Aken Aken: Skatverein bald im Guinness-Buch?
Aken/MZ. - Mischen, Geben, Reizen, Passen, Grand, Schneider, Kontra und Re - ach nein, letztere beiden Ansagen gibt es ja bei der Akener Stadtwache gar nicht, wie der Vorsitzende dieses gerade mal zwei Jahre alten Skatvereins, Mathias Kutzki, erklärt. Der Grund: Bei den Spielen in der Landesliga sind Kontra und Re nicht zugelassen, und da die Akener Skatfreunde ihr Hobby von Anfang an ernsthaft betreiben und an offiziellen Turnieren teilnehmen, lassen sie diese in den Altenburger Skatregeln durchaus vorgesehenen Rituale bei ihrem montäglichen Training gleich weg. Sie studieren nicht nur das Regelwerk des Altenburger Skatgerichts, sondern schicken auch ihre Vertreter zu Schiedsrichterlehrgängen des Sportskatverbandes Sachsen-Anhalt.
"Unser Verein hat es Faustdick", sagt Schriftführer Oliver Kahe und meint damit ein erstaunliches Phänomen: Landauf landab leiden die Skatvereine unter Mitgliederschwund und Nachwuchssorgen. Doch in einer Zeit, da manche schon derart geschrumpft sind, dass sie ums Überleben kämpfen, gründet sich in der Kleinstadt Aken ein neuer Skatclub. Der hat nach wenigen Monaten schon 20 Mitglieder, die sich jeden Montag um 18 Uhr im Schützenhaus auf dem Schützenplatz zum Trainingsspiel treffen, und will in diesem Jahr mit einem 24-Stunden-Skatturnier sogar ins Guinness-Buch der Rekorde.
Bierlaune am Männertag
Dabei entstand der Verein eigentlich aus einer Bierlaune heraus. Am Männertag 2010 kehrten Mathias Kutzki, Peter Stolze und ein weiterer Akener zufällig gleichzeitig in die "Akener Bierstuben" ein. Man kannte sich, und bald fragte einer von ihnen: "Eine Runde Skat?" Bei der einen blieb es nicht. Erst gegen 23 Uhr zogen die drei weiter zum "Elbstübchen", wo sie auf Kurt Keller und Christian Lippok trafen. Und wieder hieß es: "Eine Runde Skat?" Es wurde eine lange Nacht, an deren Ende sich die taufrische Skatrunde fragte, ob man nicht regelmäßig spielen könnte, vielleicht auch mal gegen andere Skatfreunde. "Wir kannten ja Roland Schulz, den Vereinsvorsitzenden der "Schell-Luschen" aus Köthen, und hätten an deren Spielbetrieb teilnehmen können, aber wir wollten einen eigenen Verein in Aken", erinnert sich Mathias Kutzki.
Gesagt, getan. So ganz ohne die Schell-Luschen ging es dann aber doch nicht, wollten die Akener doch gleich ernsthaft in den Skatsport einsteigen. Der befreundete Köthener Verein half den Akenern bei der Anmeldung für den Spielbetrieb im Sportskatverband Sachsen-Anhalt. Bis heute halten die Köthener und Akener Skatbrüder enge Kontakte.
Nach einem Namen musste der neue Verein nicht lange suchen. Man habe ihn dem Wappen der Elbestadt entlehnt und sich "1. Skatverein Akener Stadtwache" genannt, erklärt Vereinsvorsitzender Kutzki. Und der Verein hat inzwischen sogar ein eigenes Wappen.
Wer montags ab 18 Uhr im Vereinslokal Schützenhaus beim Training zuschaut, wird die beim Kneipenskat übliche Lautstärke, das Donnern der Karten auf den Tischen und Streitereien nach den Spielen vermissen. "Wir wollen ruhigen, gesitteten Skat spielen", das sei von Anfang an klar gewesen, so der Vorsitzende, der sicher ist, dass die Mitgliederzahl gerade deshalb in kurzer Zeit von elf auf 20 angewachsen ist. Und man sieht sich durchaus nicht als reiner Männerzirkel. Dass mit Chris Schneider bis jetzt nur eine Skatspielerin zum Verein gehört, will der Vorstand lieber heute als morgen ändern.
Chris Schneider spielt seit ihrem 15. Lebensjahr Skat. Vater und Bruder hätten damals einen "dritten Mann" gesucht und es sei ihnen egal gewesen, dass der ein Mädchen war, berichtet die Skatspielerin von ihren Anfängen. Seit damals ist sie dabei geblieben. Als Chris Schneider im vorigen Jahr beim Akener Skatturnier den zweiten Platz belegte, wurden die Männer von der "Stadtwache" auf sie aufmerksam. Seitdem gehört sie zum Verein. "Es macht Spaß, die Männer zu besiegen", erklärt Chris Schneider, den Reiz, den das Skatspiel für sie ausmacht. "Frauen spielen anders", ist sie überzeugt. Leider habe sie bisher vergeblich versucht, gute Skatspielerinnen aus ihrem Bekanntenkreis für eine Vereinsmitgliedschaft zu gewinnen.
Viele Turniere öffentlich
Fünf Landesligaspiele bestreiten die Akener im Jahr an wechselnden Orten, für eines sind sie jeweils die Gastgeber. Doch die Vereinsmitglieder möchten, dass möglichst viele Skat spielen und dass dieses Denkspiel in Aken wieder mehr Anhänger findet. Deshalb veranstalten sie neben Vereins-Weihnachtsfeiern und Grillfesten mit den Ehefrauen, bei denen grundsätzlich kein Skat gespielt wird, jährlich von September bis März den "Lokalpokal" in vier Akener Gaststätten, außerdem Preisskat in umliegenden Orten. "Wir wissen, es gibt in Aken viele gute Skatspieler", meint Oliver Kahe, der sich bei diesen Turnieren noch mehr Zuspruch wünscht. Manch einer traue sich nur nicht. "Aber Ängste sind völlig unbegründet", sagt der passionierte Skatspieler.
Ausbilder bestimmt
"Skat hält geistig fit", verweist Oliver Kahe auf Sigward Marx, mit 83 Jahren das älteste Mitglied der Akener Stadtwache. Die Jüngsten sind zwischen 25 und 32. "Wer sich für Skat interessiert, sollte einfach mal vorbeikommen, mitspielen, und entscheiden, ob er dabeibleiben möchte", rät der Schriftführer und stellt fest: "Die meisten bleiben dabei." Selbst Leute, die noch kein Skat spielen können, sind willkommen. Dafür haben die Mitglieder der Akener Stadtwache extra zwei Ausbilder bestimmt, die sich um die Neulinge kümmern.