Aken Aken: Beistand für «Schwester der Meere»
AKEN/MZ. - Er war einer der 60 friedlichen Demonstranten, die mit der Aktion "Fackeln für die Elbe" auf die Gefahren aufmerksam machten, die dem Fluss angesichts umstrittener Bauprojekte drohen. Mit Botschaften wie "Rettet unseren letzten freifließenden Fluss" und "Stopp der Steinigung der Elbe", bezogen sie eine deutliche Position. Damit waren sie nicht allein.
Mehrere tausend Menschen hatten sich zeitgleich am Ufer von Elbe und Saale versammelt. Mindestens 40 Städte in sieben Bundesländern nahmen an der Aktion teil, die in diesem Jahr unter dem Motto "Flüsse schützen - Leben schützen" stand. "Von oben gesehen würde die Elbe wie eine leuchtende Perlenkette aussehen", richtete sich Ines Wittig an die Akener Demonstranten. Als Vorstandsmitglied des Naturschutzbundes Regionalverband Köthen und Mitglied der Deutschen Umwelthilfe "Lebendige Elbe" macht sich die Köthenerin seit Jahren für den Erhalt des Flusses stark. Eine Perle ist die Elbe in ihren Augen allemal. Immerhin ist kein Strom in Deutschland so naturnah wie sie. Bauprojekte verschiedenster Art bedrohen allerdings die einzigartigen Auenlandschaften entlang des Flusses. Vom Elbe-Saale-Kanal hält Ines Wittig ebenso wenig wie von der geplanten Staustufe in Tschechien. "Wir fordern die Politiker auf, Argumente anzuhören und Prioritäten zu setzen", sagte Ines Wittig.
Ein naturnaher Fluss und eine leistungsfähige Wasserstraße zugleich könne die Elbe nicht sein. Dass der Strom als Lebens-, Natur- und Tourismusraum in den Blick gerückt werden muss, anstatt als Transportweg ausgebaut zu werden, davon ist auch Oliver Benda überzeugt. "Jeder Eingriff in die Natur ist ein Übergriff auf das Leben", machte der Kührener deutlich. Wenn der natürliche Lauf der Elbe gestört werde, habe dies negative Auswirkungen auf alle folgenden Generationen. Die "große Schwester der Meere", wie er die Elbe nennt, hat ihn ein Leben lang begleitet. Deshalb setzt sich der Künstler umso mehr dafür ein, dass das natürliche Gesicht des Flusses bewahrt wird. Mit einem friedlichen Protest versteht sich. Oliver Benda ist schließlich der Ansicht, dass Naturschützer nicht allzu energisch gegen die Entscheidungsträger der Bauvorhaben agieren sollten. Was zähle, sei ein gemeinsamer Weg, der dem Fluss zugute komme.
"Es dürfen nicht die gleichen Fehler gemacht werden wie am Rhein", betonte Christine Wallis. Die Akenerin ist froh, dass sich die Elbe von ihrer einstigen Verschmutzung erholt hat. Nur zu gut kann sie sich an den Gestank erinnern, der den Strom zu DDR-Zeiten geprägt hatte. Was für ihren Sohn mittlerweile zu einer beliebten Freizeitbeschäftigung geworden ist, wäre damals undenkbar gewesen: Angeln an der Elbe. Für Christian Wallis geht nichts über selbst gefangenen Fisch. "Für mich ist die Elbe ein kleiner Lebensquell", machte der Akener deutlich.
"Wenn man etwas erreichen will, muss man dafür kämpfen." Diesen Leitsatz ihres Vater hat sich die zehnjährige Jessica sehr zu Herzen genommen. Immerhin hat sich das Motto schon einmal bewahrheitet. Damals nämlich, als es um die Rettung eines ehrwürdigen Baumes ging. Der Baum steht noch immer. Jetzt setzt sich Jessica für den Fluss ein, der ihren Wohnort prägt. "Wenn die Elbe nicht wäre, wüsste ich auf der Karte gar nicht, wo meine Heimat ist", meinte sie.
"Die Elbe soll so bleiben, wie sie ist", dafür machte sich auch Barbara Erfurth am Samstag stark. Nach Ansicht der Abgeordneten der Partei Bündnis 90 / Die Grünen in Köthen wird der wirtschaftliche Aspekt des Flusses völlig überbewertet. In einer Pressemitteilung des Bundes für Umwelt und Naturschutz Deutschland wird dies bestätigt. "Der fortschreitende Bedeutungsverlust der Wasserstraße Elbe wird an den abnehmenden Transportmengen deutlich", heißt es in dem Schreiben. Demnach wurden im Jahr 2009 nur noch 0,9 Millionen Tonnen Güter auf dem Fluss transportiert. 20 Jahre zuvor waren es 9,5 Millionen Tonnen. Dass die Bedeutung der Elbe als Verkehrsweg überschätzt wird, findet auch Renate Beier. Bei einer zurück liegenden Informationsveranstaltung hatte die Akenerin erfahren, dass acht von zehn Schiffen Material für den Ausbau der Elbe transportieren. Fällt dieser Anteil weg, ist die Funktion der Elbe als wirtschaftlicher Wasserweg wirklich fragwürdig.
An der Aktion "Fackeln für die Elbe" beteiligte sich Renate Beier am Samstag das erste Mal. "Ich finde es traurig, dass so wenige hier sind", bedauerte die Akenerin. Sie vermutete Bequemlichkeit als Grund für das mangelnde Interesse. Verglichen mit den Vorjahren hatten sich dieses Mal jedoch mehr Demonstranten auf dem Damm eingefunden.