Zur Mühle Mühlberg
Jessen/MZ. - Eisiger Wind und trübes Wetter schreckte zwanzig Nabu-Freunde nicht. In warme Kleidung gehüllt ging es von Jessen-Süd über den Damm der Schwarzen Elster in Richtung Grabo, an die ehemalige Mühle Mühlberg sowie bis zum Neugraben und zurück. Etwa fünf Kilometer wurden unter die Sohlen genommen. Aufmerksam beobachten die Exkursionsteilnehmer die Natur. Eine kleine Sensation war dabei ein Schwarm von Seidenschwänzen. Die gefiederten Gäste kommen aus Sibirien und Nordeuropa, um hier zu überwintern.
Dr. Bernd Simon, Vorsitzender der Nabu-Gebietsgruppe Jessen, hob als einschneidendstes Ereignis des Jahres 2005 die Schließung der Naturschutzstation in Hemsendorf hervor. Nach wie vor seien die Betroffenen ziemlich sauer auf die Verantwortlichen des Landkreises, des Eigentümers der Station. Es ging um knappe, ziemlich "läppische" 2 000 Euro Betriebskosten. Alle Aktionen zur Rettung des Domizils verliefen erfolglos. "Wo kein Wille ist, ist auch kein Weg", mahnten die Naturschützer mit Plakaten unter anderem im Landratsamt. Trotz des "Aus'" wurde das Entgegenkommen des Kreises gewürdigt. Immerhin konnte der Nabu das Objekt zehn Jahre lang kostenfrei nutzen. "Wir geben aber unsere Naturschutzarbeit nicht auf, nur weil irgendein fiktives Sparschwein in der Politik zur Zeit mehr Gewicht hat als der unbezahlbare Idealismus zugunsten unserer heimatlichen Natur", unterstrich Bernd Simon.
Was 2005 von den Naturfreunden geleistet wurde, ist beachtlich. Zur kontinuierlichen Arbeit gehörte vor allem das Wirken der Fachgruppe Ornithologie. Dazu zählten international koordinierte Wasservogelzählungen an Elbe, Schwarzer Elster und Kiesseen in den Wintermonaten sowie die traditionelle Beringung von Jungstörchen im Sommer unter Federführung von Peter Raschig. Auf gute Resonanz stießen auch die vogelkundlichen Morgenwanderungen in den Zielgebieten Jessen, Prettin und Klöden. Erstmals gab es im vergangenen Jahr eine Exkursion in die Umgebung von Premsendorf. Die Beobachtungstouren standen unter Leitung von Ulrich Bieselt, Dieter Koch, Gerd Hennig, Bernd und Uwe Simon sowie Egon Schneider.
Für 2006 hat sich die Nabu-Gruppe erneut ehrgeizige Ziele gesetzt. Sie stehen unter dem Motto: "Kein Ende ohne Anfang." Der Terminkalender ist prall gefüllt mit Wasservogelzählung, vogelkundlichen Morgenwanderungen, Storchenberingung, Fachvorträgen, Baumpflanzaktionen sowie einer Rad- und Herbstwanderung. Ein besonderer Höhepunkt soll eine Fischadlerexkursion an den Muldestausee bei Bitterfeld am 27. Mai sein. An den Veranstaltungen kann sich jeder Naturfreund beteiligen. "Denn der Nabu ist für alle da, auch für Nichtmitglieder", unterstrich ausdrücklich Bernd Simon.