Kohle-Millionen Anhalt-Bitterfeld freut sich: Letzter Landrat unterschreibt Vereinbarung
Ministerpräsident Reiner Haseloff übergibt einen Förderbescheid von fünf Millionen Euro an das Transferkraftwerk im TGZ Wolfen. Auch dort profitiert man von den Kohle-Millionen.

Köthen/Wolfen/MZ - Aufatmen bei den Verantwortlichen im Landkreis Anhalt-Bitterfeld, Burgenlandkreis, in Mansfeld-Südharz und der Stadt Halle. Saalekreis-Landrat Hartmut Handschak hat als letzter Vertreter der betroffenen Gebietskörperschaften die Reviervereinbarung zum Strukturwandel Kohleregion unterschrieben. Damit dürfte der Aufhebung des Antragsstopps durch Staatsminister Rainer Robra nichts mehr entgegenstehen und die Auszahlung der Kohlemillionen demnächst in Gang kommen.
Zur Erinnerung: Im Rahmen des Investitionsgesetzes Kohleregion unterstützt der Bund die Braunkohlereviere neben der Umsetzung eigener Vorhaben mit Finanzhilfen zum Ausgleich unterschiedlicher Wirtschaftskraft und zur Förderung des wirtschaftlichen Wachstums. In den vergangenen zwei Jahren haben die fünf oben genannten Landkreise und Städte intensiv Projekte entwickelt und diese vorangetrieben. Aufgrund der unterschiedlichen Betroffenheiten und Planungsstände in den einzelnen Gebietskörperschaften wurde mit diesen nun ein festes Budget pro Landkreis vereinbart. Gemeinsames Ziel dabei ist, die Mittel regional ausgewogen zu verteilen und gleichzeitig ausreichend Zeit und Planungssicherheit für die Entwicklung weiterer, strukturwirksamer Projekte einzuräumen.
278 Millionen für Landkreis
Bezogen auf die Sachsen-Anhalt zur Verfügung stehenden Finanzhilfen in Höhe von 1,54 Milliarden Euro und bereits bewilligte Projekte wurde folgende Verteilung vereinbart: Burgenlandkreis 432,5 Millionen Euro (28 Prozent), Saalekreis und Mansfeld-Südharz je 308,9 Millionen Euro (20), Anhalt-Bitterfeld 278 Millionen Euro (18) und Stadt Halle 216,2 Millionen Euro (14).
Am Montag kam die Stadt Bitterfeld-Wolfen in den Genuss eines Fördermittelbescheides. Ministerpräsident Reiner Haseloff (CDU) überreichte den Vertretern vom Forum Rathenau und dessen Transferkraftwerk einen Förderbescheid in Höhe von fast fünf Millionen Euro. Kohlenstoff ist schon immer da. „Er ist essenziell. Ohne ihn gäbe es gar kein Leben“, sagt Ralf Wehrspohn. Er ist Vorstandsvorsitzender des Forums Rathenau, das mit dem Transferkraftwerk Kohlenstoff Anhalt-Bitterfeld neue Wege gehen will. Es geht um Innovationen und Stoffkreisläufe. Und um eine Bühne für den Kohlenstoff, der neu gedacht werden soll. Oder wie Haseloff betont: Man rede zwar über die Abkehr von klassischen Brennstoffen. „Doch bevor wir aussteigen, müssen wir woanders eingestiegen sein.“ Das Geld stammt aus dem Bundesprogramm zur Stärkung der Transformationsdynamik zum Aufbruch in den Revieren und an den Kohlekraftwerkstandorten. Und es summiert sich mit 500.000 Euro Eigenanteil zu einem 5,5-Millionen-Euro-Paket, das randvoll mit Hoffnung ist.
Denn das Transferkraftwerk kann nicht mit umsetzungsfähigen Projekten aufwarten. Es ist eher Mittler, soll den Bogen spannen vom fossilen Zeitalter mit dem einst weltgrößten Braunkohlekraftwerk in Zschornewitz (Landkreis Wittenberg) über die Chemieindustrie in Bitterfeld-Wolfen bis hin zu den Menschen, die verändern wollen und sich der Widersprüchlichkeit des Kohlenstoffs bewusst sind. Einerseits ist er mitverantwortlich für Klima- und Strukturwandel. Andererseits ist er zentraler Bestandteil unserer Wirtschaft, Ernährung und Energieversorgung.
Ideen sind willkommen
Wenn im Transferkraftwerk der „Dreiklang von denken, ausprobieren und machen“ gelten soll, wie Ralf Wehrspohn erklärte, braucht es den Dialog. Im Kraftwerk Zschornewitz könne zum Beispiel informiert und recherchiert werden. Im praktischen Sinn mehr nach vorn geschaut werden soll im Wolfener Technologie- und Gründerzentrum. Dort zieht das Transferkraftwerk als Mieter ein und wird ein Experimentierlabor vorhalten. Das Haus hat Platz für Gründer, die Kohlenstoff neu denken. Elena Herzel, Chefin der Anhalt-Bitterfelder Entwicklungs- und Wirtschaftsförderungsgesellschaft: „Wir erhoffen uns viel, vielleicht eine weitere Forschungs- und Entwicklungseinrichtung. Das Beste wäre natürlich, wenn etwas passiert, was wir heute noch gar nicht erahnen können.“
Walther Rathenau, Namensgeber der Forums, hatte 1916 beim Blick auf Wirtschaft und Gesellschaft „Von kommenden Dingen“ geschrieben. „Das ist auch Leitfaden für uns “, sagt Thies Schröder, ebenfalls Mitglied im Forum.
