unterschlupf.