1. MZ.de
  2. >
  3. Lokal
  4. >
  5. Nachrichten Köthen
  6. >
  7. Anhalt-Bitterfeld: Anhalt-Bitterfeld: Gaukler, Ritter, Musikanten

Anhalt-Bitterfeld Anhalt-Bitterfeld: Gaukler, Ritter, Musikanten

Von Claus Blumstengel 28.05.2012, 17:01

Aken/MZ. - Als Bürger war Chris Latussek aus Köthen am Sonnabend auf dem Mittelaltermarkt an der Nikolaikirche in Aken erschienen, als Knappe verließ er ihn wieder. Zwischendurch hatte er bei "Waffenmeister Randolf" von der Ritterschaft zu Dieskau alias Ralf Wolski die "Knappenschule" besucht und sich in einem Kampf mit dem Schwert wacker geschlagen. "Ich interessiere mich für das Mittelalter und es war ein großer Spaß", sagte Latussek.

Neben den Hobby-Rittern aus vier Ritterschaften gaben Gaukler, Töpfer, Weberinnen, Spinnereien, Fleischhauer, Bogenmacher, Kerzenzieher, Bäcker und viele weitere Handwerker dem zahlreichen Publikum bei diesem anlässlich des 850-jährigen Stadtjubiläums veranstalteten Markt am Pfingstwochenende einen Einblick in das Leben der Vorfahren. Und als Cornamuse, Leier, Geigen, Flöten und Dudelsäcke der Musikgruppen Okzitana und Rabenzauber erklangen, fühlte man sich vollends ins 12. Jahrhundert versetzt.

Langweilig wurde es nie. Ob bei Ritterkämpfen, beim Bogenschießen oder an den Ständen der Handwerker - überall wurden die Besucher zum Mitmachen aufgefordert. - "Ich habe es geschafft", jubelte zum Beispiel Sabine Grimm aus Aken, als sie den Auslöser einer Ballschleuder getroffen hatte. Von der Uroma über Neffen und Bruder bis zu Enkel und Urenkel war ihre Familie auf dem Markt vertreten. "Da haben sie sich etwas sehr Schönes einfallen lassen", meinte Urgroßmutter Rosemarie Benecke begeistert. Ein Glücksfall war der Mittelaltermarkt für den Akener Tischlermeister Thomas Roye. 2003 hatte der Restaurator und Bogenbauer für seine historische Tischlerei das Forsthaus Olberg gekauft und ist seither auf Mittelaltermärkten in ganz Europa unterwegs. Nun konnte er seinen Stand quasi vor der Haustür aufbauen.

Aus Halle war Thomas Bengsch angereist, der den Besuchern vorführte, wie aus Tausenden kleinen Ringen Kettenhemden hergestellt werden. Bis zu neun Wochen braucht er für so ein Stück. Abnehmer für diese rund 20 Kilogramm schweren Hemden kommen zumeist aus der Mittelalter-Szene. Wer ein Souvenir der 850-Jahr-Feier suchte, wurde bei Claus-Dieter Reile von der Stadtverwaltung fündig. Er und sein Helfer Olaf Patrunky verkauften die ersten Jubiläums-Münzen, versilbert, ganz in Silber, in Nordig-Gold und auch aus Zinn. Es gab Akener Jubiläumsbier, Tassen mit dem Logo der 850-Jahr-Feier, eine CD mit Geschichten in Akener Mundart und so manches mehr.

Warum die Stadt so ein Glück mit dem Wetter hatte, darüber gingen die Meinungen auseinander. "Hier auf dem Kirchengelände - da muss das mit Petrus doch klappen", meinte Textilgestalterin Monika Sauer aus Steutz. Claus-Dieter Reile sprach gar von einem "Vertrag mit Petrus", den man schon vor dem Stadtfest abgeschlossen und nun kopiert habe. "Wir sind doch alle Engel", nannte Olaf Patrunky kurz und bündig den Grund für den strahlendblauen Himmel.