1. MZ.de
  2. >
  3. Lokal
  4. >
  5. Nachrichten Köthen
  6. >
  7. Anhalt-Bitterfeld: Anhalt-Bitterfeld: Geschichte der Köthener Brauerei niedergeschrieben

EIL

Anhalt-Bitterfeld Anhalt-Bitterfeld: Geschichte der Köthener Brauerei niedergeschrieben

Von SYLKE HERMANN 05.05.2011, 16:59

KÖTHEN/MZ. - "Bier war (und manche behaupten dies noch heute) in früheren Zeiten eher weniger alkoholisches Getränk als vielmehr Lebensmittel. Es wurde, schon mangels Alternativen, üblicherweise täglich genossen."

Das ist der Einstieg in die Geschichte der Köthener Brauerei. Geschrieben von Matthias Freundel, Mitglied des Vereins für Anhaltische Landeskunde und profunder Kenner Köthener Industriegeschichte. Auf 77 Seiten ist alles Wissenswerte über den Betrieb, seine Gründer und Macher, Hochs und Tiefs beschrieben. Von der Optik her fügt sich die Neuerscheinung zum 150. Jubiläum hiesiger Braukunst in die Veröffentlichungen zur Köthener Industriegeschichte ein. Freundel ist hier gemeinsam mit der Leiterin des Köthener Stadtarchivs, Monika Knof, Autor. Inhaltlich passe das Werk auch in diese Reihe: gehe es doch nicht nur ums Bier, sondern gleichermaßen um die Geschichte dieser Stadt.

Ursprünglich hatte Freundel angenommen, die Bierhistorie mit jener der Schnapsbrennerei Behr verknüpfen zu können. In einem gemeinsamen Büchlein. Doch das wiederum widerstrebte der Führungsspitze der Köthener Brauerei. Wenn wir schon 150 Jahre alt werden, dann wollen wir auch unser eigenes Buch", bekräftigt Geschäftsführer Michael Schölzel jetzt zur Präsentation.

Freundel, der sich seit 20 Jahren mit der Köthener Industriegeschichte befasst, schrieb in seiner Freizeit ein Jahr lang intensiv an diesem Werk. Eines, das "einfach die Geschichte einer Firma in ihrer jeweiligen Zeit" erzähle und damit nicht zuletzt exemplarisch für viele Betriebe dieser Region stehe. Bei seinen Recherchen stieß er auf viele interessante Gesprächspartner, unterhielt sich mit früheren Mitarbeitern, merkte aber auch, dass im Archiv der Brauerei aus der Zeit vor 1989 kaum mehr etwas zu finden war.

An Informationswert mangelt es der Ausgabe deshalb nicht. Selbst Brauerei-Geschäftsführer Schölzel war nach der Lektüre "um einiges schlauer" und erstaunt, "was ich alles noch nicht über uns wusste".

Autor Freundel schreibt über die Familie Dambacher, die Gründer des Betriebes im Jahr 1861. Er befasst sich mit der Gründung und Entwicklung der "Actienbrauerei Cöthen" im Kaiserreich, schreibt von allgemeinen wirtschaftlichen Schwierigkeiten und speziellen Widrigkeiten, mit denen sich der Betrieb etwa im Geschäftsjahr 1907 auseinander setzen musste. Gemeint ist die Antialkoholbewegung. Dies gipfelte in einer Protestversammlung im Hotel "Russischer Hof" am 22. Juli 1912. Dort forderte man zum Beispiel vom Gemeinderat, er möge "das schädigende Treiben der Abstinenten ... unterbinden".

Die VEB-Zeiten reflektiert Matthias Freundel genauso wie den Einstieg der Hessen in Anhalt - seit Mai 1992 ist die Pfungstädter Brauerei Hildebrand Eigentümer der Köthener Brauerei. Die will in diesem Jahr, so die Aussage des Geschäftsführers, rund 200 000 Hektoliter absetzen. Das ganze mal zehn gerechnet ergibt die Zahl der Kästen: Macht zwei Millionen.

Erhältlich ist die Veröffentlichung zur Geschichte der Köthener Brauerei in Köthen zum Preis von 9,90 Euro in der Buchhandlung Klotz am Markt, bei Thalia in der Schaulaunischen Straße, in der Stadtinformation im Schloss und wochentags bis 16 Uhr auch bei der Köthener Brauerer selbst.