«Wogen des Lebens schlagen hin und her»
Bethau/MZ. - An drei Tagen wurde des 100-jährigen Bestehens des Bethauer Gotteshauses gedacht.
Den Auftakt bildete am Samstagabend ein Konzert mit dem Gospelchor aus Senftenberg. Die 14 Sängerinnen und Sänger unter Leitung von Peter Apelt zogen die Zuhörer in der fast voll besetzten Kirche in ihren Bann und erhielten nach jedem Titel viel Beifall.
Dass Gospel-Songs Lieder voller Kraft, Freude und einem unbeschreiblichen Freiheitsgefühl sind, erlebten die Gäste hautnah. Entstanden sind die Gospels in einer Zeit, in der es Menschen sehr schlecht ging, beispielsweise in den Südstaaten der USA oder zur Zeit der Apartheid in Südafrika. So gehörten zwei südafrikanische Freiheitslieder oder das "Vaterunser" auf Suaheli zum Repertoire des Chores. Die Gospel-Singers beließen es nicht beim Auftritt am Samstag. Sie übernachteten in Hotels und Pensionen der Region, um am Sonntag den Festgottesdienst mit zu gestalten.
Viele Gäste
Wieder war die Kirche gut besetzt, als Ruth Taube aus Jessen an der Orgel das Ereignis musikalisch einleitete. Die Andacht hielt Pfarrer Matthias Hemmann aus Prettin. "Die Wogen des Lebens schlagen hin und her, so wie das Schilf, durch das der Wind fährt", sagte er unter anderem.
Einen entsprechenden Strauß des Grases brachte er als Geschenk mit und segnete das Gotteshaus erneut. Matthias Hemmann erinnerte daran, dass vor mehr als hundert Jahren der Glaube an Gott stärker war als alle bürokratischen Hindernisse. Nur so konnte der Neubau der Kirche gelingen. Auch Superintendent Christian Beuchel - einst Pfarrer in Axien - war aus Wittenberg angereist und überbrachte als Geschenk eine Kerze mit einem Lebensbaum, die den Altar festlich illuminierte. Während des Festgottesdienstes wurden Grußworte von Pastoren verlesen, die sich um die Kirche in Bethau verdient gemacht haben. Unter anderem von Pfarrer Eberhard Penckerd aus Kleinschmalkalden, der sich von 1954 bis 1960 sehr einsetzte und vor allem den Erhalt des Kirchturmes als Hauptaufgabe sah. Von 1962 bis 1987 war es Pfarrer Gerhardt Herfurth, der in Bethau predigte und die Geschicke in der Hand hielt. Aus Groß-Rosenburg war es Pastorin Eva-Maria Wassersleben, die von Annaburg aus zwischen 1995 und dem Jahr 2000 die Pfarrstelle in Bethau mit betreute.
Pfarrer Matthias Hemmann würdigte das Engagement der Kirchengemeinde. Besonders Siegfried Schmidt und seinem Sohn Heinz, Vorsitzender des Gemeindekirchenrates, sei es zu verdanken, dass diese Jubiläumsfeier überhaupt zustande gekommen ist. In Bethau seien das Bewusstsein für Ortsgeschichte und Tradition noch sehr ausgeprägt. "100 Jahre in der Existenz eines Gotteshauses sind eigentlich nicht viel. Wichtig aber ist, dass sich Menschen engagieren. Wenn wir nicht selbst etwas anpacken, dann wird daraus nichts. Dazu gehört eine gehörige Portion Gottvertrauen, um Formen der Niedergeschlagenheit zu überwinden. Und die Kirche muss sich dem Zeitgeist anpassen, heute mehr als je zuvor vor allem jungen Leuten etwas bieten und auf sie zugehen", so Matthias Hemmann.
Neben den Gospelsängern aus Senftenberg sorgte auch ein Chor unter Leitung von Kantorin Eva-Maria Glüer aus Labrun für die musikalische Umrahmung.
Am Montag ab 10 Uhr läuteten abermals die Glocken hoch vom Kirchturm her. Da bestand dann Gelegenheit, noch einmal die interessante Ausstellung mit historischen Fotos aus der Geschichte des Gotteshauses in aller Ruhe zu besichtigen und sich im stillen Gebet zu sammeln.
Siegfried Schmidt meinte abschließend und sichtlich bewegt: "Es war eine sehr schöne Jubiläumsfeier und im Namen des Gemeindekirchenrates danke ich allen, die sich dafür eingebracht haben."