Anhalt-Bitterfeld Anhalt-Bitterfeld: Geld vom Land für die Freie Schule Anhalt
KÖTHEN/OSTERNIENBURG/MZ. - Selten hat sich Heike Makk über ein Telefongespräch gefreut, wie über das, was sie am Donnerstag mit Ronald Mormann geführt hat. Der SPD-Mann konnte ihr nämlich mitteilen, dass man im Landesfinanzministerium einem Antrag auf vorfristige Finanzhilfe für die Freie Schule Anhalt, die Heike Makk leitet, zugestimmt hat. Jörg Felgner, Leiter des Büros von Finanzminister Jens Bullerjan, bestätigte dies gegenüber der MZ.
"Wir haben das überhaupt nicht erwartet", sagte Heike Makk. "Natürlich haben wir uns eine solche Entscheidung erhofft, sonst hätten wir ja im März nicht den Antrag gestellt, aber dass es tatsächlich wahr geworden ist, freut uns sehr." Man sehe die Entscheidung auch als Wertschätzung für die Arbeit, die man in den zurückliegenden mehr als zwei Jahren seit der Schulgründung geleistet habe.
Die auch der Grund dafür war, dass sich für den Antrag der Schule Fürsprecher gefunden haben. Mormann war einer davon. "Ich habe das Projekt der Freien Schule Anhalt schon in den Anfängen mit großem Interesse verfolgt, zumal ich damals auch Vorsitzender des Schulausschusses im Köthener Kreistag war. Umso mehr war es mir auch ein Anliegen, in Magdeburg für die frühe finanzielle Unterstützung des Landes zu werben", so Mormann am Donnerstag. Dies sei eine Entscheidung, die ihn besonders freue. Damit weiß sich der SPD-Mann auf einer Linie mit Horst Leischner, Pfarrer an der Köthener Jakobskirche. "Diese Anerkennung durch das Land freut uns. Wir haben immer reformpädagogische Ansätze und alternative Schulmodelle unterstützt und sehen uns hiermit bestätigt." Auch Landrat Uwe Schulze, Wolfgang Thurau, Geschäftsführer der Köthen Energie, und die CDU-Landtagsabgeordneten Erich Reichert und Marco Tullner hatten sich für die Freie Schule Anhalt ins Zeug gelegt.
Mit dem Okay des Finanzministeriums stehen der Freien Schule Anhalt, die im nächsten Jahr von Osternienburg in die Kreisstadt umziehen und damit den Bildungsstandort Köthen stärken wird, für die nächsten Monate Finanzhilfen in Höhe von 75 Prozent der Schulkosten zur Verfügung. "Damit ist der Bestand der Schule dauerhaft gesichert", sagt Ronald Mormann.
Bis dato finanzierte sich die Gesamtschule in freier Trägerschaft ausschließlich aus privaten Mitteln. Der Trägerverein für die Schule habe, erläutert Heike Makk, bei Gründung der Schule einen Kredit aufgenommen, der über Elternbürgschaften abgesichert ist. Dazu kommen 120 Euro Schulgeld pro Kind und Monat, das von den Eltern gezahlt wird. Aus dem Kredit und den Schulgeldeinnahmen muss die Schule ihren Betrieb finanzieren, Personal- und Sachkosten gleichermaßen. "Wir haben natürlich auch schon Unterstützung vom Land bekommen, dabei hat es sich aber immer um die Förderung von bestimmten Projekte gehandelt und nicht um eine Förderung des allgemeinen Schulbetriebs." Man rechnet dabei mit den Schulkosten pro Jahr. Dies wird mit der Zahl der Schüler multipliziert "und davon 75 Prozent - das ist schon eine erkleckliche Summe", sagt Heike Makk.
Derzeit werden in der Freien Schule Anhalt 73 Schüler in drei Klassen unterrichtet, man hat inzwischen vier fest angestellte Lehrer, eine Schulsozialarbeiterin - auch sie durch das Land gefördert - ist in Teilzeit an der Schule tätig. "Das Gros unserer Schüler kommt aus Köthen", weiß die Schulleiterin, "aber wir haben auch Schüler aus Aken und dem nördlichen Altkreis, weniger aus dem Süden, da sieht es mit den Busverbindungen schlecht aus." Dafür kommen aber zwei der Schüler sogar aus Dessau - die Freie Schule Anhalt ist an keine Einzugsgebiete gebunden.
Im Jahr 2011 wird man übrigens zum ersten Mal mit zwei 5. Klassen und 48 neuen Schülern in den Unterricht gehen. Das Interesse ist noch viel größer: Insgesamt gibt es 90 Anfragen von Eltern, auf Heike Makk kommt jetzt die undankbare Aufgabe zu, eine Auswahl zu treffen, "weil wir einfach nicht mehr als 48 Schüler aufnehmen können".
Die Mittel, die man nun erhalten wird, dienen zum einen dafür, den Kredit, der die Schule belastet, schneller ablösen zu können. Zum anderen ist es damit aber auch möglich, am künftigen Domizil in der ehemaligen Köthener Augustenschule notwendige Arbeiten zu finanzieren, die vor dem Umzug im Sommer erledigt sein müssen. Brandschutzmaßnahmen sind abzuarbeiten, Fachkabinette müssen eingerichtet werden. "Wir haben jetzt ein ganz anderes Sicherheitsgefühl", atmet die Schulleiterin auf und sagt: "Das ist mein Weihnachtsgeschenk, mehr muss ich nicht haben." Kommentar