Abschied von der Zettelwirtschaft
Köthen/MZ. - Tönsmeier beschäftigt in Sachsen-Anhalt 250 Mitarbeiter, 47 von ihnen arbeiten bei der GfA in Köthen.
Dr. Jens Hoberück, seit dem 1. Juli vorigen Jahres Geschäftsführer in Köthen, nennt als eine der wichtigsten Neuerungen im Interesse der Kunden das Einführen eines festen Entsorgungstages für den Hausmüll sowie für Bioabfälle, Papier und Pappe. Hoberück spricht von einem "Regelentsorgungstag", der sich lediglich durch Feiertage verschieben könnte, wenn diese auf einen Wochentag fallen. "Der seit 1991 unveränderte Tourenplan war einfach nicht mehr zeitgemäß", begründet Hoberück. Nach diesen alten Plänen verschob sich der Tag, an dem die Müllmänner kamen, ständig. "Das erschwerte den Leuten den Durchblick."
Weiterer Geschäftsführer in Köthen und Geschäftsführender Gesellschafter der Tönsmeier & Bego Entsorgungsdienste GmbH mit Sitz in Oppin ist Bernd Godziszewski. Er war maßgeblich an der Privatisierung des vorher kommunalen Dienstleisters beteiligt und ist als regionaler Geschäftsführer in Sachsen-Anhalt tätig.
Eine zweite, nicht unerhebliche Neuerung hatte gerade zu Anfang des Jahres zu Irritationen und Durcheinander in der Bevölkerung geführt. Die GfA ist seit dem 1. Januar nicht mehr wie bisher für die Abfallberatung zuständig. Diese wird jetzt von der Landkreisverwaltung wahrgenommen (die MZ berichtete). "Wir sind für das Entsorgen und die Tourenpläne verantwortlich", grenzt Jens Hoberück ein. "Gebührenfragen zum Beispiel gehen uns nichts mehr an." Auch das Abholen der gelben Säcke ist nicht Sache der GfA, wie von vielen nach wie vor angenommen wird, die am Pfriemsdorfer Weg anrufen.
Seit Beginn des Jahres wird diese Aufgabe von der Udo Achtert GmbH wahrgenommen.
Reformiert haben die GfA-Leute auch das Abholen von Sperrmüll, Elektroschrott und Schrott. Zum Anmelden liegen Doppelkarten bei allen Anlaufstellen der Gesellschaft im Kreis aus (s. auch Beitrag "Überblick"). Die Karten können auch per Fax (03496 7008 21) weitergegeben werden. In Kürze, so die Geschäftsführung, wird es auch möglich sein, sich per Internet für den Sperrmüll anzumelden. Die Homepage des Unternehmens wird derzeit überarbeitet und auf den aktuellen Stand gebracht.
Viel Aufwand betreibt die GfA, um alle Positionen und Zahlen in einer modernen EDV-Anlage unterzubringen. "Früher lief das hier mehr oder weniger mit Taschenrechner und Kopierstiftzetteln" bemerkt Godziszewski. Ziel sei es, den Köthener Betrieb in das Tönsmeier-Netz einzubinden, jede Waage an das innerbetriebliche Computernetzwerk anzudocken. Ordnung soll über die EDV auch in die Behälterbestände gebracht werden. Dazu müsse man wissen, meinen die GfA-Chefs, dass nichts so häufig getauscht werde, wie ein Abfallbehälter. Für dieses Jahr hat sich das Unternehmen den Umbau der Umladestation am Maxdorfer Weg vorgenommen. Dort wird, so Hoberück, auch eine "ordentliche" Annahmestelle für Elektroschrott entstehen und am 1. Juni den Betrieb aufnehmen. Gedacht ist auch an die Annahme von Kleinstmengen Sperrmüll und Siedlungsabfall. Die Firma will für das Vorhaben an der Maxdorfer Straße eine halbe Million Euro investieren. Die alte Umladestation sei zu eng, entspreche nicht mehr den Erfordernissen. So sollen die Wege für Lkw und Pkw entflochten werden.
Die Erweiterung der Umladestelle am Maxdorfer Weg soll die betrieblichen Abläufe sichern. Es entstehe so eine Art Puffer, um Ausfälle an Nachschub für das Müllheizkraftwerk abfangen zu können, erklären die Geschäftsführer. Für beide steht fest: Eine bloße Orientierung auf das kommunale Geschäftsfeld, auf das sich die GfA vormals zurückgezogen habe, reiche nicht mehr aus. Damit wäre der Betrieb nicht wettbewerbsfähig gegenüber der privaten Entsorgungswirtschaft gewesen. "Wir sind nicht der Zampano im gewerblichen Bereich", meint Godziszewski. Immerhin wird noch in diesem Jahr für den Gewerbemüll ein großer Überkopflader angeschafft, der bis zu sieben Kubikmeter Material stemmen kann. "Gewerblich wird in Fahrzeuge und Behälter investiert", zeigt Godziszewski die Richtung auf.
Für den Geschäftsführer ist klar: "Bei der GfA in Köthen ist einiges aufzuholen", auch, was die Qualifizierung der Mitarbeiter anbetreffe. Schritte in diese Richtung haben die Beschäftigten schon zurück gelegt. In diesem Jahr strebt die Gesellschaft in Köthen nach Auskunft von Godziszewski im kommunalen, gewerblichen und industriellen Bereich einen Jahresumsatz von 4,5 Millionen Euro an. Weitere Investitionen sollen in den "desolaten" Eingangsbereich am Pfriemsdorfer Weg fließen sowie in neue Boxen für den Grünschnitt und für Kompost.
Wer Müll abholt, der muss auch immer mit der Kritik seiner Kundschaft leben. So beklagt Karl Panzner aus dem Porster Weg in Köthen nach einem MZ-Beitrag über das unvollständige Entleeren der Müllbehälter, dass auch seine Tonne nicht vollkommen geleert worden sei. Klaus Volkmann aus der Dorfstraße in Scheuder ist darüber verärgert, dass geleerte Tonne halb auf der Straße mit offenem Deckel stehen bleiben. Jens Hoberück zeigt sich den Ärgernissen der Kunde gegenüber aufgeschlossen: "Jede Beschwerde wird beantwortet. Keiner wird abgewimmelt" verspricht er.